Myanmar

Fazit

Myanmar ist mehr als eine Reise wert! Uns sind nur überaus freundliche Menschen begegnet, die trotz manchmal einfachster Lebensverhältnisse zufrieden schienen und scheinbar nicht mit ihrem Leben hadern. Der Glaube an die Lehren Buddhas trägt sicher viel dazu bei. Die Spendenbereitschaft für noch mehr Buddhafiguren und Tempel oder für ein gutes Leben der Mönche ist erstaunlich groß. Niemals waren wir in Sorge um unser Hab und Gut und konnten uns entspannt umsehen. Die schöne Landschaft, die vielen Pagoden, aber auch das Handwerk, die Mönche und das Bier sind unbedingt einen Besuch wert!

26.10.18: Yangon und der goldene Fels

Während wir mit dem E-Bike durch das Tempelfeld cruisen, macht Min Min sich schon mal mit seinem Auto auf, die 600 km lange Strecke von Bagan nach Yangon zu fahren, um uns pünktlich am nächsten Tag am Flughafen aufzufischen. Bevor wir uns Yangon ansehen, geht es nach Golden Rock, einem Ort, der nach einem der heiligsten Heiligtümer benannt wurde, das sich auf dem Berg Kyaikhtiyo befindet. Dort liegt ein goldener Stein, der so aussieht, als würde er jeden Moment vom Berg rollen. Aber zum Glück wird er von zwei Haaren Buddhas daran gehindert, da diese für das nötige Gleichgewicht sorgen. 

Wir starten am nächsten Morgen um fünf Uhr vom Basislager Kinpun aus. Von da aus fahren jeden Tag zig Kleinlaster auf den Berg, die die Leute hoch transportieren. Die Verladung der Pilger erfolgt über hohe Rampen, der Andrang ist ebenfalls hoch. Pro Fuhre können sich knapp 50 Personen auf die Ladepritsche und in die Fahrerkabine quetschen. Die Fahrt kostet 1500 Kyat, also ungefähr 75 Cent inklusive einer Lebensversicherung, was uns zumindest ein Schild weismachen will. Beruhigt steigen wir ein. 

40 Minuten lang fahren wir mit gutgelaunten Burmesen durch Serpentinen den Berg hinauf. Zwischendurch gibt es einen kurzen Halt und jemand schwingt eine Rede und hält anschließend eine Spendenschüssel bereit. Wie immer wird bereitwillig gespendet, um ein besseres Leben nach dem Tod zu garantieren. Oben angekommen haben wir noch einen Fußweg von 15 Minuten vor uns, barfuß selbstverständlich. Wir drängeln uns zusammen mit Pilgern und Trägern durch die Menschenmassen bis zum Ziel: Dem goldenen Felsen!

Noch im Nebel versunken sehen wir ihn plötzlich vor uns. Drumherum wird gebetet, gespendet, es werden Kerzen und Räucherstäbchen angezündet was das Zeug hält. Oben auf dem Berg sehen wir immer wieder Bettelmönche, die mit ihrem Topf in einer Reihe hintereinander stehen und die Spenden der Pilger in Form von Geld oder gekochten Reisgerichten in Tütchen entgegen nehmen. Leider will der Nebel nicht so ganz verschwinden, bevor wir uns auf den Weg zurück machen. Nun fahren wir die Serpentinen hinunter, das sieht deutlich dramatischer aus und wir hoffen, dass das letzte Wartungsintervall der Bremsen des Lastwagens noch nicht allzu lange her ist. Auch hier ein Spendenaufruf beim Zwischenstopp. Ein kleines Mädchen bietet neben  Muschelketten auch Spielzeugmaschinengewehre zum Kauf an. Aus Bambus gebastelt mit echten Maschinengewehrgeräuschen. Niemand dieser friedliebenden Pilger stört sich daran.

Auf dem Weg nach Yangon halten wir in Bago, um einen riesengroßen liegenden Buddha und vier ebenfalls riesengroße sitzende Buddhas zu bestaunen. Am  nächsten Tag fahren wir ein Stück mit dem Zug durch die Stadt und sehen, wie die Leute entlang der Zugstrecke hausen. Das Gleisbett ist Wohnzimmer, Spielplatz und Küche zugleich und eignet sich auch hervorragend zum Trocknen der Wäsche. Dann heißt es wieder „shoes off“, um weitere Pagoden und Buddhas anzusehen. Außergewöhnlich beeindruckend ist dabei die Shwedagon-Pagode. Die Stupa in der Mitte der riesengroßen Marmorplattform ist 100 Meter hoch und wird von 64 kleineren Stupas sowie weiteren goldenen und weißen Tempeln mit vielen Buddhafiguren umgeben. Es ist unmöglich, die Atmosphäre dieses Ortes in Fotos einzufangen. Wir sind tatsächlich extrem beeindruckt von diesen Bauwerken. 

Für den letzten Abend hat uns Min Min zu sich nach Hause eingeladen und wir lernen seine Familie beim Abendessen kennen. Darüber freuen wir uns sehr, denn wir haben uns in den vergangenen elf Tagen so aneinander gewöhnt, dass wir Myanmar mit einem dicken weinenden Auge verlassen, nicht ohne das Versprechen wiederzukommen, um mehr von diesem Land kennenzulernen und Min Min’s Familie wiederzusehen.

23.10.18: Bagan: Big Buddha is watching you!

Mit Min Min geht es durch die Berge weiter nach Bagan. Zwischendurch erklimmen wir gefühlte 1000 Stufen zum Mount Popa, einem Tempel mitten auf einem ehemaligen Vulkan. Hier haben sich Affen breit gemacht, die sich ratzfatz Klauzos schöne Mossy Oak-Kappe vom Kopf schnappen. Weg ist sie. Zum Glück hilft eine Frau beim Zurückholen des guten Stücks. Sie bekommt natürlich ein kleines Trinkgeld. Einige Stufen höher wird uns klar, dass diese Affen so ziemlich jedem Besucher irgendetwas klauen und die gute Frau den ganzen Tag über äußerst hilfsbereit ist.

Dann kommt der erste Treppenstufenputzer, der um eine kleine Spende bittet. Na gut, er gibt sich wirklich Mühe, diese von den Affen eingesaute Treppe sauber zu halten und da wir wie in jedem Tempel barfuß unterwegs sind, kommt uns das ganz gelegen. Ungefähr dreißig Stufen weiter wissen wir, dass nun lauter Treppenputzer folgen, da der näxte schon nach einer Spende fragt. Nein, jetzt reicht es wirklich. Unsere Füße sind jetzt schon viel dreckiger als noch bei der Schuhabgabe. Die anderen gehen leer aus.. Oben angekommen bewundern wir die schöne Berg- und Waldlandschaft um Mount Popa herum. Der Aufstieg hat sich gelohnt, die Affen sind unten geblieben, um auf das näxte Opfer zu warten.

Endlich angekommen in Bagan verabreden wir uns mit Min Min für fünf Uhr morgens, um verbotenerweise auf einen der 2400 Tempel in Bagan zu steigen. Von hier aus hat man einen guten Blick auf die vielen Tempel, die in einem großen Feld mit Bäumen und Büschen stehen. Noch bis vor zweieinhalb Jahren durfte man auf alle Tempel klettern, aber dann ist es komplett verboten worden, um die Tempel zu schützen. Wenn das Wetter passend ist, dann kann man kurz nach Sonnenaufgang Heißluftballons über das Feld fahren sehen. Wir haben sogar zweimal Glück und können das Schauspiel an zwei Tagen beobachten.

Ansonsten machen wir in Bagan das, was alle tun: Eine Tempeltour. Min Min fährt uns von Tempel zu Tempel und wir bewundern Stupas von außen und Pagoden von außen und innen. Und jedes Mal müssen wir natürlich unsere Schuhe ausziehen. Dreck hin oder her, Ausnahmen gibt es nicht. Alle Tempel schaffen wir nicht, nach elf völlig unterschiedlichen Tempeln, zig Buddhastatuen und schwarzen Füßen endet der erste Tag mit dem Sonnenuntergang auf einer Anhöhe. Der Himmel wird wunderbar rot. 

Am nächsten Tag leihen wir uns einen Elektroroller und fahren schön leise und gemütlich durchs Tempelfeld. Uns kommt es eher wie ein Labyrinth vor, es gibt nur wenige Wegweiser und unsere Karte vom Hotel stimmt hinten und vorne nicht. Was soll‘s?! Zum Sonnenuntergangsplatz schaffen wir es mit Hilfe eines Einheimischen dann noch rechtzeitig. Und unsere Füße sind auch sauber geblieben! 🙂

20.10.18: Inle: Eine Welt auf dem Wasser

Auf der Fahrt zum Irne-See haben wir das Glück in Kyaukse die Parade des jährlich stattfindenden Elefantentanz-Festivals zu überholen. Die Elefantentänzer fahren trommelnd und tanzend durch den Ort zum Fuß des Hügels, auf dem die Shwethalyang-Pagode steht, um dieser zu huldigen.

Mit einem Longtail-Boot geht es am nächsten Morgen rasend schnell den Kanal in Nyaung Shwe entlang auf den Inle-See. Mit 22 km Länge und 10 km Breite ist er vor allem durch seine schwimmenden Dörfer und Plantagen und die weltberühmten Einbeinruderer bekannt geworden.

Ich bin sehr gespannt, ob wir tatsächlich Fischer sehen, die diese großen Netzkörbe ins Wasser werfen und mit einem Bein das Ruder bewegen, damit sie die Hände fürs Fischen frei haben. Auf dem Kanal kommen uns erst einmal einige Longtailboote mit Tomaten, Blumen oder Obst entgegen, die in Nyaung Shwe ihre Waren verkaufen. Kaum angekommen auf dem See sehen wir schon von weitem die ersten Boote mit den Einbeinruderern. Sie tragen traditionelle Kleidung und bewegen ihr Boot, indem sie ein Bein um das Ruder schlingen. Mit den beiden Händen können sie den Fangkorb ins Wasser setzen und dann die Beute ins Boot holen. Wir fahren näher heran und beobachten diese seltsame Fangmethode.

Dann geht es weiter über den See und wir sehen wie Seegras geerntet wird. Das Seegras wird für den Bau der schwimmenden Plantagen benötigt. Gemüse, Obst und Blumen werden auf dem See auf einer sehr fruchtbaren schwimmenden Masse aus Erde und Seegras angepflanzt. Diese Felder werden mit Bambusstäben am Boden des Sees befestigt und man kann an manchen Stellen sogar darauf laufen. Wir fahren vorbei an schwimmenden Tomaten-, Bohnen- und Reis- und Blumenfeldern. 

Es geht weiter zu den schwimmenden Dörfern, in denen ca. 70.000 Intha in Häusern auf Holzpfählen mitten im Wasser wohnen. Das sieht von unserem Boot aus sehr idyllisch aus, aber die Bewohner müssen hart arbeiten. Sie leben vom Handwerk und wir können Silberschmieden, Zigarrendrehern oder Messerschmieden bei der Arbeit zusehen. Aus den Lotusstängeln werden Fäden gezogen und zu Lotusseide verarbeitet. Diese filigrane Arbeit erfordert viel Geschick und dauert sehr lange, wodurch die Stoffe aus Lotusseide sehr teuer sind. Die Frauen bekommen für ihre Arbeit einen US-Dollar pro Tag. Ich habe nach dem Preis für einen der schönen Schals gefragt. 280 US-Dollar war mir dann doch etwas viel. Aber die teuere Luxusware soll insbesondere in Italien stark gefragt sein.

In einem der Häuser treffen wir auf einige Padaung-Frauen. Sie tragen eine mehrere Kilogramm schwere Messingspirale um ihren Hals. Im Inle-See wohnen nur wenige, die vom Geld der Touristen leben, aber im Nordosten von Myanmar existiert immer noch ein Dorf, in dem diese Tradition gepflegt wird, allen gesundheitlichen Bedenken zum Trotz. Der Hals wird nämlich nicht länger, nur die Schultern werden nach unten gedrückt und dauerhaft deformiert. Glücklicherweise legen immer weniger Mädchen diesen „Schmuck“ an. Es ist ein merkwürdiges Gefühl diese Frauen und Mädchen zu „besichtigen“, aber sie empfangen uns zumindest vordergründig offen und herzlich (sicher auch in Erwartung des gewünschten Trinkgeldes, das sie auch von uns bekommen). So bleibt dann doch ein ungutes Gefühl beim Verlassen der Frauen zurück. 

Zum Lunch in einem schwimmenden Restaurant probieren wir uns durch die leckere burmesische Küche. Auf dem Rückweg zum Bootsanleger dürfen noch Zuschauer der nur einmal im Jahr stattfindenden Bootsparade zum Ende des Pagodenfestes werden. Ungefähr 30 Boote mit je 60 Enbeinruderern fahren mit Musik an uns vorbei. Viele Longtailboote mit Einheimischen und ein paar Touristen warten schon ganz ungeduldig darauf. Unser Skipper Mr. Bia steuert unser Boot in eine gute Position von der aus wir diese besondere Parade ansehen können. 

18.10.18: Mandalay: Es ist alles Gold was glänzt!

Nach der Ankunft in einem uns völlig unbekannten Land, von dem wir gehört und gelesen haben, es sei wunderschön, fahren wir erst einmal mit einem Bus zum Hotel. Dort werden wir schon freudestrahlend empfangen, als seien wir dort allseits bekannt. Auf einem Empfangsschild steht schon mein Name und natürlich will man wieder unseren Ruxsack tragen, den wir aber eigentlich lieber selbst schleppen. Diesen überfreundlichen lächelnden Menschen kann man jedoch nichts abschlagen, daher machen wir direkt eine Ausnahme. Wir werden nach dem Checkin sofort auf die Happy Hour auf der Dachterrasse hingewiesen: Von halb sechs bis halb acht gibt es dort Freigetränke! „Waaaaas? Alles frei?“ Ja! Wir können es kaum glauben. In Indien und Vietnam gab es immer diese lustigen Schilder: „Happy Hour: Buy one, get one.“

Nach einem kurzen Erkundungswalk in der Hotelumgegend probieren wir diese beiden happy hours direkt mal aus. Stimmt alles, wir kriegen sämtliche Getrönke von der Karte (inklusive Bier und Cocktails) komplett kostenfrei. Dazu haben wir noch den Blick von der Dachterrasse auf die Stadt. Hört sich ganz schön teuer an, dieses Hotel. Ist es auch, jedenfalls für die Verhältnisse in diesem Land. Wir bezahlen zusammen knapp 20 Euro für ein Doppelzimmer pro Nacht inklusive Frühstück und zweier glücklicher Stunden am Tag. 

Ein winziger Haken ist dann doch dabei. Zur Happy Hour-Zeit wird auf der Dachterrasse ein traditionelles Puppentheater gespielt. Das ist nicht so ganz unser Ding und die Musik dazu ist wirklich grauenvoll schröpig, aber die Puppenspieler sind die Hotelbediensteten, die ansonsten hier rumschwirren und immer gutgelaunt und superfreundlich sind. Und als wir ihnen zusehen, mit wie viel Elan und Liebe sie die Pferde, Prinzessinen und sonstigen Puppen über die kleine Bühne bewegen, werden wir doch noch Fans des jeden Abend selben Theaterstücks. 

Am nächsten Morgen holt uns Min Min ab, der in den nächsten 10 Tagen unser Guide ist. Er trägt, wie die meisten Männer hier, einen Longyi, das ist ein langer Rock. Als erstes sehen wir uns eine Blattgoldmanufaktur an. Hier schlagen Männer mit einem drei Kilogramm schweren Hammer stundenlang auf ein Lederläppchen ein, in dem in mehreren Lagen Gold versteckt sind. Die Frauen schneiden aus dem Blattgold kleine Quadrate für den Verkauf an die Gläubigen, die diese hauchdünnen Blättchen an die Buddha-Statuen kleben.

Dann geht es zu einer Weberei, wo wir zusehen können wie nach einer Anleitung gefühlte tausend Fadenschiffchen wie wild durch Querfäden gejagt werden und ein schönes Muster entsteht. Anschließend geht es zum Mahaganddhayon-Kloster. Dort leben ca. 1800 Mönche und die, die es werden wollen, zusammen. Sie leben ausschließlich von Spenden Gläubiger. Wir sehen die Essensausgabe und einen Freiluftfrisörsalon. 

Min Min fährt uns zum Königspalast, zur Mahamuni-Pagode (darin liegt ein mit Goldplättchen übersähter Buddha) und zur Kuthodaw-Pagode (sie besteht aus 729 einzelnen kleinen Pagoden und in jeder steht eine Marmortafel mit Lehrsätzen des Buddhismus). Dort schleppt mich erst einmal ein Mädchen ab, dass mich dann mit einer beigen Paste aus Baumrinde schminkt. Frauen und Kinder schmieren sich diese Paste als Sonnenschutz und Schminke ins Gesicht. Mal mit, mal ohne besonderes Muster. 

Kurz vor Sonnenuntergang gehen wir über die berühmte U-Bein-Brücke, die mehr als einen Kilometer lang ist und als älteste und längste Teakholz-Brücke der Welt gilt. Nach einer Bootsfahrt zum Sonnenuntergang geht‘s aufs Hoteldach zum Puppentheater. 

Am nächsten Tag geht es mit einem Boot rüber zum Dorf Inwa. Hier leben die Leute noch sehr traditionell, allerdings warten einige auch schon am Ufer auf uns und andere Touristen, um ihre Postkarten, Armbänder o.ä. zu verkaufen. Aber sie sind dabei gar nicht aufdringlich und gehen mit einem Lächeln weiter, auch wenn man nichts kauft. Das schaffen wir allerdings nicht immer, da sie so nett sind, dass man kaum weitergehen möchte ohne etwas mitzunehmen.

Bevor wir den Sonnenuntergang auf dem Boot genießen, kommen wir an einem Fischmarkt vorbei. Der findet mitten auf einer Straßenkreuzung statt. Wir sehen einen BVB-Fan, der einen Fischkarren zieht. 🙂 

Natürlich lassen wir am letzten Abend unsere Puppenspieler nicht im Stich und applaudieren noch einmal besonders kräftig.

 

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