Vietnam

Fazit

Ein vielfältiges, überraschend gut organisiertes Land mit offenen, sehr freundlichen Menschen, das sich auf dem Sprung in die Moderne seine Traditionen bewahrt. Agil, jung, pragmatisch, quirlig, sympathisch – klare Reiseempfehlung.

15.10.18: Miss Saigon

Wir kennen Saigon bisher eigentlich nur aus den Nachrichten in den 70er-Jahren, in denen fast täglich vom Vietnamkrieg berichtet wurde und wissen, dass es danach in Ho-Chi-Minh-City umbenannt wurde. Jetzt stehen wir mittendrin und haben den Eindruck, in einer modernen Metropole zu sein. Wenn man durch die Straßen läuft, dann sieht man einen Mix aus Wolkenkratzern und modernen Gebäuden aber auch Kolonialgebäuden und kleinen traditionellen Häusern, zwischendurch immer wieder Märkte und Streetfood. Es gibt viele mehrspurige Straßen über die sich Lawinen von Mopeds zwängen. Wir finden kaum eine Lücke zum Durchspringen. 

Eine Metro ist gerade noch im Bau, daher fahren wir häufig mit Bussen durch die Gegend. Die sind topp organisiert, kommen pünktlich und es gibt eine App, da kann sich der VRR eine dicke Scheibe von abschneiden. Man kann in null Komma nixx herausfinden, wann ein Bus zum gewünschten Ziel führt. Offline natürlich!

Damit suchen wir uns auch die Busse heraus, die uns zu den Cu Chi-Tunneln bringen. An der Bushaltestelle treffen wir Anh, sie war schon mal für drei Monate in Leipzig und spricht etwas Deutsch. Da sie denselben Bus nimmt und die Fahrt eineinhalb Stunden dauert, können wir uns etwas unterhalten. Es ist wirklich spannend zuzusehen, wer so ein- und aussteigt. Immer wieder steigen Verkäufer zu und wieder aus, von denen man während der Fahrt etwas kaufen kann. Einer bietet neben getrockneten Gurken und Taubeneiern auch Lotterielose an. Da wir schon längst Dongmillionäre sind, kaufen wir diesmal kein Los. Anh bringt uns beim Umsteigen noch in den nächsten Bus, mit dem wir nochmals vierzig Minuten fahren. 

Am Ziel angekommen besichtigen wir einen Teil des über 200 km langen Tunnelsystems, das im Vietnamkrieg eine unterirdische Stadt für die Vietcong war, von wo aus sie gegen die Amerikaner und die Südvietnamesen gekämpft haben. Wir kriechen durch sehr enge Tunnel, deren Einstiege unter dem Laub nicht sichtbar sind, finden verschiedene Fallen mit Holzspießen, die für die Feinde aufgebaut wurden und sehen eine Art Dokumentation über den Vietnamkrieg. Intensive Eindrücke, die die Ausmaße des Vietnamkrieges etwas begreifbarer machen. 

Am letzten Tag besuchen wir noch den Thien-Hau-Tempel, in dem die Gläubigen lange Räucherstäbchenspiralen unter der Decke aufhängen und rosa Wunschzettel für die Toten daran hängen. Natürlich darf auch ein Besuch im Hard-Rock-Café nicht fehlen. Nebenan sieht man – auch ohne Dominosteine – Weihnachten nahen…

13.10.18: Abstecher ins Mekong-Delta

Nach der Ankunft in Ho-Chi-Minh-Stadt, die trotz der Umbennung 1976 (ein Jahr nach dem Ende des Vietnamkrieges) von ihren Bewohnern zumeist weiterhin Saigon genannt wird, machen wir wegen der Wetteraussichten schon direkt am nächsten Tag einen Abstecher ins Mekong-Delta, um nicht mehr als nötig nass zu werden. Der Plan geht so ziemlich auf!

Mit unserem Guide Phong fahren wir fast drei Stunden über Land. Kurz vor der Ankunft in Can Tho müssen wir durch einige tieferliegende Straßenabschnitte fahren, die noch vom Regen in der Nacht überflutet sind. Wir sind aber nicht die einzigen: Mopeds, LKWs, Fahrräder und andere Gefährte wuseln sich durchs Wasser und hoffen, nicht liegen zu bleiben. Für einige Mopeds ein hoffnungsloses Unterfangen. Aus dem trockenen Auto heraus kann man entspannt zusehen, zumal es nicht das eigene ist.

Zuerst besuchen wir trockenen Fußes einen lokalen Markt, auf dem die üblichen Früchte und Gemüsesorten angeboten werden. In der kleinen Markthalle entdecken wir dann allerdings doch noch etwas Besonderes. Es gibt dort frische Frösche! Die sind so frisch, dass wir es kaum glauben können. Neben denen im Netz, die noch auf ihr Ende warten müssen, liegen nämlich weiße Frösche, denen bereits die Haut vom Leib gezogen wurde. Leider können sie trotzdem noch hüpfen. Wir glauben ganz fest daran, dass der Frosch am Spieß in Hoi An artgerecht gehalten und blitzschnell getötet wurde.<o

Dann fahren wir mit einem Boot zum weltberühmten schwimmenden Markt von Cai Rang. Früher war es das Handelszentrum im Mekong-Delta als der Straßenverkehr noch nicht so weit entwickelt war. Nun gibt es immer weniger Boote, die zumeist Obst und Gemüse dort verkaufen. Trotzdem ist es spannend zuzusehen, wie die Händler ihre Waren anbieten. Sie hängen mindestens ein Exemplar an eine lange Stange, die in die Höhe ragt. So kann man schon von weitem erkennen, was auf diesem Boot verkauft wird. Manche Frauen kochen auch direkt auf ihren Booten und bereiten Mahlzeiten zu. Viele Händler wohnen in ihren Booten, allerdings übernehmen immer weniger Kinder diese Tradition und ziehen lieber aufs Festland. Es wird wohl nicht mehr lange dauern bis das letzte Boot diesen Markt verlassen wird.

Dann fahren wir mit einem Boot durch viele schmale Kanäle weiter nach Ben Tre, der Provinz der Kokosnusspalmen. Hier wird alles aus Kokosnüssen hergestellt: Das Holz dient zum Bau der Häuser, die Blätter als Dachbedeckung, Kokosfasern für Seile, Bürsten, Schalen; die süße Kokosmilch als Getränk, Kokospüree für Magarine, usw..

Wir fahren mit dem Fahrrad an Kokosnussgärten entlang, sehen einem Kokosnusskletterer zu, erfahren wie Reisnudeln und einfache Ziegelsteine hergestellt werden, essen Elefantenohr-Fisch mit Reisnudeln und probieren Mekong-Whiskey mit Schlange und Skorpion.

—-
09.10.2018: Von Hue nach Hoi An

In Hue, einst Sitz der Kaiser der Nguyen-Dynastie, leihen wir uns erst einmal ein Fahrrad. Trotz des leicht chaotischen Verkehrs lässt es sich gut fahren. Man muss sich ja auch nicht an Regeln halten und kann einfach fahren wie man möchte. Das schaffen wir leicht auch ohne irgendjemanden zu touchieren. Hinter dem alten Kaiserpalast sehen wir wie Räucherstäbchen hergestellt werden. Warum wir diese dann später auf einem Bürgersteig liegen sehen, wissen wir nicht, aber es sieht ganz schön aus.

Abends landen wir in einem Army Pub. Die Deko ist aus dem Vietnamkrieg und die Bedienungen haben sich passend gekleidet. Auf der Getränkekarte gibt es in der Kategorie „Shots“ einen B-52! Im Vietnamkrieg wurde der B-52-Bomber zum Abwurf von Brandbomben verwendet. Passenderweise wird dieser Schnaps dann auch erst einmal angezündet. Humor haben die Vietnamesen ja scheinbar.

Dann fahren wir mit einem Überlandbus nach Hoi An. Hoi An ist ein netter kleiner Ort direkt am Meer. Daher haben wir uns in Strandnähe einquartiert. Leider ist der Strand nicht so schön wie erwartet, er ist ziemlich schmal, teilweise müllig und ein irre langer Raketenwurm liegt direkt am Wasser. Die Strandbars haben kaum Gäste und sind auch etwas abgerockt. Dafür ist der Ort umso schöner. Die kleinen alten Häuschen sind schön angestrichen und liebevoll dekoriert. Es gibt viele Cafés, Restaurants und Lädchen zum Bummeln, die nicht nur das übliche Touristenzeug anbieten.

In den Gassen hängen überall bunte Lampions und auf dem Kanal, der sich durch die Stadt zieht, fahren kleine Boote durch die Gegend. Abends strahlen die beleuchteten Lampions im ganzen Ort und die kleinen Touristenboote transportieren…. Lampions! Wir finden’s grandios! Um die Ecke gibt es einen Nachtmarkt, auf dem wir Leckereien probieren…

06.10.18: Hanoi und die Ha-Long-Bucht

So schnell wird man Millionär. Für 100 Euro bekommt man hier 2.700.000 Dong. Dafür kann man sich schon mal ein passendes Bierchen aus der Minibar im Hotelzimmer gönnen. Die Leute in Hanoi sind fast ausnahmslos sehr nett, höflich und zuvorkommend zu uns. Hier fühlt man sich richtig willkommen.

Das Leben spielt sich zum großen Teil auf der Straße ab. Es werden allerlei Waren auf Fahrrädern angeboten oder von A nach B transportiert, man frühstückt auf kleinen Stühlchen direkt auf dem Bürgersteig. Oder man parkt da sein Moped, weshalb die Leute dann auf der Straße laufen. Wenn wir mal anhalten, um nach dem Weg zu sehen, kommt jemand, der uns seine Hilfe anbietet, und zwar auf eine angenehme, unaufdringliche und freundliche Art. Er will uns auch nichts verkaufen, sondern ist tatsächlich einfach nur nett. Wir staunen immer wieder darüber und freuen uns, in diesem wunderbaren Land gelandet zu sein.

Beim Erkunden der Stadt gehen wir über ein Bahngleis, das direkt durch eine Häuserreihe führt. Die Leute wohnen unmittelbar am Gleis, es ist nicht viel Platz zwischen den Häusern und dem Zug, wenn er kommt. Und er kommt täglich mehrmals mit lautem Hupen angefahren. Wir sind zu früh für den nächsten Zug, aber das macht nichts. Zwei der Häuser sind in kleine Cafés umfunktioniert worden. Dort kann man draußen auf einer Stufe oder kleinen Stühlchen mit einem leckeren Getränk auf den näxten Zug warten. Langweilig wird es nicht, weil immer wieder Leute aus aller Welt vorbeikommen um den Zug zu sehen und weil man die Leute beobachten kann, die dort wohnen.

In der Nähe von Hanoi befindet sich die Ha-Long-Bucht, eins der neuen sieben Weltwunder. Rund 2000 Inseln ragen im Golf von Tongking aus dem türkisfarbenen Wasser. Wir fahren für zwei Tage und eine Nacht mit einem Boot raus, um uns das Naturwunder anzusehen. Es ist herrlich entspannend auf dem Boot zu sitzen und sich den Wind um die Nase wehen zu lassen. Wir dürfen auch schwimmen und besuchen eine Tropfsteinhöhle. Natürlich sind wir nicht die einzigen, die da herumschippern, aber die Bucht ist so riesig, dass uns nur ab und zu mal andere Boote begegnen.

Auf dem Rückweg nach Hanoi besuchen wir noch den kleinen Ort Yen Duc. Dort sehen wir uns ein Wasserpuppentheater an, für das diese Gegend bekannt ist. Anschließend geht es aufs Fahrrad. Mit unserem Guide Thi fahren wir zu dritt durch das Dorf und treffen Leute, die dort wohnen. Eine alte Frau zeigt uns ihr altes Haus, in dem die Verstorbenen der Familie verehrt werden. Mit einer anderen Frau flechten wir Besen aus Reisig. Sie ist sehr geschickt und sehr schnell, denn sie flicht tagein tagaus immer diese Besen. Wir freuen uns über unsere kleinen selbsthergestellten Besen, die wir mitnehmen dürfen.

Am letzten Tag in Hanoi finden wir eine besondere Leckerei am Straßenrand. Es gibt gebratenen Hund. Er wird direkt auf dem Bürgersteig zubereitet und verkauft. Wir bestellen eine Portion und nehmen auf den kleinen Stühlchen Platz, auf denen man herrlich die anderen Leute beobachten kann und zusehen kann, wie die gebratenen Hunde zerteilt werden. Ein freundlicher Mann hilft uns noch beim Zubereiten der Soße, in die man das Fleisch tunken soll. Und dann: Mmmmmhhh!

Abends machen wir uns auf die Suche nach Bia Hoi. Das ist ebenfalls eine Spezialität, nämlich ein täglich frisch gebrautes Bier, das sich nur 24 Stunden hält und somit noch am selben Tag getrunken werden muss. Das gibt es nur in wenigen Läden und nur auf kleinen Stühlchen am Straßenrand aus Gläsern, die direkt vor Ort in einem Eimer ausgespült werden. Ein Glas kostet 5000 Dong, das entspricht ca. 18,5 Eurocent. Wieder Mmmmmmmhhhhhhhh!

Schreibe einen Kommentar

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.