Fazit

In den USA und in Kanada haben wir uns wirklich wohl gefühlt. Kein Wunder, waren wir doch (bis auf den Abstecher nach New York City) immer bei Freunden zu Hause. Es war wunderbar alle Freunde am Ende der Reise zu sehen, das hat uns ein bisschen auf die Rückkunft nach Dortmund vorbereitet. 

Nun fliegen wir zu dritt nach einer erlebnisreichen Zeit in unser eigenes zu Hause. Am meisten freuen wir uns natürlich darauf, Familie und Freunde wiederzusehen. Direkt danach kommt die Freude auf ein leckeres Mettbrötchen! Das haben wir uns schon während der Reise immer wieder vorgestellt, wie schön das doch wäre. Klaus durfte schon mal probieren wie es ist, ich muss nicht mehr lange drauf warten.

29.05.19: Kitchener: Zu Besuch bei Harald Schmidt

Nun wohnen wir bei bei Harald Schmidt und seiner Frau Ingrid. Nein, nicht der Harald Schmidt, den wir aus dem Fernsehen kennen, sondern Harald Schmidt aus Lünern. Das ist der Bruder eines guten Freundes aus Klaus’ alten Schulzeiten. Harald wohnt schon seit über vierzig Jahren mit seiner Frau Ingrid in der Nähe von Kitchener in Ontario. Zuletzt haben wir die beiden vor eineinhalb Jahren auf einer Party in Unna getroffen und einen Besuch vereinbart. 

Die beiden wohnen in einem großen Haus mit einem noch größeren Garten mit Swimming Pool und Sauna. Harald hat vor kurzem aus einem alten Whiskeyfass einen Räucherofen gebaut, in dem er nun selbst Schinken räuchert. Der ganze Schuppen riecht nach dem leckeren Schinken. Wir fahren mit den beiden durch die Gegend um Kitchener herum. Früher hieß Kitchener einmal Berlin und war die heimliche Hauptstadt der Deutschen in Kanada. Es kamen auch viele Mennoniten in den Ort St. Jacobs, der sich ein paar Autominuten nördlich von Kitchener befindet.

Hier findet man Orte, die Mannheim, Baden, Heidelberg oder New Hamburg heißen und es gibt Straßennamen wie Hessenstrasse oder Herrgott Road. Auf dem Friedhof liegen Verstorbene mit Namen Hahn, Holzschuh oder Koenig. Die Mennoniten leben ihr einfaches Leben auf der Farm und fahren mit Pferdekutschen anstelle von Autos. Strom im Haus gibt es nicht und auch kein Telefon. Das führt schon mal zu kuriosen Kompromissen: Das Telefon befindet sich im Kuhstall und damit sie es hören, haben sie einen Pieper am Gürtel, der das Klingeln ankündigt. Fundamentalisten lehnen aber auch das ab und verlassen mittlerweile St. Jacobs, um sich woanders niederzulassen. Wir sehen eine der schwarzen Pferdekutschen, für die es extra Schilder an der Straße gibt.

Dann verabschieden wir uns von Harald und Ingrid, die wir hoffentlich bald in Deutschland wiedersehen und fahren nach Hamilton am Lake Ontario. Unser Flughafen liegt im Südwesten der Stadt, wir haben noch etwas Zeit uns die Stadt anzusehen, die aber eher etwas trostlos erscheint. Das passt aber ganz gut zu unserer Stimmung. Gute Laune bekommen wir aber sicher wieder, wenn wir bekannte Gesichter zu Hause sehen.

27.05.19: In unserer zweiten Heimat Niagara Falls

Von Toronto aus geht es über die Rainbowbridge, die Kanada mit den USA verbindet und dann sind wir endlich wieder in Niagara Falls, NY! Wir freuen uns sehr auf das Wiedersehen mit allen Freunden, die wir mittlerweile hier kennen. Wir wohnen bei Jimmy und Debbie, die vor 14 Monaten die Zwillinge Aiden und Jason bekommen haben. Aiden und Jason sind fast immer gut gelaunt und schon nach kurzer Zeit kommen sie auf uns zu, als würden wir schon immer hier wohnen. 

Damit wir den Weg zurück nach Hause finden, holt uns Rixa in Niagara Falls ab und wir verbringen die letzte Reisewoche zusammen mit ihr. Dazu holen wir sie schon früh morgens aus Buffalo ab, da sie von Düsseldorf nach New York geflogen ist und dann mit einem Nachtbus nach Buffalo fuhr. Dadurch hatte sie einen halben Tag Aufenthalt in New York City und konnte sich noch ein bisschen in Manhattan umsehen.

Unser erster Weg in Niagara Falls führt uns zusammen mit Jimmy und den beiden Jungs zu den Wasserfällen. Das Wasser kommt aus dem Lake Erie und fließt hinunter in den Lake Ontario. Von der amerikanischen Seite aus, kann man sehr nah an den Horseshoefall herankommen, dessen Form an ein Hufeisen erinnert. Dieser größte von drei Wasserfällen verläuft von Goat Island auf der amerikanischen Seite bis zum Table Rock auf der kanadischen Seite. Er ist 52 Meter hoch und fast 800 Meter breit. Pro Sekunde stürzen mehr als 2,2 Millionen Liter Wasser in die Tiefe! Auch zum etwas kleineren Bridal Vail Fall und dem American Fall führen schöne Wege durch den Niagara Falls State Park bis ganz nah ans Wasser heran. Es ist immer wieder faszinierend zuzusehen, wie die Wassermassen nach unten stürzen.

Offenbar sind wir genau zur richtigen Zeit hier, denn wir werden kurzfristig zu einer Hochzeit eingeladen. Den Bräutigam, Nick, kenne ich schon seit einigen Jahren, er war auch schon in Dortmund und ist großer BVB-Fan. Er ist der älteste Sohn von Dean und Colene, die wir seit 2006 kennen. Wir freuen uns, dass wir eine amerikanische Hochzeit sehen dürfen und zur anschließenden Feier eingeladen sind. Die Trauung findet im Rathaus statt. Das Brautpaar kommt unter Begleitung von Violine und Piano herein, nachdem zuerst die Familienmitglieder einmarschiert sind. Enge Freundinnen der Braut und enge Freunde des Bräutigams stehen bereits in einer Reihe neben dem Bürgermeister bereit, der die Trauung vornimmt. Sie tragen jeweils das gleiche Kleid bzw. den gleichen Anzug, das kennen wir so nicht, es ist aber schön anzusehen. 

Nach der kurzen, sehr stilvollen Trauung geht es am Abend zur Feier. Wir treffen einige unserer Freunde und lernen auch neue Leute kennen. Die Freundlichkeit der US-Amerikaner macht es leicht, mit fremden Leuten ins Gespräch zu kommen. Sogar der Bürgermeister von Niagara Falls, Paul Dyster, begrüßt uns persönlich und schenkt uns eine kleine Anstecknadel von seiner Stadt. Natürlich wird auch ordentlich getanzt. Unser Geschenk, ein BVB-Schal mit der Aufschrift „You’ll never walk alone“ kommt insbesondere beim Bräutigam gut an.

Am näxten Morgen fährt Ken mit seinem neuen Lincoln Continental, Baujahr 1965, an unserem Haus vor. Wir sehen uns den rattenscharfen Schlitten an und staunen über die sogenannten Selbstmördertüren hinten, die sich nur „falschherum“ öffnen lassen. Traurige Berühmtheit erlangte dieser Fahrzeugtyp, als 1963 Präsident J.F. Kennedy darin erschossen wurde. Wir cruisen ein bisschen durch Niagara Falls und Ken lässt uns sogar selbst ein Stück fahren. Das finden wir grandios, was für ein Erlebnis! 

Dann treffen wir uns mit Jimmy und Dan im Hard Rock Café. Dan ist ein amerikanischer Deutschlehrer, der drei Jahre in Dortmund gelebt hat und erst vor kurzem zurück nach Buffalo gegangen ist. Die Wiedersehensfreude ist groß und beim gemeinsamen Mittagessen erzählen wir viel über unsere Reise und seine neuen Pläne. Wir laufen zu dritt über die Rainbowbridge rüber auf die kanadische Seite nach Niagara Falls in Ontario. Von dieser Seite aus hat man einen guten Blick auf alle drei Fälle und man kommt auch sehr nah an den Horsehoefall heran. Auf dem Rückweg müssen wir 50 Cent für die Ausreise bezahlen, damit wir wieder zurück in die USA dürfen.

Nun heißt es Abschied nehmen von Niagara Falls, in dem wir uns immer zu Hause fühlen. Wir sind wie immer traurig, freuen uns aber auch auf ein Wiedersehen in Niagara Falls oder in Dortmund!!!

23.05.19: Toronto: Freunde besuchen in der kanadischen Multikulti-City

Da es Klaus’ Mutter etwas besser geht, kommt Klaus zurück und wir können die restlichen Tage der Reise gemeinsam verbringen. Wir besuchen eine meiner ehemaligen Mitschülerinnen, die schon seit 30 Jahren in Toronto lebt, nachdem sie ihren Mann bei einem Au Pair-Jahr dort kennengelernt hat. Ich habe sie vor einigen Jahren über ein Portal in den sozialen Medien wiedergefunden und seit dem haben wir uns immer mal wieder in Deutschland oder Toronto getroffen.

Chitas Mann Nash ist in Indien geboren und hat dort bis zu seinem neunten Lebensjahr gelebt. Da wir ein bisschen von Indien während der Reise kennengelernt haben, können wir uns nun mit ihm über sein Heimatland austauschen, was sehr interessant ist. Emmi, der niedliche kleine Hund und Buddha, der schwarz-weiße Garfield tummeln sich ebenfalls im Haus.

In Downtown laufen wir zum 553 Meter hohen CN-Tower, der die Stadt überragt und im Vergleich zum Fernsehturm in Dortmund wie ein riesiger Klotz im Häusermeer steht. Wir gehen ins Eaten-Center, in dem ein Schwarm Gänse durch die Halle fliegt. Das Gebäude des Art College hat einen sehr individuellen Style und im Distillery District kann man sich wunderbar aufhalten. Zum Abendessen treffen wir uns mit Chita in einem Restaurant, in dem es veganes Essen gibt und stellen fest, dass es dort richtig lecker schmeckt.

Auch wenn es nur ein kurzer Besuch war: Wir haben uns sehr über das Wiedersehen gefreut!


21.05.19: Chicago: Freunde besuchen in der Heimat der Blues Brothers

Chicago sieht genauso aus, wie man es sich vorstellt. Dunkle Ecken unter der Hochbahntrasse, Jazz and Blues-Bars, Hotdog-Stände und Polizeiautos mit heulenden Sirenen. Jake und Elwood fahren im Namen des Herrn mit ihrem Bluesmobil durch die Häuserschluchten. Es gibt aber auch sehr viele schöne Ecken wie den Millenniumpark am Lake Michigan, den Boardwalk entlang des Chicagorivers, die modernen Skyscraper oder die historischen Art Deco-Gebäude.

Mein Lieblingsort ist aber eindeutig die große, silberne Bohne, das sogenannte Cloud Gate, im Millenniumpark, in der sich die Skyline und alle Leute spiegeln, die drumherumstehen. Nebenan befindet sich der Crown Fountain, zwei sich gegenüberstehende Videoquader, die jeweils ein Bild eines Gesichtes zeigen, dass sich im Laufe der Zeit verändert. Manchmal wird der Mund zusammengezogen und Wasser wird auf die Fläche zwischen den Quadern gespuckt. Bei schönem Wetter vergnügen sich dann Kinder und Erwachsene im Wasser und warten auf das näxte Spucken.

Ich wohne bei Sebastian, seiner Frau Yana, Maddie und Jackson. Sebastian ist der Zwillingsbruder eines meiner Kollegen, er wohnt seit vier Jahren in Chicago. Maddie ist die zweijährige Tochter der beiden, und Jackson ist der kuschelige Familienwolf. Ich freue mich, dass sie mich für ein paar Tage in ihrem schönen Haus am Stadtrand aufnehmen.

Am Abend gehen wir in den berühmten Jazzclub Green Mill. Hier ist Al Capone zu Lebzeiten ein- und ausgegangen. Die Einrichtung ist noch original aus den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts. Jenny Scheinman & Allison Miller’s Parlour Game holen alles raus aus Violine, Piano, Bass und Drums. Obwohl Jazz eigentlich nicht der Musikstil ist, dem ich gerne lausche, bin ich doch fasziniert von den vier außergewöhnlichen Musikern und dem Clubinterieur. Der Laden ist voll und die Stimmung ist grandios. Wir sind gerade noch rechtzeitig da und dürfen auf zwei Klappstühlen in der ersten Reihe sitzen während sich draußen eine lange Besucherschlange bildet.

Am näxten Morgen fahre ich mit Sebastian nach Downtown, und wir laufen durchs sonnige Chicago. Anschließend mache ich eine Architektur-Tour mit einem Boot auf dem Chicago River. Schon beim Boarden fängt es heftig an zu regnen, alle Leute quetschen sich im Unterdeck unter das dort vorhandene Dach. Ein netter Mann lässt mich in der ersten Reihe auf seinem Stuhl sitzen, was mir eine gute Sicht beschert. Der Regen hört die ganze Fahrt nicht auf, aber ich habe zumindest eine gute Fotografierposition erwischt. 

Direkt am Bootsanleger befindet der Apple Store, der ganz aus Glas gebaut ist. Man kann durch den Quader hindurchsehen und hat eine fantastische Sicht auf den Chicago River oder von der anderen Seite auf die Gebäude drumherum. Das Dach hat abgerundeten Kanten und erinnert stark an ein iPad. Es wundert mich nicht, dass der Name des Architekturbüros „Sir Norman Foster und Partner“ ist. Aus seiner Hand stammen zum Beispiel auch die Berliner Reichstagskuppel oder die „Gurke“ in London.

Zu Hause kocht Yana uns ein leckeres Dinner, wir stoßen auf meinen Geburtstag an und es wird ein lustiger Abend. An den folgenden Tagen lerne ich noch Chicago Style Pizza und Hot Dog kennen. Der Hot Dog ist der beste, den ich jemals gegessen habe.

Ich fahre zum Bahai Tempel und in den Botanischen Garten. Obwohl ich keine grünen Daumen besitze und Blumen in der Vase meistens übersehe, ist dieser Botanische Garten jedoch äußerst beeindruckend. So viele bunte Tulpen gibt es bestimmt noch nicht mal in Holland. In einem Gewächshaus steht ein Exemplar der Titanwurz, der größten Blume, die bis zu drei Meter hoch wachsen kann. Wenn sich die Blütenblätter öffnen, verströmt sie einen Aasgeruch, um Insekten anzulocken. Das bleibt mir erspart, obwohl ich sie natürlich gerne geöffnet gesehen hätte.

Am letzten Tag geht es noch einmal nach Downtown. Ich will auf den 344 Meter hohen Hancock Tower. Ein Besuch in der Bar auf der 96sten Etage inklusive eines Cocktails kostet 17 Dollar. Das Entrittsticket für die Aussichtsplattform in der 94sten Etage kostet, ohne Bar und ohne Cocktail, 22 Dollar. Da fällt die Entscheidung schwer!

17.05.19: In The City That Never Sleeps

Angekommen in New York City gehe ich zuerst einmal zum Times Square. Der ist nur eineinhalb Blocks vom Hotel entfernt und magnetisch. Hier kann man immer wieder entlanglaufen, die Werbeschilder und -bildschirme, die vielen Lichter, die Läden und die gelben Taxis ansehen oder sich einfach auf die Stufen setzen und alles zusammen auf sich wirken lassen. Ich liebe diese Stadt!

Am näxten Tag sehe ich mir erst einmal Altbekanntes an, da es regnet. Es geht nach Südmanhattan zur Freiheitsstatue, die ich mir dieses Mal aber nur von weitem ansehe. Von da aus laufe ich zur Wallstreet und frage mich wieder einmal, warum die riesige USA-Flagge nicht (mehr) dort hängt. 

Ebenso wie der Times Square ist auch Ground Zero magnetisch. Hierhin zieht es mich bei jedem New York City-Besuch. Das große 9/11 Memorial, das an den furchtbaren Tag vor fast 18 Jahren erinnert, ist sehr eindrucksvoll gestaltet worden und lädt zum Verweilen und Erinnern ein. Ich gehe zum ersten Mal in das 9/11-Museum und bin sehr beeindruckt von dem, was dort zu sehen ist: Gebäudereste der Twintower, verbogene Metallplanken der Außenkonstruktion, eine Treppe, über die über siebenhundert Personen nach draußen fliehen konnten, Portraits und eine kurze Biografie aller Verstorbenen, viele Fotos mit traurigen Geschichten und vieles mehr. 

Dann laufe ich über die Highline, einer stillgelegten Bahntrasse, die sich durch das Häusermeer schlängelt und zum Spazierengehen einlädt. Hier gibt es Kunstobjekte, Wandgemälde und eine schöne Sicht auf den Hudson River.

Am folgenden Tag gehe ich über die ebenfalls magnetische Brooklyn-Bridge. Es ist sonnig und einfach wunderbar darüber zu laufen. Immer wieder drehe ich mich um, um die Skyline von New York City anzusehen. Es ist allerdings fast unmöglich ein Foto mit mir und der Brücke zu schießen, ohne dass viele der weiteren Fußgänger oder Radfahrer durchs Bild huschen. Es geht weiter nach Bushwick zu einer Graffiti & Streetart-Tour. Bushwick ist ein ehemaliges Crack & Crime-Viertel im Norden Brooklyns. Hierhin fahren die U-Bahn-Linien J und Z, nach denen sich Rapper Jay Z benannt hat. Er ist nicht der einzige, der aus dieser Gegend stammt. Mittlerweile hat sich Bushwick zu einem Szene-Viertel gemausert, dass für Streetart, Vintage-Läden und urige Cafés bekannt ist.

Gabriel, unser Guide, führt uns durch Straßenzüge, in den es unglaublich viele Graffitis, Tags und Streetartgemälde gibt. Er erzählt viel über den Ursprung dieser Kultur und erklärt uns beispielsweise wie Künstler eine Erlaubnis zum Gestalten einer Wand oder eines Hauses bekommen können, welche Motive erlaubt sind, und so fort. Er kennt sich gut aus in der Szene und beantwortet all unsere Fragen. Zum Schluss bekomme ich noch einen Hinweis darauf, wo ich einen echten Banksy finden kann. 

Diesen britischen Streetartkünstler kennt mittlerweile jeder, auch wenn sein richtiger Name nicht bekannt ist. Vor einigen Jahren habe ich einmal zusammen mit Rixa genau den Fenstersims gefunden, an dem Banksy eine Grafik hinterlassen hatte, allerdings war diese bereits übermalt. Wie schade! Nach der Tour laufe ich nach Williamsburg, dort befindet sich die Brooklyn-Brewery, in der ich eine kleine Pause einlege. Dann geht es mit der U-Bahn zurück nach Manhattan. 

Kurz bevor die Sonne untergeht gehe ich zum Rockefeller Center und genieße die frische Luft und den grandiosen Ausblick von der Dachterasse auf den Central Park im Norden und Südmanhattan mit Empire State Building, One World Trade Center und noch weiter südlich der Freiheitsstatue. Das Rockefeller Center mag ich am liebsten, weil man von dort aus nicht nur die Wolkenkratzer, sondern auch den rechteckigen Central Park sehen kann. Allerdings wird die Sicht auf ihn zunehmend weniger, weil weitere Hochhäuser zwischen Park und Rockefeller Center gebaut werden.

Am näxten Morgen erfahre ich, dass meine für den Abend geplante Fototour durch New Jersey mit Blick auf die Skyline leider ausfällt. Ich mache mich bei sonnigem Wetter erst einmal in Richtung Norden. In Höhe der neunundsiebzigsten Straße soll sich das Banksy-Gemälde befinden. Tatsächlich, ich finde es schnell. Allerdings befindet es sich zum Schutz hinter einer Plexiglasscheibe. Ein Geheimtipp scheint es also nicht gerade gewesen zu sein, aber ich freue mich trotzdem, diesmal einen echten Banksy in New York City zu sehen. Nach einigen Fotos ziehe ich weiter zum Central Park. 

Trotz der Wolken bleibt es schön sonnig, und ich durchquere, nach einem kurzen Abstecher durch die Erbeerfelder und zum Imagine-Kreis zur Erinnerung an die Ermordung John Lennons im Jahre 1980, den Central Park von West nach Ost. Man hat einen tollen Blick auf das Dakota-Gebäude, in dem John Lennon und Yoko Ono zusammen gelebt haben und Yoko Ono immer noch wohnt. Auf der Ostseite befindet sich das berühmte Museum, The MET, das Metropolitan Museum of Art, welches eine der wohl bedeutendsten kunsthistorischen Sammlungen der Welt besitzt und momentan eine Sonderausstellung „Play It Loud“ beherbergt. Diesen Tipp habe ich von Volker bekommen. Bevor ich die Sonderausstellung erreiche, muss ich durch die Abteilung mit nackten Römern und Griechen sowie alten Vasen und Gemälden.

Dann geht es zu den Instrumenten des Rock’n Roll. Die Beatles, Eric Clapton, Bruce Springsteen, The Who, Led Zeppelin, Jimmy Hendrix und viele mehr haben ihre Instrumente, wahre Schätze des Rock’n Roll, für die Ausstellung zur Verfügung gestellt. Manche sind schon deutlich über die Schwelle des used-Looks hinausgekommen, einige wenige sind zertrümmert und manche haben einen außergewöhnlichen Style wie beispielsweise ein Klavier von Lady Gaga. Während ich durch die Räume gehe und mir die Instrumente ansehe, wird passende Musik gespielt, allerdings ganz und gar nicht laut. Das passt ja nicht wirklich zum Titel der Ausstellung. 

Natürlich hat The MET noch viel mehr zu bieten, daher sehe mir noch einige Bilder und Skulpturen an und gehe dann zurück zum Times Square. Ein letzter Besuch im Hard Rock Café darf natürlich nicht fehlen. So schlecht ist es gar nicht, dass ich gerade alleine unterwegs bin. Der Vorteil ist, dass ich so lange in den T-Shirt-Läden stöbern kann wie ich möchte, und ein Kaufverbot hat auch niemand ausgesprochen. Die allermeisten T-Shirts lasse ich aber liegen. 🙂

13.05.19 Freunde treffen in Fairfax, Virginia

Es geht nach Washington DC. Da Klaus‘ Mutter erkrankt ist und sich wünscht, dass Klaus bald zurückkommen möge, entscheiden wir kurzfristig, dass es nun Zeit für einen Besuch im Krankenhaus ist. Wir buchen am Umsteige-Airport in Atlanta einen Flug nach Düsseldorf. Ich bleibe in den USA und hoffe, dass Klaus noch einmal zurückkommt. Da der näxte Flug erst am näxten Abend geht, haben wir tagsüber noch etwas Zeit uns Washington DC anzusehen. Klaus bekommt eine Spezialtour „Washington DC in drei Stunden“.

Da wir schnell laufen können, schaffen wir tatsächlich ziemlich viel. Wir sehen uns das Trump Hotel an, laufen die Pennsylvania Avenue bis zum Capitol entlang, und von da aus geht es die National Mall entlang. Im Air and Space Museum streicheln wir ein Stück Mond und dann geht es weiter zum George Washington Monument, zum Weißen Haus, zum World War II Memorial, vorbei am Lincoln Memorial Reflecting Pool bis zur Stelle, an der Martin Luther King am 28. August 1963 seine berühmte Rede „I have a dream“ hielt und natürlich ins Abraham Lincoln Memorial. Dann zum Vietnam Veterans Memorial und auf der Nordseite des Weißen Hauses zurück zum Hotel. 

Bevor wir unsere Ruxsäcke abholen, essen wir noch einen Burger im Hard Rock Café und dann geht es mit der U-Bahn zur Endstation der Orange-Line. Da holt uns Emily, eine Freundin aus Fairfax, VA ab. Klaus setzen wir am Flughafen ab und für mich geht es weiter zu Emilys Familie, in der ich für drei Tage herzlich aufgenommen werde. 

Am Nachmittag kommt Alicia vorbei, die ich in Dortmund kennengelernt habe und die ganz in der Nähe wohnt. Bevor Shannon das Fleisch fürs BBQ auf den Grill legen kann, passiert noch ein Unglück mit den leckeren T-Bone-Steaks. Ruger, der Familienhund, ist für ein paar Minuten alleine im Haus und nutzt die Gelegenheit, die extra für ihn bereitgelegten Steaks zu vertilgen. Da hat er allerdings irgendetwas in den falschen Hals bekommen! Wir haben nun keine Steaks mehr und Emily muss noch einmal neue kaufen. 

Am näxten Tag fahren wir zu Emilys Eltern in die Shenendoah Mountains. Wir gehen zusammen essen und sehen uns ihr neues Blockhaus an, das mitten in einem Wald mit leuchtend grünen Bäumen und Sträuchern steht. Mir wird hier erst richtig bewusst, dass es ja Frühling ist und ich seit ein paar Tagen wieder auf der Nordhalbkugel bin. Dann kann ja der näxte Sommer kommen!

Am Sonntag fahre ich noch einmal rüber nach Washington DC, um mir Georgetown anzusehen. Das habe ich bei meinen bisherigen Besuchen nie geschafft, und nun ist eine gute Gelegenheit dazu. Georgetown ist ein hippes Viertel mit Boutiquen, Gallerien, einem Hafen und Architektur im Kolonialstil. Bevor ich mir das Viertel ansehe, gebe ich zur Treppe des Kultschockers „Der Exorzist“, der 1973 in die Kinos kam. Hier springt Pater Karras am Ende aus dem Fenster und fällt die 75 Stufen hinunter in den Tod. Obwohl es heftig regnet, sieht es hier nicht gruselig aus. Aber vielleicht lohnt sich ja ein Besuch bei Nacht. 

Gruseliger sind eher die Obdachlosen, die im beschaulichen Georgetown um Cannabis bitten. Das ist in diesem Bundesstaat seit 2014 in geringen Mengen zur Entspannung erlaubt. Daher weht also der Wind, und man muss sich über seltsame Geruchswolken hier und da nicht wundern.

Abends treffen wir uns mit Carolyn und Familie in einem Ramen-Restaurant. Ich freue auf das Wiedersehen und auch darauf, diese japanische Spezialität wieder einmal essen zu können. Zuletzt hatte ich in Tokyo eine Ramen-Suppe. Viel zu schnell vergehen die Tage bei Emily, Shannon, Connor und dem steak stealer Ruger. Ich habe mich superwohl gefühlt in meiner Fairfax Family und freue mich auf ein Wiedersehen in Deutschland!