Fazit

Unsere erste Station Cusco, Hauptstadt der Inkas, bot uns die ersten Einblicke in deren außergewöhnliche Kultur, die von den spanischen Besetzern im 14. Jahrhundert zunächst vielfach unterdrückt oder gar zerstört wurde, heute aber glücklicherweise auch international sehr geachtet wird. Für uns war Cusco der Ausgangspunkt eines unserer intensivsten Erlebnisse der gesamten Reise: Der Inka-Trail, der uns so viel abverlangte (die Knie schmerzen immer noch), aber wie kaum etwas zuvor faszinierte, mit dem Höhepunkt Machu Picchu, bei feinstem Fotowetter. Besser hätte man es nicht treffen können, es war fast kitschig.

Im starken Kontrast dazu dann die Metropole Lima, die wir dank Willy intensiv kennenlernen konnten, mit vielen Blicken in Bereiche, die sonst kaum ein Tourist zu sehen bekommt, mit besonderen Spezialitäten wie dem „Pisco Sour Catedral“, hippen Bars und intensivem Latino-Flair.

Gut, dass Tina sich die Erinnerungen an Peru später zu Hause immer wieder vor Augen führen kann, dank eines folkloristischen Ponchos, der dann an kalten Winterabenden oder im Zelt auf der Pfingstwiese für heimelige Wärme sorgen wird.

20.04.2019: Bei Willy in Lima

Als wir den Flug nach Lima gebucht hatten, habe ich mich daran erinnert, dass meine ehemalige Klassenkameradin Susi einen Bruder hat, der zu meinen Schulzeiten in Lima geheiratet hat. Ob er wohl noch da wohnt? Ich bin ihm höchstens einige Male in Neheim-Hüsten begegnet, wir kennen uns gar nicht richtig. Aber vielleicht kann er uns ja zumindest ein paar Tipps geben, was man sich in Lima ansehen sollte oder auch in welcher Gegend man am besten eine Unterkunft suchen sollte.

Susis Mann Martin ist ja mein Facebook-Freund, also frage ich ihn kurzerhand, ob Willy noch in Lima wohnt und ob er mir gegebenenfalls einen Kontakt übermitteln kann. Gesagt, getan. Willy antwortet umgehend und scheint sich über Besuch aus der Heimat zu freuen. Er gibt uns viele nützliche Hinweise über das beste Wohnviertel, über den weltbesten Pisco Sour und wir verabreden uns für den Ankunftstag. Später erfahren wir, dass sich der ehemalige Präsident Alan Garcia Perez während unseres Fluges nach Lima bei seiner Festnahme erschossen hat. Ein denkwürdiger Tag also.

Dann ist es soweit, wir lernen Willy kennen, der seit 25 Jahren mit seiner Familie in Lima wohnt. Er wohnt in der Nähe unseres Hostels und führt uns zum Abendessen aus. Wir essen Anticuchos, peruanische Fleischspieße, und Willy erzählt uns viel von den peruanischen Essgewohnheiten und seiner Biographie, die in Lima beginnt. Wir hören gespannt zu und verabreden uns wieder für den näxten Tag, denn der Gründonnerstag ist in Peru ein Feiertag.

Am näxten Morgen lernen wir Gina, Willys Frau, kennen und machen mit den beiden eine Wohnungsbesichtigung, da sie umziehen möchten. Danach geht es zum Colegio Alexander von Humboldt, der deutschen Privatschule, an der die drei Kinder der beiden ihre Schulzeit verbracht haben. Ich sehe nach neun Monaten mal wieder ein Schulgebäude von innen und da Willy Vorstandsmitglied ist, kann er uns neben dem Schulgelände viel über die Entwicklung der Schule, die ebenso einen Kindergarten wie ein Berufsbildungszentrum beherbergt, erzählen.

Nach dem Rundgang zeigt er uns den Club Germania, einer exklusiven Welt für alle, die einen Bezug zu Deutschland haben. Die meisten Leute sprechen Deutsch oder stammen aus Deutschland und es gibt auch deutschen Kuchen. Das Angebot an Sportmöglichkeiten ist riesengroß, ebenso das Gelände mit Schwimmbad, Tennisplätzen usw. Wir essen dort Ceviche, das ist roher Fisch, der in einem Limettensud eingelegt wurde und ganz typisch für Peru ist.

Dann fahren wir runter zum Malecon und sehen den Pazifik mal wieder. Wir bleiben bis zum Sonnenuntergang und genießen den Ausblick aufs Meer und auf die Stadt. Anschließend landen wir in einem schönen Kneipenviertel in der Nähe unseres Hostels und lassen den Tag da ausklingen. Für den näxten Tag gibt uns Willy viele Tipps für die Besichtigung des historischen Zentrums in Lima. Wir befolgen alle und sehen nicht nur die historischen Kirchen und Gebäude, sondern essen ein leckeres Butifarra (Schinkenbrötchen), trinken ein Lucuma Milkshake (Lucuma ist eine tropische Frucht, die caramelähnlich schmeckt) und enden in der Bar des Gran Hotel Boliviar, wo wir einen Pisco Sour Catedral trinken (das ist ein dreifacher Pisco Sour, der es in sich hat).

Am Abend treffen wir uns noch einmal mit Willy, laufen durch den Kennedy-Park und probieren uns durch die Spezialitäten, die an den Verkaufswagen angeboten werden. Wir lassen uns Mazamorra Morada  (eine Art Pudding aus blauem Maismehl) und andere Köstlichkeiten schmecken. Wir trinken Chicha Morada, ein Softdrink aus blauem Mais. Dann laufen wir durch einen Supermarkt und entdecken unbekannte Gemüsesorten. In einer Weinbar gibt es spanische Schinkenbrötchen für uns. Wir haben in diesen zwei Tagen so viel gesehen und erlebt, das wäre ohne Willys Begleitung und Engagement sicher nicht möglich gewesen. Also freuen wir uns über die schöne Zeit in Lima und darüber einen neuen Freund hinzugewonnen zu haben! Danke Willy!

16.04.2019: Auf dem Inkapfad nach Machu Picchu

Tag 0: 10. April 2019: Vorbereitung auf den Inkatrail

Am Vorabend unserer viertägigen Wanderung zum Machu Picchu treffen wir uns bei unserem Reiseveranstalter, Incredible Peru Tours, in Cusco. Dort treffen wir auf unseren Guide Hector und Juan aus Spanien, der als einziger weiterer Wanderer in unserer Gruppe ist. Insgesamt sind wir aber ab morgen eine neunköpfige Wanderfamilie, da außer uns dreien und Hector, noch ein Koch und vier sogenannte Porter mitkommen, die alles, was wir in den vier Wandertagen benötigen, mit durch die Berge tragen.

Juan kommt aus Madrid und spricht sehr gut Englisch, so dass wir uns mit ihm und Hector gut unterhalten können. Wir finden beide sofort sehr nett und freuen uns auf die bevorstehenden vier Tage, deren Höhepunkt der Besuch der Inkaruine Machu Picchu werden soll. Wir hoffen, dass wir durch die Wanderungen in Patagonien einigermaßen vorbereitet sind, dass uns die Höhenkrankheit nicht doch noch erwischt und dass die Ingenieursknie und meine Schultern die vier Tage gut durchstehen werden.

Hector spricht ebenfalls gut Englisch und erklärt uns, was in den näxten vier Tagen auf uns zukommen wird. Dann bekommen wir noch ein T-Shirt, dass wir während der Tour tragen können. 

Der Inkatrail, den wir nehmen werden, ist insgesamt 46 Kilometer lang und hat es ganz schön in sich.


Tag 1: 11. April 2019: 11 Kilometer von Pisqhakuco bis Wayllabamba

Um 05:30 Uhr werden wir am Hotel mit einem Shuttlebus abgeholt und zum Start des Inkatrails gefahren. Hector, Juan und unsere restliche Inkafamilie (Roberto, der Koch und die Porter Jesus, Emilio, Rosalio und Celestino) steigen unterwegs zu. Angekommen in Pisqhakuco bekommen wir unsere Wanderstöcke und die Porter bekommen unsere warmen Sachen für die kalten Nächte. Unseren Tagesruxsack tragen wir selbst.

An der Einlasskontrolle bekomme ich den ersten Inkastempel in meinen Pass. Dann geht es auch schon los. Wir dürfen endlich auf den Camino Inka. Schon vor einem halben Jahr haben wir diese Tour buchen müssen, weil pro Streckenabschnitt nur 500 Personen (inklusive Köche und Träger) zugelassen sind, aber viel mehr Leute diese Strecke laufen wollen. Und nun befinden wir uns tatsächlich bei feinstem Sonnenschein auf dem Pfad, den die Inka gebaut und genutzt haben. Ein tolles Gefühl!

Seit einigen Jahren dürfen die Porter „nur noch“ maximal zwanzig Kilogramm tragen. Früher haben sie bis zu vierzig Kilo oder sogar mehr durch die Berge geschleppt. Das wurde glücklicherweise verboten. Trotz des hohen Gewichtes auf dem Rücken sind sie wesentlich schneller als wir. Unglaublich! Und sie haben keine guten Wanderschuhe wie wir, manche laufen sogar mit einfachen Schlappen.

Wir wandern durch die wunderschöne Landschaft und sehen Veronica, den höchsten Berg dort, Kakteen, Muña-Pflanzen, Esel und Pferde. Wir laufen am Vilcanota-Fluss entlang bis zum archäologischen Gebiet Patallacta und weiter bis nach Huayllabamba. Zwischendurch machen wir immer wieder eine Rast und Hector erzählt etwas zu den Inkas oder der Landschaft. Es gibt sogar einige Verkaufsstände für Getränke, Mückenspray, Sonnencreme und sogar Eis. Das alles wird mit Eseln oder Pferden hierher transportiert und ist entsprechend teuer, aber das finden wir fair.

Zum Mittagessen halten wir in einem Camp. Rosalio, Emilio, Jesus, Celestino und Roberto haben längst das Koch- und Esszelt aufgebaut und das Mittagessen vorbereitet. Als Vorspeise gibt es Guacamole mit Brot, danach eine Suppe und ein Fischgericht, dazu Muña-Tee. Alle Zutaten, Töpfe, Gasflaschen, das Zelt sowie Geschirr und Besteck, Stühle, Spülschüsseln usw. haben unsere fünf Begleiter für uns hierher getragen. Nach dem Mittagessen wird alles wieder schnell abgebaut und zum näxten Camp, in dem wir dann übernachten, getragen. Dort wird alles wieder neu aufgebaut.

Nach sechs Wanderstunden erreichen wir heute unserer Camp für die Nacht. Das befindet sich auf einem kleinen Bauernhof und ist sehr einfach. Eine warme Dusche gibt es nicht, nur ein Plumpsklo und ein Waschbecken im Garten. Unser Zelt ist aber recht groß, und die dünnen Luftmatratzen sind einigermaßen komfortabel.

Zum Abendessen gibt es eine Gemüsesuppe, ein kleines Buffett mit Hähnchenschenkeln, Gemüse, Kartoffeln und Nudeln und zum Nachtisch eine gebratene Banane. Das alles bereitet Roberto zusammen mit den Portern auf einem zweiflammigen Gaskocher zu. Wir sind schwer beeindruckt! Das Essen sieht nicht nur gut aus, es schmeckt auch noch hervorragend! Nach dem Essen fallen wir totmüde in unser Zelt und schlafen tief und fest!

Tag 2: 12. April 2019: 13 Kilometer von Wayllabamba über den Frauentodpass bis Paqaymayu

Um 05:00 Uhr werden wir geweckt. Wir bekommen eine Tasse heißen Coca-Tee ins Zelt gereicht und zwei Schüsseln warmes Wasser zum Waschen vors Zelt gestellt. Was für ein Service! Um 05:30 Uhr frühstücken wir. Es gibt Porridge, Pfannkuchen, Obst, Brotscheiben und Cereals. Natürlich auch Kaffee, Tee und sogar warmen Kakao.

Wir essen nicht zu viel, da wir heute den Dead Woman‘s Pass herauflaufen müssen. Der liegt 4215 Meter über dem Meeresspiegel. Zur Zeit befinden wir uns auf ca. 3000 Metern Höhe. Der Name des Passes stammt daher, dass die Silhouette des Berges wie eine liegende tote Frau aussieht. Mit viel Fantasie lassen sich tatsächlich Gesichtszüge erkennen, die nackte Brust sieht man allerdings auf den ersten Blick. Warum die Frau tot sein soll, bleibt mir ein Rätsel. Ich hoffe nur, dass ich dem Namen des Passes nach dem Aufstieg nicht alle Ehre mache.

Die erste halbe Stunde des Weges ist noch recht harmlos, danach geht es sechs Stunden lang heftig bergauf und die Luft wird immer dünner. Davon merken wir nicht wirklich etwas, aber der Aufstieg ist sehr hart. Klaus hat mehr Sorge vor dem anschließenden Abstieg wegen seiner Knie. 

Zwischendurch gibt es zwei Rastplätze, und da oben haben ein paar Quetschua-Frauen tatsächlich Verkaufsstände mit Wasser, Cola, Energiedrinks aber auch Zigaretten, Pisco Sour, Rum, Bier und so weiter aufgebaut. Die Preise sind der Höhe entsprechend angepasst worden, aber das ist ja kein Wunder. Wir haben genug Wasser dabei, was den Ruxsack nicht gerade federleicht macht.

Das letzte Stück über eine gute Stunde lässt mich immer wieder stehen bleiben. Kurz verschnaufen, einen Schluck trinken, und dann weiter. Manchmal zähle ich die Schritte, manchmal denke ich an die Texeltruppe, die heute zum Osterferienbeginn zum ersten Mal ohne uns auf die Insel fährt. Manchmal denke ich an die Schule oder an Rixas Fuß. Juan, der dritte aus unserer kleinen Gruppe, ist längst oben angekommen. Er ist Marathonläufer und hat nur einen Miniruxsack ohne warme Kleidung dabei. Dafür hat er in der ersten Nacht gefroren. Da brauche ich lieber etwas mehr Zeit und schleppe meinen schweren Ruxsack den Berg hoch. Irgendwann gegen 11:45 Uhr erreichen wir tatsächlich den höchsten Punkt des Dead Woman‘s Passes. 

Die Freude ist groß, haben wir doch das härteste Stück des Inkatrails hinter uns gebracht. Wir schießen ein paar Fotos. Juan wartet schon seit über einer Stunde da oben. Dann geht es noch eine gute Stunde bergab bis ins Zeltcamp. Klaus’ Knie schaffen es ganz gut. Nach einer kurzen Pause bekommen wir ein feudales Mittagessen und danach ist sie Siestazeit. Um fünf Uhr ist Happy Hour mit Tee und Popcorn und um 18:30 Uhr ist Abendessenzeit. Die Jungs zaubern wieder leckere Sachen. Wir schlafen so fest wie Steine.

Tag 3: 13. April 2019: 16 Kilometer von Paqamayu bis Wiñayhuayna

Um 5:00 Uhr morgens werden wir wieder mit heißem Tee und einer Schüssel Warmwasser geweckt. Heute haben wir den längsten Abschnitt über 16 Kilometer vor uns. Es geht nicht mehr ganz so lange bergauf, dafür sehr steil bergab. Da muss man sich auf jeden Schritt gut konzentrieren, wenn man nicht fallen oder umknicken will. Es sei denn, man ist Porter oder Koch, trägt einen 20 Kilogramm schweren Ruxsack und rennt mit Halbschuhen, Sandalen oder Flipflops bergauf wie bergab in einem hohen Tempo durch die Berge.

Heute sehen wir aber auch wieder einige Inkaruinen, Hector läuft mit uns mit und erklärt uns, was wir sehen. Die Inka hatten verschiedene Bereiche für Wohnhäuser, Tempel oder Vorratskammern. Gehen Mittag wird es nebelig und wir können leider nicht alles klar sehen. Heute finden wir das nicht so schlimm, denn der wichtigste Tag ist ja morgen. Den Machu Picchu möchten wir allerdings gerne ohne Nebel erleben.

Wir laufen durch den Regenwald, zum Glück ohne Regen, dafür aber mit riesigen unebenen Stufen, rauf und meistens runter. Die Wegstrecke zieht sich ganz schön hin, aber die Ruinen und die Berglandschaft, die wir zwischendurch sehen, sind wirklich sehr eindrucksvoll. Die Porter überholen uns immer wieder und angekommen im Lunchcamp haben sie schon wieder ein Dreigängemenü für uns gezaubert. Es schmeckt wie immer sehr lecker und mit diesen wunderbaren Pausen schafft man auch den näxten Streckenabschnitt.

Heute Nachmittag haben wir die letzte Happy Hour und am Abend das letzte Dinner. Roberto, der Koch zaubert zum Abschied eine richtige Torte. Wie sonst auch wurde sie in diesem kleinen Kochzelt zubereitet. Da wir morgen sehr früh losgehen wollen, gibt es heute Abend eine kleine Abschiedszeremonie, bei der wir uns bei allen Familienmitgliedern herzlich bedanken und ihre ungaubliche Leistung herausstellen. Juan hat sogar ein Gedicht geschrieben, das er vorträgt. Das ist ein gelungener Abschied und wir freuen uns jetzt auf den näxten Tag, an dem wir endlich am Machu Picchu ankommen werden.

Tag 4: 14. April 2019: 6 Kilometer von Wiñayhuayna bis Machu Picchu

Heute werden wir um 03:00 Uhr morgens mit der üblichen Prozedur geweckt. Das ist notwendig, damit wir uns vor dem Einlasstor, das fünfhundert Meter vom Camp entfernt ist, in die Schlange derjenigen einreihen können, die zum Machu Picchu wollen. Das sind natürlich alle aus dem Camp und ab drei Uhr in der Nacht wird hier schon ordentlich mit den Zeltstangen geklappert. Denn die Porter tragen heute alles wieder den Berg runter, um es morgen oder übermorgen wieder hoch zu schleppen.

Wir warten in der Schlange am Kontrollhäuschen. Um 05:30 wird es endlich geöffnet, ich bekomme meinen dritten Stempel in den Pass und dann rennen alle los, was das Zeug hält. Über die rumpeligen Inkasteine hoch und runter bis zum Sonnentor. Wir haben fast alle überholt, sind aber trotzdem ein paar Minuten zu spät am Sonnentor, um von dort aus Machu Picchu nebelfrei zu sehen. Die Nebelwolken wabern gerade durch das Tal. 

Aber ich habe irgendwie im Gefühl, dass es heute noch aufklart. Wir gehen also weiter runter bis zu den Terassen, von denen man den weltbekannten Blick auf die Inkaruine hat. Und tatsächlich, es sind nur noch ein paar Reste der Nebelwolken da. Aber auch die verschwinden schnell und die Sonnenstrahlen scheinen auf Machu Picchu, wie es schöner nicht sein könnte. Da wir so gerannt sind, sind wir früh da, so dass kaum Leute in der Inkaruine sind, und wir können schöne Fotos von oben schießen.

Anschließend laufen wir mit Hector fast zwei Stunden durch die alte Inkastadt und er erzählt uns viele Dinge zu deren Geschichte. Danach bringt er uns zum Waynapicchu-Eingang, von wo aus wir dann auf den 2666 Meter hohen Berg steigen  bzw. klettern können. Wir brauchen fast eine Stunde um oben anzukommen und der Weg ist richtig gefährlich. Nur ab und zu Halteseile, und die Inkastufen sind am Berg nicht besser als unten. Oben angekommen ist der Blick uns Tal zwar nicht schlecht, aber für den Aufwand nicht lohnenswert. Wir wären lieber noch in der Inkastadt herumgelaufen. 

Zum Glück können wir morgen noch mal in Ruhe durch die Ruine gehen, denn wir haben einen Extratag gebucht. Wir treffen uns zum Mittagessen mit Hector in einem Restaurant in Aguas Calientes und verabschieden uns von ihm. Er hat seinen Job großartig gemacht und wir bedanken uns herzlich für die harten, aber wunderbaren Tage ohne ein Tröpfchen Regen und mit einem fantastischen Abschluss am Machu Picchu!

Tag 5: 15. April 2019: Ein Extratag in der Inkastadt

Wir fahren von Aguas Calientes aus mit einem Bus noch einmal rauf zum Machu Picchu. Heute morgen ist es diesig und oben auf dem Machu Picchu-Gelände wabern noch ein paar Wolken über dem Waynapicchu. Klaus wandert den Machu Picchu Mountain hoch, während ich erst zur Inkabrücke laufe und dann versuche, ein Foto mit einem Lama, dem Waynapicchu Mountain und mir zu schießen. Zwischenzeitlich kommt die Sonne hervor und die Wolken verschwinden. 

Leider liegen die Lamas gerade alle unten auf einer Wiese. Kein einziges ist oben auf den Terrassen. Also laufe ich runter in Richtung Lamawiese. Leider ist das aber nicht der offizielle Weg und ich muss erst einen Aufseher davon überzeugen mich für ein Foto zu den  Lamas zu lassen. Geschafft, die Lamawiese darf ich aber nicht betreten. Also warte ich geduldig am Rand der Wiese. Die Lamas ignorieren mich bis irgendwann eines in meiner Nähe grast. Ich spreche mit dem Lama und versuche es weiter zu mir zu locken, aber offenbar versteht es kein Deutsch. Es hat nur das saftige Gras im Sinn. 

Nach über einer Stunde kommt dann der plötzliche Sinneswandel. Das Lama sieht kurz zu mir rüber bevor es ganz wegtrottet. Das ist meine Chance, ich drücke auf den Auslöser auf der Selfiestange und bekomme endlich mein Lamafoto. Voller Freude über das lustige Foto treffe ich dann Klaus wieder, der oben auf dem Machu Picchu Mountain war. Glücklich über einen weiteren Sonnentag in der Inkastadt machen uns auf den Rückweg nach Aguas Calientes.

In Aguas Calientes fährt der Zug ganz nah an den Läden und Restaurants vorbei. Wenn gerade kein Zug kommt, ist das Gleisbett Fußgängerzone, Kinderspielplatz und Transportstrecke für Handkarren aller Art. Der Ort ist voller Touristen, die alle Machu Picchu besuchen. Daher gibt es viele schöne Restaurants, Läden und Märkte, und wir bummeln noch etwas durch den Ort. Ich habe wieder Kaufverbot und halte mich wie immer strikt daran. Morgen geht es mit dem Zug und einem Bus zurück nach Cusco, wo hoffentlich noch unser Ruxsack im Hostel auf uns wartet. Dann ziehen wir weiter in Richtung Norden.

10.04.2019: Cusco: In der Hauptstadt des Inkareiches

Auf dem Flug nach Cusco fliegen wir zuerst über den Titicaca-See, danach über die Anden bis ins zentrale Andenhochland. Cusco liegt auf 3400 Metern über dem Meeresspiegel und war Hauptstadt des Inkareiches. Wir nehmen an einer Free Walking Tour teil. Unser Guide Casio führt uns zum Plaza Armas, dem zentralen Platz der Stadt. Hier standen die Tempel der Inka, die von den Spaniern zerstört wurden, um aus dem Material christliche Kirchen zu bauen, wie die barocke Kathedrale, ein imposantes Gebäude. Innen ist sie reich geschmückt, es hängen über zweihundert große Gemälde an den Wänden und die Christusfigur ist schwarz. Das ist sie, seit 1650 ein großes Erbeben Cusco heimsuchte. Die Menschen zündeten viele Kerzen, um die auf dem Plaza de Armas aufgestellte Christusfigur herum, an bis das Erdbeben aufhörte. Vom Ruß der Kerzen wurde die Figur schwarz. 

Da die meisten Bilder von einheimischen, indigenen Künstlern gemalt wurden, haben sie oft einige Details ihrer Weltanschauung eingebaut. So findet man auf dem Bild vom letzten Abendmahl ein gebratenes Meerschweinchen, das hier allseits beliebt ist und gerne verspeist wird. Leider darf man in der Kathedrale keine Fotos machen.

Weiter geht es durch schmale Gassen, die man vermutlich ohne Guide nicht gefunden hätte. Wir sehen viele Mauern und einige Gassen, die von den Inka erbaut wurden und dem großen Erdbeben standhielten. Die Inka haben die Mauersteine so präzise angepasst, dass keine Fugen entstanden und sie nicht einstürzten. Wie sie das genau gemacht haben ist bis heute ein Rätsel, so wie das Aufstellen der Moai auf der Osterinsel oder wie der Steinkreis von Stonehenge in England.

Casio führt uns auch an einigen Restaurants entlang von denen es hier sehr viele gibt. Eins ist uns gut in Erinnerung geblieben und wir besuchen es nach der Führung. Jetzt geht es weiter den Berg rauf. Von hier oben haben wir einen tollen Blick auf die Stadt. Wie gut, dass die Tour hier endet und genau an dieser Stelle ein schönes Restaurant mit Ausblick steht. Nach einem Getränk machen wir uns auf den Weg zu dem kleinen Restaurant, in dem es Meerschweinchen und Alpacaburger gibt. Das müssen wir natürlich probieren. 

Der Alpacaburger schmeckt eigentlich ganz normal, aber ich weiß nun endlich warum das Meerschwein MeerSCHWEIN heißt. Es hat eine Schwarte wie ein Schwein und ist fettig wie ein Eisbein. Ich muss ganz schön lange im Tier kramen, um etwas Fleisch zu finden. Das schmeckt dann tatsächlich ganz anders als jedes andere Fleisch, das ich bisher gegessen habe. Ist ganz lecker, man hat aber definitiv zu wenig Fleisch, um satt zu werden.

Nach der Stärkung laufen wir zum San Pedro Markt, der in einer großen Markthalle stattfindet. Hier gibt es neben bunter Kleidung auch wieder einige seltsame Speisen. Die Einheimischen lassen sich an Tresen nieder und essen die frisch zubereiteten Speisen. Wir lassen uns noch ein bisschen durch die vielen Gänge treiben und beobachten die Leute und sehen uns die Waren an.

Am nächsten Tag lassen wir uns mit einem Taxi den Berg Richtung Christusstatue,  Cristo Blanco, bringen. Sie ist deutlich kleiner als die in Rio de Janeiro, sieht ihr aber sehr ähnlich. Die Stadt liegt uns zu Füßen, man kann das Stadion, den Flughafen und die Kathedrale sehen. Auf dem Weg nach unten begegnen uns Alpacas und Lamas, die auf einer Wiese grasen aber auch an der Leine geführt werden. Ich möchte gerne mit einem Alpaca auf ein Foto und die nette Frau hat, gegen ein kleines Trinkgeld, auch nichts dagegen.

Unten in der Stadt besorgen wir noch ein paar Utensilien für die bevorstehende Wanderung durch die Berge. Wir müssen gut überlegen, was wir auf die Wanderung mitnehmen, was davon von uns selbst getragen werden muss und was wir für die drei Nächte im Zelt dem Träger mitgeben. In den Anden kann es nachts ganz schön kalt werden und wenn wir Pech haben, auch nass. Also müssen wir auf alles vorbereitet sein. Das restliche Gepäck wartet dann so lange im Hostel auf uns bis wir zurück kommen.