Fazit

Das Land am anderen Ende der Welt – die Maori nennen es Aotearoa, das Land der langen, weißen Wokle – übte immer schon eine besondere Faszination aus. Wir kennen keinen, der sich nicht begeistert äußerte, und die junge Norwegerin aus unserem AirBnB in Christchurch meint: „I fell in love with this country.“!

Unsere hohen Erwartungen wurden nicht entäuscht. Fantastische Natur, exotische Pflanzen, mildes Klima, aber auch immmer wieder originelle Architektur, Streetart und coole Bars haben uns begeistert. Die meisten Neuseeländer sind äußerst gelassene, freundliche Zeitgenossen, und wir haben uns immer willkommen gefühlt. 

Üble Sandflies, hohe Preise und manch sonderbare Touristen nervten schon mal, konnten aber unser Wohlbefinden nicht wirklich schmälern.

Ka kite ano – auf Wiedersehen Neuseeland!

18.02.19: Last Stop in NZ: Christchurch

Wir fahren auf dem Weg Richtung Christchurch noch einmal durch den Ort Kaikoura. Nach dem Erdbeben 2016 war Kaikoura für einige Wochen unerreichbar, weil die Zufahrtsstraßen, inbesondere die Küstenstraßen von Norden und von Süden teilweise verschüttet wurden. Die Aufräum- und Reparaturarbeiten dauern immer noch an, aber die Straßen sind wieder passierbar, wenn auch zum Teil nur einspurig. Dann müssen wir anhalten bis die netten Schilderumdreher endlich GO zeigen. 

Auch Christchurch hat es hart getroffen. Bereits im Februar 2011 wurden nicht nur viele Gebäude im Stadtzentrum zerstört, sondern es starben auch 185 Menschen dabei. Angekommen in ChCh, wie die Kiwis diese Stadt nennen, bietet sich an manchen Stellen ein trauriges Bild. Auf einem Platz stehen 185 leere weiße Stühle, die die leeren Plätze symbolisieren sollen, die durch die Verstorbenen entstanden sind. Erst langsam erholt sich die Stadt vom heftigen Erdbeeben und wir können neue Gebäude neben immer noch zerstörten oder verlassenen Gebäuden sehen. 

Auch die Christchurch Kathedrale wurde durch das Beben 2011 und weitere Nachbeben massiv zerstört. Der Kirchturm wurde zur Hälfte zerstört, ein großer Teil des Daches wurde durch herunterstürzende Trümmerteile weggerissen und das Loch klafft immer noch. 2012 wurde der Abriss und Neubau beschlossen, aber da einige Klagen gegen den Abriss erhoben wurden, steht sie nun unverständert zerstört innerhalb eines Zaunes und wartet auf ihr Schicksal.

Darüber hinaus ist ChCh eine Stadt mit vielen Graffitis, hippen Bars, einer alten Tram, die durch die Innenstadt fährt und vielen Parks und Grünflächen zum Relaxen. Mit einer Gondala kann man die Port Hills erklimmen und auf Stadt und Meer blicken.

Wir finden einen Fahrradhändler, der uns die Bikes abkaufen möchte, verhandeln einen akzeptablen Preis und verabreden die Übergabe für den Tag vor unserem Abflug. So können wir die Bikes noch übers Wochenende nutzen und ein weiteres Paket mit unnützen Dingen (gebrauchte wie neue) zur Post befördern und zu meiner Mutter ins Sauerland schicken. Richtig gute Laune bekommen wir dann bei der Abgabe der Bikes, da sich der Händler nicht mehr an seinen vereinbarten Betrag erinnern kann und einen für uns viel höheren nennt. Ein lautes „Yes!“ von mir bestätigt seinen Vorschlag und wir ziehen glücklich von dannen.

Mit dem netten Zusatzsümmchen machen wir es uns noch einmal im Biergarten des Smash Palace bequem und freuen uns über den gelungenen Verkauf. Das Smash Palace hat Klaus durch Zufall im Internet entdeckt. Der Name basiert auf dem gleichnamigen neuseeländischen Film aus den Achtzigern, dessen Handlung auf einem einsamen Schrottplatz „in the middle of nowhere“ spielt. Davon inspiriert hat Klaus den Partykeller im Haus seiner Mutter schon vor mehr als dreißig Jahren Smash Palace genannt. Omma Ingrid hat dort schon viele heftige Partys erlebt und immer hat sie selbst mitgefeiert. Selbstverständlich auch Herbert, Klaus‘ Vater, zu seinen Lebzeiten.

In Christchurch steht auf dem Gelände des Smash Palace ein alter Bus, der als Tresen fungiert. Hier gibt es die weltzweitbesten Burger, coole Musik und coole Leute. Donnerstags ist Bikertag und die Harleys und Co. fahren direkt aufs Gelände. In einem Container befindet sich eine Schrauberhöhle für liegengebliebene Harleys oder Reparaturen aller Art. 


14.02.19: Kaikoura: Flipper ist unser bester Freund,…

…lustig wird’s immer, wenn er erscheint.

Spaß will er machen, tolle Tricks,

er bringt uns Stunden des Glücks…

Seit Tagen habe ich schon dieses Lied im Ohr. Habe ich doch einen allerletzten Restplatz auf einem der Boote zu den Delfinen in Kaikoura ergattern können, nachdem ich den Tipp von meinem Bruder Volker bekommen hatte, dass man hier mit Delfinen schwimmen kann. Tagelang sehe ich kritisch auf den Wetterbericht, der für diesen Tag erst Regen ansagt und sich dann auf ganztägigen Sonnenschein bei 27 Grad korrigiert. Super, da haben die Delfine doch bestimmt Lust mit einem Boot voller Touristen zu schwimmen.

Dann ein kleiner Schock am Morgen als es losgehen soll. Es ist useliges Nebelwetter. Waaaas? Das hat niemand vorausgesagt. Ich bin sicher, dass die Bootsfahrt abgesagt wird, fahre aber trotzdem erst einmal zum vereinbarten Treffpunkt. Dort ist man trotz des Nebels recht zuversichtlich und die Fahrt wird keineswegs abgesagt. Nach ein paar Sicherheitseinweisungen bekomme ich meinen Neoprenburkini und ein paar Flossen und es geht mit ca. 25 anderen aufs Boot. Klaus bekommt frei und freut sich, dass er das Geld für solch einen Unsinn sparen kann.

Wir fahren im Nebel los und der Käpt’n findet tatsächlich nach kurzer Zeit ein paar Delfine. Er bläst ins Horn und alle Schwimmer gehen ins Wasser. Wir singen, rufen, tauchen runter, wedeln wild mit den Flossen, aber die vier bis fünf Delfine haben keine Lust mit uns zu schwimmen. Sie sind schnell wieder weg und wir schwimmen zurück zum Boot. Weiter geht die Suche nach dem Delfinschwarm mit Lust auf Tummeln mit Touris. 

Es klart mittlerweile etwas auf und wir können die Delfine schon von weitem sehen. Sie springen immer wieder aus dem Wasser. Der Käpt’n bläst für die näxte Schwimmrunde ins Horn und es geht wieder ins Wasser. Da sind sie, die gut gelaunten Delfine, die um uns herum schwimmen. Sie tauchen immer wieder auf und unter. Zwei schwimmen mit mir im Kreis, ändern die Drehrichtung, ich ändere sie auch und bin hin und weg von dem tollen Abenteuer im Wasser. Für meine Wasserkamera sind sie allerdings zu schnell, also verzichte ich auf Fotos und singe lieber weiter durch den Schnorchel. 

Diese Delfingruppe besteht mindestens aus zwanzig Delfinen, die gar nicht wieder von uns weg wollen. Erst nach geraumer Zeit verschwinden sie so schnell wie sie gekommen sind. Es geht weiter und wir schwimmen noch ein weiteres Mal mit einer anderen Delfingruppe, die genauso anhänglich ist. Nur eine Frau kann das Erlebnis nicht so recht genießen, sie hängt bereits seit kurz nach der Abfahrt über einem Eimer auf dem Boot, füllt diesen kontinuierlich und möchte gar keine Delfine mehr sehen. 

Auf der Rückfahrt in den Hafen begleitet uns dann auch noch eine große Delfingruppe. Neben Dusky-Delfinen sind auch ein paar der kleinen, schwarz-weißen Hector-Delfine dabei, die es nur in Neuseeland gibt. Jetzt kann ich endlich ein paar Fotos machen. Dass diese Tour so schön wird, hatte ich heute Morgen nicht im Entferntesten geahnt. Die Freude bleibt den ganzen Tag in meinem Gesicht und das Flipperlied im Ohr.

12.02.19: Akaroa: Mit Demio zum langen Hafen

Akaroa ist ein kleiner Ort mitten auf der von Vulkanen geformten Onawe-Halbinsel südlich von Christchurch. Akaroa heißt „Langer Hafen“ auf Maori. Der lange Hafen ist in Wirklichkeit ein langer Meeresarm. Die Fahrt nach Akaroa ist schon wunderbar. Es geht durch die Berge und immer wieder sieht man Buchten mit blauem Wasser von oben. Der Ort selbst ist touristisch gut erschlossen. Es halten Kreuzfahrtschiffe und täglich kommen Reisebusse voller Touristen. Aber das macht den Ort lebendig und abends sind außer den Übernachtungsgästen alle wieder weg. 

Nachdem wir Jazon L. gegen Demio, einen kleinen Mazda, eingetauscht haben, fahren nun damit durch die Gegend und müssen Unterkünfte für die verbleibenden Nächte finden. Weil Akaroa offenbar sehr begehrt ist, haben wir nur noch für eine Nacht ein Quartier bekommen, daher übernachten wir einmal weit außerhalb des Ortes und einmal mitten drin in einer wunderbaren Pension im englischen Kolonialstil mit entsprechendem Interieur. Wir werden überaus freundlich empfangen, bekommen das Zimmer mit Meerblick, den Garten und das schöne Haus zu sehen. Das Frühstück macht Chrissi, die ursprünglich aus London kommt, was man an ihrem Akzent hören kann, obwohl sie schon seit sechsundzwanzig Jahren in Neuseeland wohnt. Anschließend bekommen wir noch einige gute Tipps für die Reise nach Peru, wo sie schon war.

Wir verlassen diese schöne Bleibe nur ungern, aber es geht weiter Richtung Norden nach Hanmer Springs. Auch dafür müssen wir die Unterkunft vorbuchen. Jetzt wissen wir, was Karen und Shane meinten, als sie sagten, Januar und Februar sei Hauptsaison in Neuseeland. Mit dem Campingbus konnten wir einfach immer der Nase nach fahren, auf den Campingplätzen war immer Platz, bis auf ganz wenige Ausnahmen. Jetzt müssen wir ein paar Tage im voraus festlegen, wo es hingehen soll. 

Demio bringt uns nach Hanmer Springs, einer ebenfalls kleinen Stadt am Fuß des Conical Hill. Der Ort wurde um natürliche Thermalquellen herum gebaut, auf die ich mich schon freue. Für den Wanderfreund gibt es auch einige Wege über Stock und Stein durch die Wälder. Oben auf dem Peak treffen wir ein Pärchen aus England, die sich sofort als Brexit-Gegner outen. Eine weitere Frau, die unserem Brexit-Gespräch folgt, grinst und sagt, sie habe es noch schlechter. Sie sei Amerikanerin und entschuldige sich für alles, was dort politisch schief läuft. Dann kommen noch ein Kanadier und drei Frauen aus Singapur, Irland und Taiwan dazu. Eigentlich wollten alle nur ein bisschen in die Natur zum Wandern und sind erstaunt über den Internationalen Frühschoppen oben auf dem Berg. Die Diskussion währt nicht lange, jeder geht lieber gutgelaunt weiter seines Weges.

Nach der Wanderung ist es Zeit für die Thermalquellen. Die Wasserratte macht lieber ein Schläfchen, während ich zu den heißen Becken um die Ecke laufe. Ich schaffe es nur in drei verschiedene Becken, weil ich im dritten über zwei Stunden hängen bleibe. Zusammen mit einem neuseeländischen und einem holländischen Pärchen und einer Frau aus Österreich ist es so lustig im Wasser, dass alle ewig sitzen bleiben. Die Neuseeländerin hat witzigerweise eine deutsche Mutter und einen holländischen Vater und will in Berlin studieren. Das bietet genug Gesprächsstoff, und wir verlassen das Becken erst kurz bevor das Gelände geschlossen wird. 

Klaus wundert sich schon wo ich bleibe und freut sich, dass wir endlich die Steaks braten können. Aber auch hierbei sind wir nicht allein. Ein Paar von der Nordinsel gesellt sich zu uns und wir gehen erst aus der Küche als diese geschlossen wird.

08.02.19: Abstecher ins schottische Dunedin

Auf dem Weg Richtung Christchurch übernachten wir im coolen kleinen Lumsden auf einem Parkplatz neben einem ehemaligen Bahnhof. Natürlich stehen wir auch hier nicht alleine. Es gibt freies WLAN und das Passwort spricht sich schnell unter all den Travellern rum. Das Klohäuschen ist groß und wie immer sauber, das Duschen wird verschoben. Auf der gegenüberliegenden Seite ist das Route 6 Café, das Bar, Restaurant und Poststation gleichzeitig ist. Eigentlich ist Lumsden mehr ein Ort zum Durchfahren, aber offensichtlich bleiben jede Nacht viele Leute hier und nutzen das ganz und gar kostenfreie Übernachtungsangebot. 

Am näxten Tag geht es bis Dunedin. In der Stadt und auf der zugehörigen Halbinsel Otago sieht es sehr schottisch aus und das Wetter ist ebenfalls schottisch wechselhaft und nachts bitterkalt. Jedenfalls kommen uns acht Grad in einem unbeheizten Bus ziemlich ungemütlich vor. Der Name dieser zweitgrößten Stadt der Südinsel kommt aus dem Schottisch-Gaelischen Dùn Èideann, für Edinburgh. Wir fahren mit den Rädern durch die Straßen und finden immer neue Graffitis, die uns ein bisschen an Melbourne erinnern. 

Auf der Halbinsel gibt es eine Bucht, die Sandfly Bay heißt. Aber nicht etwa wegen der Sandflies, sondern wegen des fliegenden Sandes, der da offenbar mehr als woanders herumwirbelt; neuseeländischer Humor! Jedenfalls ist uns fliegender Sand lieber als Fliegen im Sand und stechenderweise an unseren Beinen.

Bevor es weiter nach Norden geht, halten wir an der steilsten Straße der Welt, der Baldwin Street. Sie befindet sich nicht, wie erwartet, in San Francisco, sondern hier. Sie ist 350 Meter lang und im steilsten Abschnitt hat sie eine Steigung von 35 Prozent. Wir lassen das Auto stehen und laufen die Straße rauf. Wir müssen tatsächlich aufpassen, dass wir nicht hinfallen und wieder runterrollen, so steil ist sie. Es gibt tatsächlich Anwohner mit Auto, die hier rauf und runter fahren und froh sind, wenn die Touristen nicht im Weg stehen und sie wieder neu anfahren müssen.

Kurz vor Christchurch halten wir an einem Strand und sehen uns die Moeraki Boulders an. Das sind seltsam kugelig geformte Steine, die durch Erosion von ihren umgebenden Gesteinsschichten freigegeben wurden und nun am Strand liegen. Unsere letzte Nacht im Campervan ist nicht ganz so kalt, aber wir sind ein bisschen traurig, dass nun die schöne Campingzeit vorbei ist. Fahren so weit man möchte, nach Lust und Laune den nächsten oder übernächsten Campingplatz oder einen Parkplatz mit Freedom Camping ansteuern, ist nun vorbei. Zum letzten Mal laden wir die Fahrräder ein…

05.02.19: Milford Sound: The sound of silence

Man hört sie nicht, aber sie schwirren überall herum. Die blutrünstigen Monster der Südinsel: Sandflies. Der Name hört sich harmlos an, wie ein paar Fliegen im Sand. In Wirklichkeit sind diese stecknadelkopfgroßen, schwarzen Tierchen insbesondere auf der Südinsel und ganz besonders an Flüssen, Seen, im Wald, auf dem Berg, im Tal und auf Campingplätzen anzutreffen. Man nennt sie auch Dracula des West Coast rain forest! Und am allerliebsten trinken sie das Blut vom Ingenieur. Gut für mich, ich habe deutlich weniger Fans unter den Tierchen. Was tatsächlich am meisten nervt ist der Juckreiz, der tagelang anhält. Captain Cook hat schon festgestellt, dass es nicht möglich ist, nicht zu kratzen. Hier am Milford Sound haben sich besonders viele hungrige Sandflies versammelt.

Davon abgesehen ist der Milford Sound eine wunderschöne Fjordlandschaft mit einigen sehr schönen kurzen oder längeren Wanderwegen. Der Campingplatz liegt direkt am Fjord in einem Wäldchen mit Blick auf die Berge. Dazwischen fließt noch ein Fluss, also perfekte Bedingungen für die Blutsauger. Zum Glück gibt es auf dem Platz eine große Küche mit Esszimmer und Wohnzimmer mit großen Fensterscheiben zum Raussehen. Der Blick auf den coolen T2 ist auch nicht schlecht. Draußen zu sitzen ist wegen der Sandflies meistens nicht möglich.

Auf der Bootstour durch den Sound können wir die tolle Landschaft von der Wasserseite aus sehen. Wir haben einen der, eher seltenen, Sonnentage erwischt. An einem Wasserfall, unter dem wir stehen bleiben, wird eine Ladung Gläser gefüllt und an Bord verteilt: „The King of table waters“. Auf der Rückfahrt halten wir an einem Unterwasserobservatorium an und können zehn Meter unter Wasser Fische, Korallen und andere Meeresbewohner beobachten.

Auf dem Campingplatz und im Wald begegnen uns Wekas (das sind quasi Kiwis mit kurzem Schnabel) und auf einem Parkplatz zum Summit Walk hüpft ein Kea von Auto zu Auto. Keas sind recht anhängliche Bergpapageien, die gerne am Dichtungsgummi der Autoscheiben knabbern. Das bleibt uns zum Glück erspart. Was wäre passender als zum Abendessen frischen Fjordlachs zu braten? Dazu gibt es Rotwein: fat bird!

01.02.19: Von den blauen Bergen kommen wir: Blaue Wunder der Südinsel

Auf dem Weg in Richtung Queenstown halten wir erst einmal an den Blue Pools. Schon das Wasser im Fluss ist türkisblau. Das Wasser in den Pools ist wunderschön klar und tief türkisfarben und man kann bis auf den Grund sehen. Eine Hängebrücke führt über die Pools weiter in den Wald hinein. 

Den nächsten Stop machen wir in Wanaka. Das liegt am Lake Wanaka und im See steht ein einsamer Baum, der allerdings viel Besuch bekommt. Alle Besucher Wanakas statten diesem Baum einen Besuch ab, und er ist bestimmt das am häufigsten aufgenommene Fotomotiv in der Gegend. Vielleicht ist das aber auch der Wonderbra-Zaun auf der Straße, die weiter nach Queenstown führt. Hier hängen unglaublich viele bunte BHs und jedes Auto hält für ein paar Fotos an. Der ernste Hintergrund des Zauns ist das Sammeln von Spenden für die New Zealand Breast Cancer Foundation und natürlich darf man auch einen weiteren Bra an den Zaun hängen. Mein übriger hängt aber schon in Ronnies Sexshop in Südafrika, also fahren wir ohne BH-Spende weiter.

Wir fahren am Lake Wanaka und Lake Hawea entlang und halten an ein paar Lookouts, die äußerst bemerkenswert sind. Allmählich dämmert uns, warum so viele Leute die Südinsel Neuseelands so lieben. Die Seen sind tiefblau und die Berge spiegeln sich an der Wasseroberfläche. Auch Queenstown liegt an einem tiefblauen See, Lake Wakatipu. Hier ist richtig was los, die Stadt ist voll von Läden und Restaurants, aber auch voller Touristen, die wie wir an der Hafenpromenade entlang laufen und Fotos von der wunderschönen Landschaft aufnehmen. Es gibt viele Freizeitangebote und im Winter kann man hier auch Skifahren. 

Wir fahren mit einer Gondel auf den Berg. von oben hat man wirklich eine grandiose Aussicht auf die Stadt, den See und die umliegenden Berge. Wow! Im Souvenirladen finde ich endlich die Schwester von Nosi, nach der ich so lange gesucht habe. Mari ON sitzt zwischen lauter braunen Kuschelkiwis ganz alleine. Den bringe ich Marion mit, einer unserer treuesten Leserinnen, die quasi immer ON ist. Ihr gefieI Nosi so gut, nun bekommt sie auch einen kleinen schwarzen Kiwi.

Wir laufen zu Fuß zurück und fahren noch eine Zeit lang mit unseren Rädern um den See, bevor wir uns in die lange Schlange der Ferg-Burger-Bude einreihen, die immer aus mindestens dreißig Hungrigen besteht. Die ist in Queenstown Kult, denn angeblich soll es da die weltbesten Burger geben. Wir staunen nicht schlecht, denn nach zwanzig Minuten haben wir unseren Burger in der Hand. Tatsächlich ist dieser sensationell lecker, wir haben noch nie einen besseren gegessen und können diesen Laden wärmstens weiterempfehlen!!! Mmmmh!

30.01.19: Wanderungen zum Franz-Josef-Gletscher und zum Fox-Gletscher

Auf der Fahrt nach Süden halten wir in Hokitika am National Kiwi Center. Die Werbung verspricht echte Kiwis in ihren tagsüber abgedunkelten Kiwihäusern, in denen die nachtaktiven Tiere sich wie in natürlicher Umgebung bewegen können. Toll, endlich sehen wir mal Kiwis. Angeblich soll ja ganz Neuseeland voller Kiwis sein, aber außer den grünen Früchten und den Wesen mit einem neuseeländischen Pass sieht man nie welche. Selbst auf Nachtwanderungen im Wald werden sie selten erspäht. Umso mehr freue ich mich auf die krummen Viecher mit den langen Schnäbeln. 

An der Kasse sitzt eine Frau, die uns (wir ahnen erst später warum) ohne zu fragen Tickets zum Studententarif verkauft. Die kosten umgerechnet immer noch 14 Euro pro Nase. Na gut, dafür sehen wir ja endlich die Nationaltiere in natürlicher Umgebung. Auf dem Weg zu den Kiwi“häusern“ müssen wir erst einmal durch die „Glow Worm Cave“. Die sieht sehr selbstgebastelt aus und im Leben hängen da keine echten Glühwürmchen an den Wänden. Egal, wir wollen ja schließlich die Kiwis sehen. Weiter geht‘s. Jetzt kommen wir zu einem großen Aquarium mit vielen Riesenaalen, die sich nicht bewegen. Sie werden gerade gefüttert, aber das interessiert sie nicht. Uns auch nicht, wir wollen endlich zu den Kiwis. 

Im Gang zu den Kiwis wird es sehr dunkel und ich renne fast eine Frau um. Nachdem sich meine Augen etwas an die Dunkelheit gewöhnt haben, sehe ich den ersten Kiwi. Er rennt wie irre in immer derselben Schleife wie ein Tiger an der Scheibe entlang, um einen kleinen Busch herum und dann wieder zur Scheibe usw.. Ich bin entsetzt. Das Gehege ist regelrecht mickrig, eine natürliche Umgebung habe ich mir anders vorgestellt. Ich versuche weitere Kiwis zu entdecken. Da kommt plötzlich die schreckliche Aalanimateurin um die Ecke und sagt, dass es noch einen(!) weiteren Kiwi gibt. Der sei aber noch sehr klein und habe sich in einem Erdloch versteckt, daher können wir ihn jetzt nicht sehen. 

Jetzt will ich nur noch raus aus diesem grauenvollen National Kiwi Center, Klaus ist sowieso schon wieder draußen. Dabei muss ich noch einmal an dem gestörten Kiwi vorbei, der an der Scheibe entlangläuft. Das arme Tier. Jetzt haben wir eine Vermutung, warum uns die Frau vom Ticketverkauf die günstigsten Tickets gegeben hat. Im Auto schnappe ich mir dann mein Tablet mit der App, die uns zu dieser besonderen Sehenswürdigkeit geführt hat und gebe eine deutliche Bewertung mit dem Hinweis ab, in keinem Fall dieses Kiwi Center zu besuchen. Hoffentlich nützt das was.

Wir fahren weiter. Der Campingplatz in Franz-Josef liegt superschön im Regenwald und an den Bergen. Das Meer fehlt hier, dafür gibt es kostenfrei Hot Pools direkt auf dem Platz. Ich bleibe sitzen, bis ich schrumpelige Finger kriege. Das Wasser ist sooooo schön warm. Dann wandern wir zu den Gletschern. Unterwegs finden wir Hinweisschilder mit Fotos, auf denen wir erkennen können, wie rasant die Gletscher schmelzen. Wenn man eine exponentielle Abnahme der Eismasse annimmt, dann lassen sich daraus wunderbare Mathematikaufgaben erstellen. 

In Franz-Josef gibt es auch das West Coast Wildlife Center. Hier soll es den seltensten Kiwi Neuseelands, was immer das bedeuten soll, zu sehen geben. Wir gehen rein und nach Sichtung des Eintrittspreises von umgerechnet 24 Euro pro Person, frage ich als erstes wie viele Kiwis es zu sehen gibt. „Zwei, aber die sind noch sehr klein und daher im Moment im Inkubator.“ Bestimmt ist das Besichtigen dieses tollen Centers ganz grandios, aber wir haben ja schon ein Prachtexemplar eines Kiwis gesehen und verzichten diesmal auf den Besuch.

Die Gletscher beeindrucken uns deutlich mehr, obwohl man nur bis 750 Meter bzw. 450 Meter an die Eisfläche herankommt. Die Wege über Stock und Stein sind manchmal ganz schön anspruchsvoll, aber so macht das Wandern viel Spaß und wird nicht langweilig. Die Landschaft ist hier im Westen der Südinsel extrem abwechslungsreich. Neben Bergen, Gletschern, Regenwald sieht man das Meer, Meeresarme, Flüsse und Seen. Alles liegt dicht beieinander und wechselt sich beim Durchfahren ständig ab. 

Der nächste Campingparkplatz liegt neben der Straße durch diese wunderbare Natur. Hier dürfen wir einfach stehen bleiben, wenn wir pro Nase umgerechnet 5 Euro in eine Box werfen. Auf einem Zettelchen notieren wir noch die unsere Nummernschild-Nummer und haben dann die feinste Aussicht auf die Berge und einen Fluß.


28.01.19: Fahrt in den wilden Westen oder wilde Fahrt in den Westen

Um an die Westküste zu kommen, müssen wir gezwungenermaßen erst wieder über die reparaturbedürftige Piste von gestern. Es dauert nicht lange bis wir an dem von Bergschäden betroffenen Bereich sind. Ein Baustellenschild suggeriert Bauarbeiten. Es ist aber niemand vor Ort. Bestimmt ist Straßen.NRW verantwortlich! An einer Baustellenampel müssen wir warten, weil es tatsächlich nur noch einspurig weiter geht. Der Tanklastzug ist sicher auch nicht besonders schwer.

Vor uns steht ein Wagen aus der DDR. Der hat auf der Bergabstrecke heiße Bremsen bekommen. Wir lassen die Fenster lieber zu. Auf der Heckklappe steht Odyssee und die Leute, die aussteigen, sehen auch abenteuerlich aus. Ich nutze die Wartezeit für einen kleinen Spaziergang zur Sondierung der Lage. Angekommen am abgesperrten Bereich kann ich über die Absperrung sehen und wage nicht weiter zu gehen. Hui, das sieht nicht sehr vertrauenserweckend aus. Unten angekommen freuen wir uns über Apfel- und Pfirsichplantagen, einen weiteren Schuhzaun, eine Wackelbrücke unter den Füßen und festen Boden unter den Reifen.

Wir fahren zu den Pancake Rocks im Paparoa Nationalpark, einer seltsamen Steinformation im Meer. Kurz vorher ändert sich die Vegetation enorm, dazu kommt etwas Nebel und es sieht aus wie in Jurassic Park. Über einen angelegten Weg kommen wir den Felsen sehr nahe. Auf der Straße gegenüber liegt das Pancake Rocks Café. Irgendwie ist uns den ganzen Tag schon nach Pfannekuchen … 🙂

27.01.19: Abel Tasman Nationalpark: Mit Trecker und Boot zum Wanderweg

Der Campingplatz in Marahau liegt an einer Bergkette direkt am Meer. Hier beginnt oder endet der Wanderweg durch den Abel Tasman Nationalpark. Wir wollen uns mit einem Wassertaxi an der Torrent Bay absetzen lassen und dann die ca. 15 Kilometer durch den Wald zurück zum Campingplatz laufen. Mit einem Bus geht es vom Campingplatz aus zur Sammelstelle für die Wassertaxis. Dann kommen plötzlich mehrere Trecker auf den Hof gefahren. Im Schlepptau jeweils ein Wassertaxi. 

Wir steigen zusammen mit anderen in eins der Boote und es geht los. Mit dem Trecker, der das Boot zieht, geht es über die Straße zum Strand. Dann fährt der Trecker einfach ins Wasser, dreht eine Runde und lässt dann das Boot zu Wasser. Wir staunen. Der Käpt’n erzählt uns was zur Strecke und fährt erst mal langsam los. Dann wird der Außenbordmotor abgesenkt und wir kriegen ordentlich Schub von hinten. Zuerst geht es zum Split Apple Rock, dann zu den Seehunden und schließlich zur Torrent Bay. 

Der Wanderweg geht auf und ab durch den Wald und es gibt auch einige zusätzliche Abzweige zu Stränden, Wasserfällen oder Cleopatras Pool. Cleopatras Pool wollen wir uns nicht entgehen lassen. Das Wasser da soll sehr klar und sauber sein. Auf dem Weg dahin treffen wir zwei Frauen, die sogar drin gebadet haben. Gute Idee, das möchte ich auch ausprobieren. Das Wasser ist ordentlich kalt, aber tatsächlich sehr klar. Ich schwimme erst einmal rüber zu einem Wasserfall. Dann sehe ich im Wasser einen riesigen Aal und hoffe, dass er mir auf dem Rückweg durchs Wasser nicht um die Beine scharwenzelt. Glück gehabt, ich sehe ihn nicht wieder.

Der Weg ist nicht annähernd so anstrengend wie der über den Tongariro, es ist eine einfach zu gehende, aber tolle Strecke entlang an Riesenfarnen, schönen Buchten und Flussläufen. Zum Schluss landen wir wie wohl alle anderen Wanderer auch im Park Café. Da treffen wir auch unsere Nachbarn vom Campingplatz und probieren zusammen das lokale Hop Federation Lager und IPA. Schmeckt! 

Nach einem Tipp von Dirk, einem ehemaligen Kollegen von Klaus, fahren wir weiter Richtung Norden. Die Straße fährt sich ziemlich abenteuerlich. Einige Kurven wurden durch Kunststoffabsperrungen „gesichert“, weil durch Erdrutsche ein Teil der Fahrbahn weggebrochen ist. Ich sitze auf der linken Seite, schön nah dran am Abgrund und hoffe, dass nicht ausgerechnet in diesem Moment weitere Teile der Straße verschwinden. Morgen wäre es aber genauso blöd, da diese Straße auch der einzige Rückweg ist.

Am empfohlenen Café mit den heimischen Backwaren in Takaka, einem ziemlich hippen Ort, lassen wir uns eine Nussecke und ein Schweineohr schmecken. Kia ora, Dirk! Wir fahren weiter durch die Berge und an der Küste entlang bis zum nördlichsten Zipfel der Südinsel, dem Cape Farewell. Wir vermuten, dass es so heißt, weil man schnell wieder weg möchte. Es ist tierisch windig, Jazon L. wackelt sich durch die, zugegeben sehr schöne, Landschaft. Am Wharanaki Beach ist der Wind so heftig, dass einige Leute zurückgehen, weil unentwegt Sand durch die Gegend wirbelt. Stimmt, es ist quasi ein Wüstensturm direkt am Meer.

Wir suchen uns einen Stellplatz am Wasser, weil es zum Zurückfahren zu spät ist und in der Klüste zwischendurch gibt es keine Campingplätze. Dieser Platz kostet nichts und wir sind nicht die einzigen hier. Ungefähr 20 weitere Camper verbringen hier auch die Nacht. Strom gibt es nicht, nur zwei, immerhin saubere, Plumpsklos. Draußen zu sitzen ist wegen des Windes praktisch unmöglich, so verstecken sich alle in ihren Fahrzeugen und machen es sich drinnen gemütlich. Ab und an begegnet man sich auf dem Weg zum oder vom Plumpsklo. Die sind natürlich nachts stockduster, aber wir haben ja unsere Kopflampen… 🙂 

Unsere Bier- und Weinvorräte lassen, dank eines leichten Überangebotes in den Läden, auf eine ruhige Nacht im Tiefschlaf schließen. Zzz.

25.01.19: Nelson und Motueka: Fahrradfahren auf dem Great Taste Trail

Die Fährfahrt zur Südinsel kommt uns wie eine kleine Kreuzfahrt vor. Es ist sonnig, wir stehen auf dem Deck der Interislander Ferry. Innerhalb von zwei Stunden überqueren wir die Cook Strait und fahren noch eineinhalb Stunden weiter durch die Meeresarme der Marlborough Sounds bis hin zum Queen Charlotte Sound. Ein paar Delphine begleiten uns kurz durchs offene Meer. Leider dürfen wir wegen zu starken Windes nicht bis zum Bug laufen. Aber auch so sind die Aussichten auf die Berge und die vielen kleinen Meeresarme fantastisch.

Angekommen in Picton fahren wir kurz zu einer kleinen Brücke in einer Marina, von der aus man, wenn man Glück hat, Mantarochen beobachten kann. Schon bevor wir diese Brücke erreichen, sehe ich einen großen Mantarochen im Hafenbecken. Er schwimmt allerdings schnell weg und es bleibt der einzige. Schade.

Dann geht es weiter nach Nelson, einem recht großen Ort am Great Taste Trail. Der Campingplatz ist riesig, wir haben Platz 758, ganz am Ende, aber dafür direkt am Meer. Wie gut, dass wir unsere Fahrräder dabei haben, damit können wir leicht über den Platz fahren und in den Ort hinein. Hier gibt es viele kleine Brauereien und Weingüter. Auf dem Weg sehen wir schon viele Hopfen- und Weintraubenfelder. Der Great Taste Trail ist 136 km lang und führt an den Weingütern und Brauereien vorbei und man kann, immer wenn einem danach ist, eine kleine Rast einlegen. 

Damit der Autofahrer auch was trinken kann, fahren wir mit den Fahrrädern und nehmen uns nur ein kleines Stückchen dieses schönen Weges vor. Außerdem gibt es mittendrin noch einen alten, stillgelegten Eisenbahntunnel, der 1356 m lang ist. Da wollen wir durchfahren. Wir beginnen unsere Wegstrecke in einer Taverne in der Nähe des Tunnels. Die Wirtin freut sich über Gäste und zeigt uns erst einmal ihren schönen Garten, in dem ihr Hund schon auf das Ballspielen mit dem Hundefreund wartet. Nach einem Bierchen geht es endlich auf die Piste.

Wie gut, dass die nette Wirtin uns noch den Hinweis gibt, dass es im Tunnel stockdunkel ist. Wir schnappen uns noch schnell unsere Kopflampen und dann geht es los. Die als Fahrradtrail ausgewiesene Wegstrecke ist eine schreckliche Schotterpiste, mit mal mehr, mal weniger vielen Steinen. Unsere Klapperräder sind nicht die besten für diesen Weg, der auf dem Hinweg nur bergauf geht. Da wir das erst einmal nicht wissen und immer auf eine Besserung warten, kämpfen wir uns den Berg hoch. Irgendwann kommt dann der berüchtigte Tunnel. Der ist zwar stockdunkel, aber zum Glück nicht mit Schottersteinen ausgestattet. 

Mit den Kopflampen lässt es sich prima durch den Tunnel fahren, das macht richtig Spaß. Erst kurz vor dem Ausgang können wir das Licht am Ende des Tunnels sehen. Der Rückweg führt dann schön bergab, aber nach dem Tunnel wieder über Schotter. Na gut, geht aber und bergab macht es auch Spaß. Wir fahren zurück zur Taverne, wo Jazon L. auf uns wartet. 


23.01.19: Wellington: Windiger als Chicago

Wellington ist die Hauptstadt Neuseelands und unsere letzte Station auf der Nordinsel. Hier wurden die Innenaufnahmen zu „Herr der Ringe“ aufgenommen. Weitere Szenen wurden z.B. auf dem Mount Victoria, ganz in der Nähe der Innenstadt, gedreht. Daher gibt es, so ähnlich wie in Hollywood, auch einen Schriftzug mit dem Städtenamen in den „Wellywood Hills“. Hier ist es so windig, dass wir fast weggepustet werden. 

Wir stellen Jazon L. auf einem Parkplatz nördlich der Stadt ab. Einen richtigen Campingplatz gibt es nicht, dafür ist dieser Stellplatz aber, immerhin mit Strom, genauso teuer wie einer. Na gut, was soll‘s, wussten wir vorher. Wellington hat sich eben aufs Filmen konzentriert und nicht auf Besucher mit Campingequipment. 

Wir laufen zwei Tage durch die Stadt, die neben Graffitis, vielen Kneipen, einer coolen Hafengegend und dem Te Papa, einem tollen Museum über die Besiedelung, die geologischen Veränderungen der Inseln, der Kultur der Maori und vieles mehr, auch einiges an Grünflächen zu bieten hat. Vom Botanischen Garten und Mount Victoria aus hat man einen weiten Blick über Stadt und Meer. Besonders gefällt uns die Architektur: Art Deco und restaurierte Kolonialgebäude sind bemerkenswert. Etwas ungewöhnlich legen die Neuseeländer ihre Friedhöfe an. Keine Zäune, die Toten werden da beerdigt, wo Platz ist. An der Straße, neben Gehwegen, unter Brücken. Es scheint keine Regeln zu geben.

Wir verlassen die Nordinsel, um die – angeblich viel schönere – Südinsel zu besuchen. Da uns die Nordinsel schon sehr gut gefallen hat, können wir uns nicht vorstellen, dass es noch schöner wird. Sicher anders, aber schöner? 

20.01.19 Whakarewarewa Forest Trail und Tongariro Alpine Crossing

Es geht Wandern. Zuerst durch einen Wald mit den hohen Redwoods. Wir laufen den Redwoods Treewalk mit 28 schwabbelig aufgehängten Verbindungsbrücken in neun bis zwanzig Metern Höhe. Von da oben aus hat man eine gute Sicht in den Wald. Die großen Lampions hängen da für den Walk im Dunklen. Wieder unten laufen wir auf einem der vielen Wanderwege durch die Redwoods und die Riesenfarne, die mir besonders gut gefallen. 

Einen Tag später haben wir uns den Tongariro Alpine Crossing vorgenommen. Das ist ein ziemlich anspruchsvoller 19,4 Kilometer langer Wanderweg entlang am aktiven Vulkan Mount Ngauruhoe, über Mount Tongariro, vorbei am roten Krater, den Emerald Lakes und dem Blue Lake, von denen einer im Sonnenlicht schöner funkelt als der andere. Der Campingplatzbesitzer empfiehlt uns dringend warme Sachen, Regenzeug, viel Wasser und Essen für den ganzen Tag mitzunehmen und festes Schuhwerk anzuziehen. 

Jazon L. stellen wir auf einem Parkplatz ab, der unser Ziel am Ende wird. Dann lassen wir uns mit einem Shuttlebus zum Anfang des Trails bringen. Natürlich sind wir nicht alleine an diesem Tag, aber wir finden das – für den Fall, das mal etwas passiven sollte – auch ganz beruhigend auf einer solchen Strecke über Stock und Stein. Außerdem macht es auch Spaß mit einigen Leuten zu sprechen und sie dann und wann auf dem Weg wiederzusehen. Mein BVB-Trikot erntet auch ein paar Kommentare, von denen nur einer arrogant ist, nämlich der von den Jungs aus dem südlichsten Bundesland. 

Der Wetterbericht meint es gut mit uns, Sonnenschein den ganzen Tag, auch wenn es oben auf dem Gipfel windig und kalt sein wird. Angekommen am Startpunkt erklärt uns der Busfahrer noch, dass es auf der Strecke drei Klohäuschenstopps gibt, keinen Mülleimer und ein paar schwierige Stellen mit Steinen oder Ästen. Es geht von 1100 Metern hoch auf 1900 Meter und nachher wieder runter auf 700 Meter über dem Meeresspiegel. In fünf bis neun Stunden sollten wir es geschafft haben. 

Endlich geht‘s los. Die ersten vier Kilometer sind gut zu schaffen, dann taucht ein Schild auf. Ab hier wird es schwieriger und wer sich nicht fit genug fühlt, der sollte umkehren. Ich sehe niemanden, der das auf sich bezieht, alle laufen weiter. Jetzt geht es erst einmal ordentlich bergauf, manchmal sind Stege oder Treppenstufen da, manchmal feste oder auch lose Steine. Der Puls kommt in Wallung. Immer wieder bleiben Leute kurz stehen, wir natürlich auch, und dann sieht man sich ein paar Meter weiter oben wieder. Der Vulkan an dem wir entlang laufen, spuckt ab und zu weiße Wolken aus. Wir kämpfen uns hoch bis zum Kraterrand des Red Krater, der aber ganz ruhig ist. Hier oben machen wir nach ca. drei Stunden die erste Pause, essen unsere Stullen und treffen wieder bekannte Gesichter. 

Dann geht es zum schönsten, aber auch zum gefährlichsten Abschnitt des Weges. Von oben sehen wir schon die grünlich und bläulich schimmernden Emerald Lakes und weiter hinten den Blue Lake. Dann geht es runter. Über eine lange steile Schotterpiste, auf der man immer wieder wegrutscht. Links und rechts der Piste geht es ebenfalls steil bergab. Ein Sturz wäre fatal. Kein Geländer, kein Seil, keine Kette. Nichts. Jeder hat eine andere Taktik den Abhang lebend zu überwinden. Erstaunlicherweise passiert offenbar sehr wenig, wir können uns sonst nicht vorstellen, warum keinerlei Sicherungen, eventuell auch für weniger bewegliche Wanderer, eingebaut wurden. Geschafft, ich freue mich über die wunderbaren Fotomotive an den Seen.

Es geht wieder weiter nach oben zum größeren Blue Lake und danach fast nur noch bergab zum Parkplatz. Wir haben das Gefühl, dass wir schon gleich da sind auch wenn ein Schild behauptet es seien noch zweieinhalb Stunden. Und dann kommt der Teil der Strecke, der niemals zu enden scheint. Wir mäandern über die Berge in schier endlosen Serpentinen. Von hoch oben können wir schon die Straße zum Parkplatz erkennen. Dann kommt eine kleine frustrierende Brücke, an der hängt ein Schild: 14km. Oh je, noch 5,4 Kilometer. Unsere Zehen drücken permanent vorne gegen die Schuhe und wir wünschen uns ein paar Steigungen oder zumindest Ebenen zwischendurch. Die gibt es hier nicht. Es geht immer nur bergab. 

Am Ende der Serpentinen ist nicht etwa der Parkplatz in Sicht. Nein, jetzt geht es erst einmal durch einen Wald. Irgendwann sehen wir das erlösende Schild: 19 km. Jipiehhhh! Nur noch 400 Meter, ein Klacks! Am Ende des Trails landen wir allerdings nicht auf unserem Parkplatz. Der liegt am Ende der Straße, 800 Meter weiter. Die sind uns jetzt auch wurscht. Wir trotten zum Parkplatz und sind glücklich die Strecke in sieben Stunden geschafft zu haben.

Und als wir die Leute auf dem Campingplatz beobachten, wissen wir genau, wer den Tongariro außer uns noch überquert hat. Irgendwie laufen manche sehr seltsam! :))


17.01.19: Whakatane: Schwefelschwaden auf White Island

Nun sind wir zum zweiten Mal in Whakatane in der Bay of Plenty. Vor drei Tagen war das Wetter so schlecht, dass das Boot nach White Island nicht rausfuhr. Da sind wir zum Aufwärmen ja erst einmal zu den heißen Quellen gefahren. Jetzt ist es aber sehr sonnig, genau richtig für eine Bootsfahrt raus zur White Island, Neuseelands einziger aktiver Vulkaninsel. Der Maori-Name für diese Insel lautet: Te Puia o Whakaari. Das heißt: „Der dramatische Vulkan“. Diesen Namen finden wir sehr passend. White Island heißt sie nur, weil ihr Entdecker, Captain Cook, sie wegen der weißen Wolken so nannte. 

Wir fahren erst einmal eineinhalb Stunden raus zur White Island und werden dann zusammen mit ca. 35 anderen aus aller Herren Länder mit einem Schlauchboot auf die Insel gebracht. Das Schlauchboot fährt ein paar Mal hin und her, bis alle an Land sind. Es sieht aus als wären wir auf dem Mond gelandet. Überall steigt Schwefeldampf aus Ritzen und Löchern. Sofort merken wir wie es in Hals und Nase beißt. Zum Glück bekommen wir Gasmasken und Bonbons zum Lutschen, weil es echt unangenehm ist. 

Dann wandern wir mit zwei Guides durch diese seltsame Landschaft. Wenn es nicht so gelb wäre sondern rötlich, dann würde man denken, dass man auf dem Mars spaziert. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts wurde hier in einer Mine Schwefel abgebaut. Die Minenreste liegen in dieser bizarren Landschaft noch herum. Wir wandern eineinhalb Stunden durch das Innere des Kraters bis zu einem See, der gelb-grünliches Wasser enthält. Heute ist diese Farbe aber kaum zu erkennen, da zu viele Nebelschwaden darüber wabern. 

Wenn der beißende Schwefelgeruch, der sich auch in den Augen bemerkbar macht, nicht wäre, dann könnte man noch länger durch die Gegend wandern. So haben wir aber erst einmal genug von der ätzenden Luft und fahren zurück nach Whakatane. Das Auswählen der Fotos für diesen Blogeintrag hat dann noch einmal etwas Dramatisches: Welches fliegt raus, welches kommt rein? Vielleicht habe ich doch ein oder zwei Fotos zu viel gemacht… Der dramatische Abendhimmel auf dem Campingplatz passt zu guter Letzt auch zum Tag.

16.01.19: Heiße Quellen rund um Rotorua

Rotorua ist bekannt für Maori-Kultur, heiße Quellen und Schlammlöcher. Das Wetter hier ist eher schottisch nass. Shane hat uns ja schon gesagt, dass der Regen kommen wird und wir ausgesprochen viel Glück hatten, in den ersten zwei Neuseelandwochen keinen Regen abbekommen zu haben. Wir sehen uns erst einmal die Stadt an, das geht auch ganz gut bei Regen. In der Innenstadt gibt es die üblichen Läden, aber nicht weit vom Zentrum entfernt, beginnt es interessant zu werden. Es sieht aus, als wären wir schon wieder auf einem Filmset.

Es dampft regelrecht aus allen Löchern, die sich überall rund um den Ortskern befinden. Häuser, eine Kirche, ein Friedhof, Spielpätze befinden sich mitten zwischen den geothermalen Feldern und Wasserdampf steigt aus allen Spalten und Löchern rings um die Häuser herum, aber auch in deren Gärten, auf. Wir schleichen vorsichtig um die Häuser und finden immer neue wabernde Wolken, die uns faszinieren. In einem Park kann ich sogar in einem Becken Wassertreten, quasi als umkehrtes Kneipp-Bad.

Da wir am näxten Tag noch mehr heiße Quellen besuchen wollen, suche ich einen Campingplatz in der Nähe des Thermal Wonderland aus. Auf dem Campingplatz gibt es sechs verschiedene Becken mit heißem Wasser zum Reinlegen. Herrlich, in 37 bis 40 Grad warmem Wasser kann ich auch bei Regen gut verbringen. Mal sehen, wann der wasserscheue Mann den Weg in die Becken findet. Neben dem Campingplatz führt ein kurzer Trail an einem kochendheißen Bach entlang. Überall steigen Dunstwolken auf und es sieht irgendwie mystisch aus. 

Das Thermal Wonderland trägt seinen Namen zurecht. Als erstes besuchen wir den Lady Knox-Geysir. Dieser wird täglich um 10:15 Uhr mit Seife „gefüttert“ und speit dann nach ein paar Minuten zwischen zehn und zwanzig Meter hohe Wasserfontänen für mindestens eine Stunde. Dieses Phänomem haben Gefangene in einem Straflager vor mehr als hundert Jahren entdeckt, als sie in dieser Gegend ihre Wäsche wuschen.

Wir verlängern eine Nacht auf diesem wundertollen Campingplatz und fahren zum Lake Taupo, dem größten Kratersee in New Zealand. Auf dem Weg dahin sehen wir uns Wasserfälle an, nicht sehr spektakulär, aber die Wasserfarbe ist nice. Lake Taupo ist wirklich riesengroß und schön anzusehen. Dann aber entdecken wir etwas wirklich Spektakuläres: Mc Donalds, von den Kiwis Maccas genannt. Hamburger kauft man wie immer im Laden, aber es gibt Sitzplätze in einer alten DC 3, einem echten Rosinenbomber. Darin waren wir noch nie, schon gar nicht mit Cola und Burger. We love it!

14.01.19: Treckertreffen am Strand und ein Besuch im Auenland

Es geht weiter in den Norden der Coromandel. Dort wandern wir zu einem, nur über einen mehr als halbstündigen recht anspruchsvollen Auf- und Ab-Fußweg erreichbaren, Strand an einer Höhle. Cathedral Cove nennt sich dieser versteckte, wenn auch bekannte Ort. Wow, diese Wasserfarbe, die Höhle, von der man nun weiß, warum sie diesen Namen trägt, der Fels im Wasser und der Strand sehen wirklich toll aus. Wir bleiben eine Zeit lang auf ein paar Steinen sitzen und sehen aufs Wasser.

Der Rückweg dauert viel länger, es geht ziemlich steil bergauf, die Sonne brutzelt. Aber wir wollten ja sowieso ein bisschen Sport treiben. Oben auf dem Berg warten unsere Fahrräder, mit denen wir zum Strand im Ort Hahei fahren. Da ist gerade ein Treckertreffen am Strand, zumindest sieht es so aus. In Wirklichkeit stehen die Trecker da nur, weil sie als Transportfahrzeuge für die Boote der Leute aus dem Ort dienen. Die fahren mal eben mit ihrem Boot zum Strand, drehen ein paar Runden und dann geht es mit dem Boot auf dem Trecker wieder zurück nach Hause. Klasse.

Wir fahren zum Hot Water Beach ganz in der Nähe. Dieser Strand liegt direkt über vulkanisch aktivem Gebiet. In zwei Kilometern Tiefe befinden sich heißes Quellwasser und heiße Steine. Bei Ebbe wird ein Bereich des Strandes freigegeben, an dem diese Quellen heißes Wasser nach oben drücken und der Sand ganz heiß wird. Zwei Stunden vor und nach Ebbe kann man ein besonderes Schauspiel beobachten. Erwachsene wie Kinder begeben sich zu diesen Stellen am Strand und buddeln mit Schaufeln tiefe Löcher in den Sand, die sich dann mit dem heißen Wasser füllen. Anschließend oder auch während des Buddelns sitzen sie in ihren Löchern im ziemlich warmen Wasser.

Am nächsten Tag fahren wir in Richtung Auenland. Da sollen die Hobbits in ihren kleinen Häusern wohnen. Mit einem Bus werden wir von Tairua aus nach Hobbiton gefahren. Hier wurden die Filme „Herr der Ringe“ und „Der Hobbit“ gedreht. Das Auenland befindet sich inmitten einer riesigen Farm mit 30.000 Schafen. Frodo, Sam und Co. wurden hier auf dem Filmset zum Leben erweckt. Wir laufen durch Hobbiton vorbei an den vielen liebevoll hergerichteten Häuschen und erfahren einiges über die Eigenarten der Hobbits, aber auch über die Dreharbeiten, die Herstellung der Häuser und darüber, wie die Farm für den Film entdeckt wurde.

Man muss kein Fantasyfilmfan sein, um sich in Hobbiton zu verlieben. Uns gefällt es ausgesprochen gut, nun bekommen wir doch noch Lust „Herr der Ringe“ und „Der Hobbit“ anzusehen. Und dann entdecken wir im Film bestimmt die kleinen Häuser, Wäscheleinen, Tischchen, Bäume und das Auenland wieder.

13.01.19: It startet with a stolen glas of red wine

[This text is in English for our new friends Shirley, Karen and Shane from New Zealand]

[Der deutsche Text folgt darunter]

We met Karen and Shane in the Kruger-Park in Southafrika and we immediately “stole“ something from them. We all had dinner in the camp being together with all the friends of wild animals, including a bottle of red wine. Werner and I were the first ones to sit at the dinner table and we saw a bottle of wine. It was on the table right next to Karen and Shane sitting across from us. I asked them: “Would you mind giving us the bottle?“

So they did and we filled our glases with red wine. But something was weird. Our conversation stopped and suddenly I was wondering if that delicious red wine was not theirs.

They confirmed and Werner and I felt so embarrassed. But then we all laughed and the stolen wine was part of several stories later on that evening. Anyway, we had a wonderful conversation and since New Zealand was supposed to be on our travel route, Karen and Shane suggested seeing them. Since then we have been in contact exchanging  news from time to time.

Right before our flight to New Zealand we found out that getting together might be difficult as they would not be at home in Auckland but in their holiday home at the Coromandel. So we did not hesitate to modify our route and Karen and Shane invited us to stay with them in their holiday house in Whangamata. We were so pleased!

Before we arrived at the holiday house we had stopped at a bottle shop as a little gift would be appropriate. Klaus had a brilliant idea: How about a bottle of Southafrican red wine? Cool, great idea!!! We found two nice bottles which we handed over and again we laughed remembering the stolen wine in the Kruger Park. Karen*s mother Shirley was also staying in the holiday house and the five of us had a wonderful evening together. Sorry, the six of us, not to forget Molly, the funny little dog. 

The next day we all explored Whangamata and its surroundings. We are impressed by the gorgeous beaches, the forests, the fantastic views and by Karen and Shane!!!. It is a real pleasure to be with them and we got to know a lot about their family and their country. We are both more than happy that we saw them again. With many great advices what to have a look at on our continuing trip we left our friends the following day. We do hope to see them again and to enjoy Southafrican red wine in Dortmund one day together with Werner! 😉

Thank you so much Shirley, Karen and Shane for the awesome time we had together!

Karen und Shane haben wir zusammen mit Werner im Krüger-Nationalpark in Südafrika kennengelernt. Zu allererst haben wir sie bestohlen! Zum gemeinsamen Abendessen aller Tierfreunde im Camp gab es laut Tischkarte Rotwein. Werner und ich saßen frühzeitig am Tisch und sahen eine Flasche Rotwein. Sie stand auf der anderen Seite des Tisches vor Karen und Shane und ich fragte sie: „Könnt ihr uns bitte die Flasche geben?!“ Das machten sie und wir füllten unsere Gläser. Irgendwas war aber seltsam. Unser Gespräch verstummte und plötzlich kam ich auf den Gedanken, dass es sich bei dem leckeren Getränk vielleicht um ihren Wein handelt und nicht um den Gemeinschaftswein.

Nachdem sie das bestätigten war es Werner und mir etwas peinlich. Dann haben wir aber alle zusammen herzlich darüber gelacht und der gestohlene Wein war an dem Abend mehrfach Tischthema. Ansonsten haben wir uns an dem Abend prima unterhalten und da Neuseeland auf unserer Reiseroute lag, haben die beiden ein Treffen vorgeschlagen. Seit dem haben wir Kontakt gehalten und uns ab und an geschrieben. 

Kurz vor unserem Flug nach Neuseeland stellen wir dann fest, dass ein Treffen schwierig ist, da sie gar nicht zu Hause in Auckland sind sondern in ihrem Ferienhaus in der Coromandel. Also legen wir kurzerhand unsere Route durch die Coromandel und Karen und Shane laden uns in ihr Ferienhaus in Whangamata ein. Darüber freuen wir uns sehr!

Bevor wir zum Ferienhaus fahren, machen wir einen kurzen Stop in einem Bottle Shop. Ein kleines Mitbringsel wäre ja nicht schlecht. Klaus hat eine geniale Idee. Wie wäre es mit Rotwein aus Südafrika? Klasse, das passt ja wie die Faust aufs Auge! Wir finden zwei leckere Flaschen, die wir überreichen und wieder müssen wir über den gestohlenen Wein im Krügerpark lachen. Shirley, Karens Mutter, ist auch dabei im Ferienhaus und wir verbringen einen lustigen Abend zu fünft bzw. zu sechst, wenn wir Molly, den quirligen kleinen Hund mitzählen.

Am nächsten Tag fahren wir gemeinsam durch Whangamata und erkunden die Gegend drumherum. Wir sind beeindruckt von den schönen Stränden, den Wäldern, den fantastischen Ausblicken und von Karen und Shane. Es macht viel Spaß mit den beiden loszuziehen und wir erfahren eine Menge von ihrer Familie und von Neuseeland. Wir fühlen uns sehr wohl und sind froh, dass es mit dem Wiedersehen geklappt hat. Mit jeder Menge Tipps für die weitere Reise verlassen wir die beiden am näxten Tag. Wir hoffen, dass wir uns bald wiedersehen und in Dortmund zusammen mit Werner südafrikanischen Rotwein trinken können. 

Vielen Dank Shirley, Karen und Shane für die schöne Zeit mit euch!

10.01.2019: Durch Sauerland und Eifel 

Nachdem wir unseren neuen Campervan abgeholt haben, fahren wir mit Jazon L. (JZL auf dem Nummernschild) und Snorky, unserem neuen überflüssigen Mitfahrer, los Richtung Norden. Wir freuen uns, dass wir endlich wieder campen dürfen. Snorky sitzt im Haltegriff am Armaturenbrett und hält mit seiner langen Nase Ausschau nach interessanten Spots zum Anhalten. Wir wissen noch nicht, ob es in Neuseeland genauso einfach wird mit einem Stellplatz auf einem Campingplatz, da wir mehrmals gewarnt wurden, dass Hochsaison ist und es möglicherweise voll wird.

Also buchen wir für die erste Nacht einen Campingplatz in Paihia vor, stellen fest, dass es zwar voll ist auf dem Platz, aber nicht alle Plätze belegt sind. Hier oben im Norden scheint es also auch spontan zu gehen. Auf dem Weg nach Paihia, einem kleinen Ort an der Bay of Islands, halten wir in der Nähe von Waiomio an den Kawiti Glow Worms Caves an und schließen uns schnell der letzen Führung des Tages an.

Wow, so viele Glühwürmchen auf einmal haben wir noch nie gesehen. In verschiedenen Höhlen (Milky Way Cave, Jewel Cave, …) hängen die Glühwürmchen zu tausenden an der Decke und warten auf Nahrung, die sie in herunterhängenden Fäden fangen. Je mehr Hunger sie haben desto stärker leuchten sie. Wir möchten die Höhlen gar nicht wieder verlassen, so schön sieht das aus.

Der nächste Stop ist eine kurze Pinkelpause. Es gibt hier ja genügend Bäume und Büsche, so dass wir immer schnell was finden. Diesmal warten wir aber ein bisschen ab und fahren bis nach Kawakawa. In diesem Ort hat Friedensreich Hundertwasser 25 Jahre lang bis zu seinem Tod gelebt. Sein einziges Projekt während dieser Zeit war eine öffentliche Toilette in diesem verschlafenen Nest. Gut für uns. Erleichtert fahren wir weiter! 

Der Campingplatz in Paihia liegt direkt an der Bay of Islands und wir bekommen sogar einen Stellplatz mit Blick aufs Wasser. Am nächsten Morgen sehen wir uns den quirligen Ort an und fahren dann zu den Waitangi Treaty Grounds. Hier wurde der erste Vertrag der Briten mit den Maori unterzeichnet. Wir könnten viel über die Geschichte der Maori und der Briten lernen, aber bei dem der Eintrittspreis von 30 Euro pro Ausländernase beschließen wir lieber auf die näxte Gelegenheit zum Verkleinern unserer Bildungslöcher zu warten. 

Es geht rüber zur Westküste. Cape Reinga, die nördlichste Spitze Neuseelands lassen wir aus, da dort nicht allzu viel zu sehen ist und wir uns für den nächsten Tag in der Coromandel verabredet haben. Die Strecke Richtung Westen ist klasse, wir halten immer wieder an und machen Fotos von Sanddünen, Seen, Meeresarmen und der grünen Landschaft. Manchmal erinnert uns die Landschaft stark ans Sauerland oder an die Eifel. Und es gibt einsame Streckenabschnitte, da möchte wirklich kein Schwein tot überm Zaun hängen. Dann sehen wir aber wieder das Meer und wissen. dass wir doch woanders sind.

An der Westküste geht es entlang Richtung Süden. In dieser Gegend gibt es viele sehr alte Kauri-Bäume, an denen wir über Trails entlang laufen. Der älteste Kauri ist über 2000 Jahre alt, der größte hat einen Stammumfang von fast 14 Metern. Schon die kleineren beeindrucken mit einer unglaublichen Größe! Leider haben die Kauris mit einer Sporenkrankheit zu kämpfen, so dass man nur noch über Holzstege durch den Wald laufen darf und die Schuhe vor und nach dem Waldbesuch an Waschstationen reinigen muss. Schon bei der Einreise nach Neuseeland wurden wir gefragt, ob wir Wanderschuhe im Gepäck haben und jegliche Einfuhr pflanzlicher Produkte war verboten. Hoffentlich können die Kauris gerettet werden.

Den näxten Campingplatz fahren wir spontan an und landen auf einem Platz mitten im Kauriwaldgebiet. Um den Platz herum fließt ein Fluss, in dem einige Kinder schwimmen. Das beste ist aber, dass es auf dem Platz Glühwürmchen gibt. Ein Schild in einer versteckten Ecke des Platzes weist darauf hin. Tatsächlich, nach Einbruch der Dunkelheit fangen sie an einer Wand im Gebüsch an zu leuchten. Ich versuche ein Foto zu schießen. Auf dem sehr dunklen Foto kann man ein paar Glühwürmchen entdecken, wenn es drumherum auch dunkel ist. Probiert es mal!


08.01.2019: Ein fast gelungener Einstieg ins Kiwiland

Da wir gerne mal wieder in einer Wohnung zusammen mit Einheimischen wohnen möchten, mieten wir uns in ein tolle kleine Wohnung in der Nähe des Stadtzentrums in Auckland ein. Leider ist der Gastgeber aber gar nicht zu Hause sondern in Peru. Schade! Wir entscheiden uns trotzdem für dieses tolle Haus, dass wir dann für uns alleine haben. Die Kommunikation mit dem Gastgeber läuft prima, wir schicken uns zum Jahreswechsel noch Fotos und freuen uns auf Auckland.

Angekommen an seinem Haus können wir dann allerdings die Schlüsselbox nicht finden, obwohl wir jede Ecke am Haus und im Garten absuchen. Nach über einer Suchstunde schreibe ich unserem Gastgeber eine Nachricht. Keine Antwort. Schließlich rufe ich ihn an. Leider schläft er wohl tief und fest, in Peru ist es gerade ein Uhr morgens. Die Mailbox bringt mich nicht weiter. Ich kontaktiere das Buchungsportal. Warteschleife mit Musik. Da ich 2,99 Euro für eine Minute bezahlen muss, wähle ich die E-Mail-Variante. Eine automatische Nachricht schreibt mir, dass sie sich innerhalb von 24 Stunden bei mir melden wollen. 

Mmmmh, es ist jetzt acht Uhr abends und wir sind nach einen 11 Stunden-Übernacht-Flug leicht müde. Wir suchen im Internet (zum Glück hatte ich mir am Flughafen direkt eine NZ-Simkarte gekauft) nach einem bezahlbaren Hotel im Zentrum und werden auch fündig. Ein Uber-Taxi bringt uns hin. Hat nicht so ganz geklappt mit dem schönen Haus. Am nächsten Morgen erhalte ich dann mehrere Nachrichten vom Vermieter und vom Buchungsportal. Der Gastgeber hat verbaselt, uns den genauen Ort dieses Schlüsselkastens zu nennen. Er entschuldigt sich zig Mal und ich bekomme das Geld zurück. Na, immerhin. Der Schlüsselkasten befindet sich im Nachbarhaus zwei Türen weiter die Treppe hoch hinter dem Feuerlöscher. Aha, zumindest wird klar, warum wir ihn nicht finden konnten.

Das Angebot, die verbleibenden Tage ins Haus umzuziehen, lehnen wir dankend ab, da uns unser Zimmer mitten im Zentrum mit kleiner Küche und einem Kühlschrank mittlerweile gut gefällt.

Am nächsten Tag gehen wir erst einmal auf die Suche nach zwei Fahrrädern, damit wir diese für die Tage in Auckland und für die Weiterreise mit dem Campervan unterwegs nutzen können. Wir klappern die Fahrradläden ab und suchen zwei günstige, am besten gebrauchte, Bikes. Am Ende finden zwei blaue, langweilige Beamten- und Rentnerbikes, die aber neu schon so billig sind, dass sich die gebrauchten Möhrchen nicht lohnen. Im Fahrradladen gibt‘s noch zwei Schlösser und notwendigerweise Helme dazu und los geht die erste Fahrt.

In den näxten Tagen freuen wir uns über den Kauf, auch wenn die Räder ein bisschen klappern. Aber wir sehen unglaublich viel von Auckland und können sie sogar kostenfrei auf eine Fähre zu einer der vorgelagerten Inseln mitnehmen. Es geht über tolle Fahrradwege, Berge und Hügel rauf und runter und macht richtig viel Spaß! Ein kleiner schwarzer Kiwi, der jetzt auf meinem Lenker mitfährt, fliegt mir gleich auf der ersten Fahrt zu. Wegen seiner ausgezeichneten Riechfähigkeiten nenne ich ihn Nosy und finde er passt sehr gut zu uns.

Auckland ist eine tolle Stadt mit vielen netten Ecken, einem Fischmarkt mit viel Gastronomie außen herum, mit einer unglaublichen Marina, einem Fernsehturm mit Glasboden, einer Inselwelt drumherum und Radwegen direkt am Wasser entlang. Insofern ist der Einstieg in dieses Land dann doch gelungen!

Das Wetter könnte besser nicht sein, ca. 25 Grad, sonnig und etwas frischer Wind dazu. Da bekommen wir Lust auf ein Eis, die Eisbude sehen wir schon von weitem. Dann ganz plötzlich vergeht uns der Appetit. Eine Kugel Eis soll umgerechnet 3,60 Euro kosten. Den Hinweis darauf, dass das Hörnchem im Preis inbegriffen ist, finden wir großartig. Was wohl ein Pappbecher dazu kostet? Wir fragen nicht nach, der Eishunger ist sowieso weg. 

Bei den Preisen hier kaufen wir lieber ein kaltes Bier im Supermarkt und machen ein Picknick im Bett. Das billigste Bier ist ein warmes Paderborner oder ein warmes DAB (abgefüllt in Deutschland) zu einem für neuseeländische Verhältnisse günstigen Preis (knapp 1,50 Euro pro halbem Liter). Und wir dachten, Deutschland wäre weit entfernt und die Transportkosten würden das Bier teurer machen als ein einheimisches. Vielleicht ist ja das neuseeländische Bier in Deutschland ganz billig… Grrrr. Trotzdem ist es wieder schön, ein kleines Stückchen Heimat hier in den Regalen zu sehen. Warm oder kalt, egal, ein bisschen Dortmund finden wir immer klasse!

Zum Schluss muss ich mir noch zwei T-Shirts kaufen, an denen ich nicht vorbeilaufen kann. Sie kosten jeweils nur so viel wie zwei Eiskugeln und die passende Bemerkung, dass ich ja bereits ein T-Shirt besitze, überhöre ich wie immer! :))