Von Melbourne nach Perth

Fazit zu Australien

Das Land hat uns erneut fasziniert und begeistert, wie schon 1993. Allerdings konnten wir es in den nun insgesamt gut 6 Wochen intensiver erleben. Was macht diese Faszination aus? Es sind die großartige Landschaft, extrem abwechslungsreich, fast surreale Strände, Steilküsten, Wüsten, in denen man stundenlang geradeaus fahren kann, Regenwälder mit gigantischen Bäumen und Getreidefelder bis zum Horizont. Dann die Tierwelt mit Kängurus, Koalas, Delfinen, Flying Foxes und viele mehr. Die Städte mit Heritage- und Hightec-Architektur, top organisiert mit kostenlosen Bussen, herausragend guter Straßenmusik, oft auch mit freiem WiFi, ohne jeglichen Vandalismus, und das ganze gewürzt mit origineller Street Art.

Viele solche Eindrücke zeigen schon die Bildern. Was wir mit den Bildern nicht zum Ausdruck bringen können, ist das Lebensgefühl der Freiheit, ist dieses relaxte Easy-Going, ist die Freundlichkeit und Offenheit der Leute. Man führt intensive Gespräche „über Gott und die Welt“ mit Leuten, die man erst seit wenigen Minuten kennt, eine wunderbare Erfahrung.

Bei all der Euphorie gibt es aber auch einen negativen Eindruck: Die Ureinwohner, die Aborigines, führen offenbar, so haben wir es jedenfalls immer wieder erlebt, ein Leben abseits der australischen Wohlstandsgesellschaft, oft obdachlos, verwahrlost und scheinbar abgehängt und ohne eine Zukunftsperspektive.

Die Schlussfrage lautet wie immer: Würden wir wiederkommen? Auf jeden Fall, es gibt noch so viel Neues zu entdecken und manche Orte möchten wir noch einmal besuchen.

18.12.18: Das letzte Stück der Australien-Etappe führt uns nach Perth

Wir verlassen Lucky Bay nur ungern, aber man soll ja immer nach vorne sehen. Albany ist unsere nächste Station, ein netter Ort mit den Bergen Mount Adelaide und Mount Clarence. Von da oben hat man einen guten Blick aufs Meer. Außerdem befindet sich da oben ein Freilichtmuseum, in dem man viel zur Geschichte Albanys im ersten Weltkrieg lernen kann. Zum Gedenken an die Opfer des ersten Weltkrieges ist zur zur Zeit eine beeindruckende Lichtinstallation mit ca 16.000 Lichtern auf der Avenue of Honour zu sehen, die abends beleuchtet wird. 

Wir bleiben zwei Nächte, damit wir auch den Granite Skywalk auf den Mount Barker wandern können. Die Felsformation, die uns da oben erwartet ist ziemlich groß und der vierzig minütige stramme Walk rauf auf den Berg hat es ganz schön in sich. Der Weg ist steil, steinig und ab und an sehr schmal. Dann höre immer die Schlangen neben mir im Wald rascheln und lege kurze Sprints ein. Das findet der Mann natürlich total bescheuert und vollkommen unnötig und wandert völlig unbeeindruckt von den Geräuschen im Einheitstempo weiter.

Oben angekommen staunen wir nicht schlecht. Als erstes sehen wir Balancing Rock, der so aussieht, als würde er gleich den Berg herunterrollen. Dann wird das Granitmassiv größer und höher und wir müssen über in den Berg eingelassene Haken und eine Leiter bis zur Aussichtsplattform hochklettern. Und das lohnt nicht nur wegen der Aussicht, sondern auch wegen der Plattform selbst, die aus Edelstahl ist und deren Halterungen in dem Granit verankert wurden. Weiter unten gibt es noch eine weitere Plattform, die ebenso stylisch ist.

Auf dem Weg zurück nach Albany müssen wir tanken und ich entdecke etwas total Seltsames wie Nützliches. Eine Hundewaschanlage! Leider wird gerade kein Hund gewaschen, das hätten wir sehr gerne gesehen. Auf dem Weg nach Norden folgen wir wieder einigen Tipps von Rixa. Selbstverständlich klettern wir auch den 53 Meter hohen Gloucester Tree in Pemberton hoch. Die Nägel sind ja totsicher im Baum verankert und das Aufsteigen ist ganz leicht. Das glauben wir nicht nur, wir wissen es sogar ganz genau bis uns dieses unangenehme Gefühl im Bauch erwischt. Soooo sicher ist es ja doch vielleicht nicht und wenn man abrutscht…. Wir beschließen, dass wir diesen Baum beim nächsten Mal ganz bestimmt bis nach oben aufsteigen, nur heute nicht! 

Wirklich gut finden wir aber, dass die Australier solche abenteuerlichen Klettermöglichkeiten bauen. Undenkbar in Deutschland, ohne Geländer, ohne Sicherungsseil oder Auffangnetz. Ein Schild genügt hier: „Ihre Sicherheit ist unser Anliegen, aber Ihre Verantwortlichkeit. Bei Zweifeln nicht klettern.“ Easy!

Am Lake Clifton sehen wir uns lebende Fossilien an, die Thrombolits. Sie liegen im Wasser und sehen aus wie große Steine. Tatsächlich sind es aber Mikroorganismen, die diese Form bilden. Weiter geht es nach Mandurah. Die Campingplätze, die wir hier in Manjimup und Mandurah ansteuern sind ziemlich teuer, dafür aber schlechter ausgestattet und die Stellplätze sehr klein. WiFi ist ein Fremdwort. Wir hoffen auf Perth. Der Platz in Perth ist richtig hässlich! Es ist der schlechteste Campingplatz, auf dem wir in Australien waren. Wir sind hier gelandet, weil er der nächste zum Stadtzentrum ist und nahe am Airport liegt. Eigentlich ideal, wenn er nur nicht so hässlich wäre und diese fiesen, grünen Matten zwischen den Betonplatten nicht vorhanden wären. Das einzig Schöne sind die Sonnenuntergänge, dann sieht man auch diese ollen Matten nicht mehr. Was soll‘s?!

Perth hat eine tolle Innenstadt mit schönen Wegen am Swanriver entlang und einen hippen Vorort: Fremantle. Hier kann man sich mühelos einige Tage aufhalten! Was uns die ganze Zeit so gar nicht in den Kopf will ist, dass ja Weihnachtszeit ist. Wir sehen Weihnachtsschmuck, Weihnachtsmänner und Weihnachtsstollen und Weihnachtskängurus bei sommerlichen Temperaturen. Das ist das erste Mal, dass wir die Adventszeit im Sommer erleben. Das mit dem Schneemann bauen müssen wir irgendwie anders hinkriegen…

Der letzte Tag in unserem Petro L. bricht an, wir hatten immer wieder versucht ein Transportunternehmen zu finden, dass für wenig Geld zwei alte Surfbretter in eine Lücke im Container schiebt und für uns nach Dortmund transportiert, aber unter 500 Euro ist da gar nichts zu machen. Die Jungs auf dem Stellplatz hinter unserem freuen sich tierisch über das Geschenk und revanchieren sich mit kaltem Bier und Tipps für die Zeit in Neuseeland. 

10.12.18: Lucky Bay: Wo die Kängurus am Strand hüpfen

Lucky Bay! Diesen Geheimtipp haben wir von Rixa bekommen, die vor fünf Jahren hier war. „Ihr müsst unbedingt zur Lucky Bay, so eine tolle Bucht habt ihr noch nie gesehen und es gibt Kängurus am Strand!“ Das hat sie uns nicht nur einmal gesagt und es war schon lange klar, dass wir uns das ansehen möchten. 

Der Campingplatz in einem Nationalpark direkt an dieser Bucht ist sehr einfach (kein Strom, Plumpsklos und Solarduschen). Die Plumpsklos sind allerdings auf Hightech-Niveau und völlig geruchlos. Der ganze Platz ist terrassenförmig angelegt und jeder Stellplatz hat Meerblick. Eine Rezeption gibt es nicht, nur einen Ranger, der nachmittags nach der Reservierungsnummer fragt, die Mülltonnen leert und falls nötig das Gas für die BBQ-Küchen auffüllt. Die sind einfach aber zweckmäßig ausgestattet, haben Kochplatten, Grillflächen und Sitzplätze. Wenn man spät dran ist (so wie wir am ersten Abend) muss man allerdings mit Kopflampe braten. 🙂 Alle Einrichtungen sind ziemlich neu und alle Leute halten sie sauber und räumen ihren Müll weg. Das können wir uns auf deutschen Campingplätzen kaum vorstellen. 

Nach der Einfahrt in den Nationalpark fahren wir aber erst einmal zum Thistle Cove und zur Hellfire Bay. Diese Wasserfarben sind wirklich unglaublich, sie sehen so unecht und unglaublich schön aus. Wir klettern über die Felsen am Strand und sehen eine Frau, die uns auf Delfine im Wasser hinweist. Tatsächlich, da sind mehrere Delfine, die aus dem Thistle Cove heraus schwimmen und immer wieder aus dem Wasser hüpfen. Sind wir wirklich hier oder träumen wir nur?

Dann sind wir endlich auf dem Platz an der Lucky Bay angelangt und gehen zum Strand. Auf dem Weg dahin begegnen uns die ersten Kängurus, die auf der Suche nach Futter in den Büschen sitzen. Sie nehmen kaum Notiz von uns, hüpfen aber auch nicht weg, wenn wir näher kommen. Manche lassen sich sogar streicheln. Ich finde sie faszinierend und freue mich total sie so nah sehen zu können. Echt niedlich! Der Tierfreund findet sie auch ganz OK.

Am Strand angekommen staunen wir nicht schlecht über die Größe, den weißen Sand, das tieftürkisblaue Wasser aus dem Malkasten und die Kängurus. Rixa hatte recht, das ist einer der schönsten Orte, die wir je gesehen haben! Und die Kängurus hüpfen ganz cool auf dem Strand umher und suchen Fressbares im Seegras. Ein paar Autos cruisen auf dem Strand entlang, was hier erlaubt ist und an einer fahrbaren Strandbude gibt es Lucky Bean Coffee. Beim Schwimmen kann man durch das glasklare Wasser bis auf den Sandboden sehen. Abends bruzeln wir passenderweise Känguru-Burger in der BBQ-Küche und treffen Leute aus der ganzen Welt. Der Tipp von Rixa war goldrichtig! 

08.12.18: Von Norseman nach Esperance

Und wenn man glaubt, dass man es in Norseman durch die Einsamkeit geschafft hat, dann täuscht man sich gewaltig. Norseman ist ein kleiner verschlafener Ort am Rande der Nullarbor-Ebene. Früher war es mal eine Goldgräberstadt, aber viele Häuser sind nun verlassen. Ob die Goldmine noch betrieben wird, ist nicht erkennbar, am Rande der riesigen Abraumhalde waren noch einige Arbeiter mit schwerem Gerät beschäftigt. Ansonsten gibt es hier nur noch den Norseman Beacon Lookout und einen kurzen Wandertrail mit Blick auf die weite Landschaft drumherum. Im Ortskern stehen ein paar Wellblechkamele und es gibt einen Bottlemart drive thru. Wir sehen zu, dass wir hier wegkommen und fahren weiter bis Esperance.

Eigentlich wollten wir in Lucky Bay übernachten, aber diese Bucht scheint so attraktiv zu sein, dass man ohne Vorbuchung des Campingplatzes dort keinen Stellplatz bekommt. Irgendwie hat mich meine Nase auf diese Fährte geführt und ich habe dann noch für die zwei Nächte danach den allerletzten Stellplatz buchen können. Also bleiben wir eine Nacht in Esperance. Auf der Suche nach einem Platz auf einem der Campingplätze finden wir wieder einen Stellplatz mit Blick auf die Bucht. Esperance hat auch ansonsten einiges zu bieten. In der Touristinformation bekommen wir eine Karte mit dem Weg für den vierzig Kilometer langen Great Ocean Drive.

Dieser Drive an der Küste entlang entpuppt sich als echtes Highlight. Eine türkisfarbene Bucht reiht sich an die nächste und wir wissen nicht welches die schönste ist. Das Wasser sieht aus als hätte jemand kurz vorher türkise Farbe reingeschüttet und der Sand ist weiß. Wir staunen. Esperance hat auch einige Cafés und Läden und wir können unseren Kühlschrank wieder auffüllen.

Kurz vor der Abfahrt halten wir noch an einem kleinen Park, da steht eine Solarbank. Man kann sich draufsetzen und sein Handy in einen Bereich legen, in dem es während des Sitzens aufgeladen wird. Sollte das Handy dafür nicht geeignet sein, dann gibt es am anderen Ende zwei USB-Buchsen zum Aufladen. Hammer, die Bank ist nicht verdreckt oder mit Farbe eingesaut, es ist kein Kaugummi in den USB-Anschlüssen und es sind keinerlei sonstige zerstörerische Einwirkungen erkennbar. Diese Bank steht einfach so da und funktioniert. Wo könnte man so eine Bank wohl in in Deutschland hinstellen? In diesem Park sehen wir auch einige Spülbürstenbüsche, jedenfalls sehen die Blüten so aus, als ob sie in einer Kneipe zum Gläserreinigen taugen könnten. Wir müssen noch herausfinden, wie sie tatsächlich heißen.

06.12.18: Nikolaustag in der Nullarbor Plain

Es ist schon um 09:00 morgens so heiß, dass man es kaum aushält, draußen am Campingtisch zu frühstücken. Heute und morgen fahren wir durch die Nullarbor-Ebene. Eine fast ganz baumlose Ebene, die Südaustralien mit Westaustralien verbindet. Der Name leitet sich von nullus arbor (= kein Baum) ab. Von Ceduna aus sind es 300 Kilometer bis zum Nullabor Roadhouse wo die Nullarbor-Ebene Richtung Westen beginnt. Uns kommen wieder imposante Trucks entgegen. Die Fahrbahn ist an einigen Stellen als Emergency Airstrip ausgewiesen, damit Flugzeuge dort landen können.

Angekommen am Roadhaus steigen wir aus dem Auto und stellen fest, dass es hier fast unerträglich heiß ist. Ein Motorradfahrer sagt, es seien 37 Grad, was wir sofort glauben. Ein Blick auf die Uhr und wir beschließen kurzerhand den südaustralischen und einsamsten Abschnitt der Nullarbor Plain heute noch zu durchfahren. Auf dem 195 Kilometer langen Stück gibt es keine Tankstelle, kein Telefonnetz, kein Radioempfang und auch sonst keinerlei Versorgung, nur ab und zu eine Parkbucht und drei Lookouts, wenn man einen Abstecher zum Meer macht. Liegen bleiben wäre auf diesem Stück nicht sehr günstig. Natürlich bin ich beim Kauf von zwei 10 Liter-Kanistern Wasser für den Notfall ausgelacht worden, aber das ist mir egal. Wenn es am Ende nicht benötigt wird umso besser, ich möchte aber ungern wie die Kängurus am Straßenrand vertrocknen. 

Obwohl es fast die ganze Zeit geradeaus geht, finden wir es nicht langweilig durch diese wirklich außergewöhnliche Landschaft zu fahren. Die Größe und Dichte der Büsche ändert sich und die bis zu 40 Meter langen Trucks, die von vorne kommen, schütteln unseren Petro ganz schön herum. Aber sie sehen wirklich beeindruckend aus. Am frühen Abend erreichen wir die Grenze zu Westaustralien. Und das ist eine echte Grenze! Alle Fahrzeuge werden kontrolliert und durchsucht. Es ist nämlich verboten Obst, Gemüse, Honig und Pflanzen von einem Bundesland ins andere zu transportieren. 

Da wir geplant hatten erst einen Tag später über diese Grenze zu fahren, haben wir natürlich noch einige verbotene Substanzen an Bord. Während der Fahrt versuchen wir so viele Möhren, Äpfel, Bananen und Tomaten zu essen wie möglich. Leider müssen wir an der letzten Mülltonne vor der Grenze dann doch einiges entsorgen. Stichprobenartig muss ich beim Grenzübertritt dann tatsächlich einige Schubladen und die Kühlschranktür öffnen. Heute geht es nur noch bis zum Roadhouse an der näxten Ecke, da stehen wir auf einem Campingplatz und haben wieder Meerblick aus dem Bus heraus.

Mit dem Grenzübertritt sind wir auch in eine neue Zeitzone geraten. Wir müssen die Uhren eine Stunde und fünfundvierzig Minuten zurück drehen. Damit ist nun der Zeitunterschied zu Deutschland nicht mehr neuneinhalb Stunden sondern sieben Stunden und fünfundvierzig Minuten. Verrückt! Wir fahren weitere 700 Kilometer Richtung Westen und überqueren nochmals eine Zeitzonengrenze. Unterschied zu Deutschland nun sieben Stunden. 

Auf dem Weg Richtung Norseman sehen wir alle paar Meter tote Kängurus in allen möglichen Verwesungsstadien am Straßenrand liegen. Dann kommen wir zum Caiguna Roadhaus wo wir einen Tankstop einlegen. Hier beginnt das längste Straßenstück ohne eine Kurve, es geht 147 km geradeaus. 

Von Ceduna bis Norseman fahren wir insgesamt 1200 Kilometer durch die einsame Nullarbor-Landschaft. Die Orte zwischendurch bestehen aus einem Roadhouse mit Tankstelle, Restaurant und kleinem Shop sowie einem Motel mit Campingplatz. Das wars. Petro L. fährt die ganze Strecke ohne irgendwelche Probleme, obwohl der Tacho schon über 480.000 km anzeigt. Nun muss ich wohl 20 Liter Wasser trinken…

05.12.18: Von Port Augusta bis Ceduna

Es geht 470 Kilometer durch eine ziemlich öde Gegend. Das Autofahren ist aber gar nicht öde, den es gibt immer wieder etwas zu sehen: Tote Kängurus, riesige Trucks zum Teil mit enormer Überbreite, ab und zu ein Auto, ungewöhnliche Straßenschilder, Steppe oder auch Waldgebiete. Hin und wieder tatsächlich auch mal ein kleiner Ort (Wer möchte denn hier freiwillig leben?).

Für den baldigen Nikolaustag haben wir uns schon einmal gut vorbereitet. Ich kaufe Nikolausmützen („Völlig überflüssig!“) und silberne Girlanden („Die brauchen wir nicht!“). Dann kommen wir durch einen kleinen Ort namens Streakybay. Hier wird gerade eine Kunstausstellung am Strand installiert. Die bunten Surfboards finden wir klasse und sehr geeignet für einen schönen Hintergrund für unser Nikolausfoto. Schwups, schnappen wir uns die wunderbare Selfiestange und stellen uns ordentlich drapiert vor das Kunstobjekt.

Dann dauert es ungefähr 10 Sekunden bis fünf weitere Fotografen Bilder davon schießen wie wir uns aufnehmen. Sie sind total begeistert, weil wir die ersten Kunstfreunde kurz nach der Fertigstellung sind und noch dazu so passend gekleidet. Wir freuen uns zusammen und ziehen dann weiter. Kurze Zeit später finden wir das Foto in einem Instagrameintrag unter #streakybay wieder. :))

Angekommen in Ceduna geht es erst einmal in die Kult-Bude Oyster Barn, die vermutlich in keinem Reiseführer fehlt. Ein Dutzend Austern lassen wir uns schmecken, die frisch aus dieser Bucht gefangen wurden. Dann geht es zum Campingplatz direkt am Wasser. Die Campingplätze in Australien haben fast alle eine große Gemeinschaftscampingküche auf dem Platz. Diese hier ist riesig und hat sogar TV-Monitore.

02.12.18: Adelaide und das Shingo’s

In Adelaide waren wir damals gestartet. Nachdem Volker (mein Bruder) und Heidi (meine Schwägerin) uns am Flughafen eingesammelt hatten, waren wir erst einmal in die Fußgängerzone von Adelaide gelaufen. Da hatten wir sofort am Anfang einen Alabeija im Baum entdeckt. Ein Baum steht da zwar immer noch, aber ohne Koala, und vermutlich ist es auch nicht mehr derselbe Baum. Ansonsten kommt mir die Stadt hier und da bekannt vor. 

Unser Campingplatz liegt direkt vor dem Botanischen Garten und die Stadt dahinter ist zu Fuß erreichbar. Wir laufen los und sehen seltsame Nadelbäume, Bäume mit riesigen Wurzeln und Bäume mit großen hängenden braun-schwarzen Früchten. Moment, diese Früchte bewegen sich und zwar nicht vom Wind. Sie haben schwarze Flügel, braunes Fell, einen grauen Kopf, große schwarze Augen und einige sehen uns an. Huch, sind die groß und so viele! Es sind Grey-headed Flying-foxes, die bis zu einem Kilogramm wiegen und sehr gut sehen können wie uns ein Schild erklärt. 

Gleich neben diesen Bäumen ist eine große zur Zeit eingezäunte Fläche für Konzerte. Heute und morgen tritt da Shania Twain auf und an den beiden folgen den Tagen Bon Jovi. Ich bin mir nicht sicher, ob die Flugfüxe sich so freuen wie wir, sicherlich hat sie einfach niemand gefragt und die deutschen Tierschützer konnten hier offenbar keine Konzertverlegung durchsetzen. Wir können Shania Twain auf dem Campingplatz hören, aber zum Bon Jovi Konzert sind wir bereits wieder unterwegs.

Da Max und Rixa ebenfalls beide in Adelaide waren und zwar im selben Hostel, machen wir einen Spaziergang dahin. Max und Rixa waren wochenlang im Shingo’s, in dem eigentlich ausschließlich asiatische Bewohner zu finden sind. Sie haben 2010 und 2013 in einer Weinfabrik in der Nähe gearbeitet, so wie die meisten anderen Hostelbewohner auch. Rixa hatte auf Hawaii noch von den Besitzern erzählt. Wir pressen unsere Nasen an die Scheiben, es sieht leer aus. Dann kommt aber ein Mann aus der Tür und fragt, ob er uns helfen kann. Ich frage ihn, ob er sich vielleicht noch einen Namen erinnern kann. Rixa, ja, an die erinnert er sich sofort. Er bittet uns ins Hostel und erzählt von Rixas Weihnachtsaktion. 

Die asiatischen Mitbewohner fanden den Weihnachtsschmuck in den Straßen von Adelaide so schön, das kannten sie aus ihrer Heimat nicht. Daraufhin hatte Rixa allen im Hostel einen Adventskalender gekauft, zusammen mit James (dem Besitzer) an die Wand gehängt und die Tradition des täglichen Öffnens dieser Kalender erklärt. Jeden Tag haben sich alle auf das Öffnen und ihre Schokokugel gefreut. Zum ersten Advent hatte sie einen Adventskranz besorgt und musste immer wieder erklären wann wie viele Kerzen brennen dürfen. Natürlich gab es auch eine Nikolaus-Schuh-Aufstell-Überraschung. Daran konnten sich James und seine Frau auch nach fünf Jahren noch gut erinnern.

Wir verabschieden uns und wollen weiter durch die Stadt schlendern, aber ein Foto vom Hostel nebenan müssen wir natürlich auch noch schießen. Das bekommt meine Kollegin Ilona, die in ihrem Sabbatjahr einige Tage da gewohnt hat und aus ihrem Fenster heraus Rixa von der Bank vorm Hostel hören konnte, die sich da mit einigen Leuten unterhielt. Damals hatte ich ein Foto von den beiden bekommen, jetzt stehen wir an dieser leeren Bank. Irgendwie seltsam und schön zugleich.

Von Adelaide aus geht es erst einmal Richtung Norden bis Port Augusta auf einen tip-top sauberen Campingplatz mit einer großen Küche. Wir kochen Spaghetti und verlängern die übriggebliebene Soße vom letzten Mal. Mmmmh.

30.11.18: Die acht Apostel

Heute geht’s zu den zwölf Aposteln, der weltbekannten Felsenformation an der Südküste Australiens. Die starke Brandung sorgt ständig für das Abtragen des Gesteins, so dass es im Moment acht übrig gebliebene Apostel gibt. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann der nächste ebenfalls einstürzt. Leider ist es gerade ziemlich wolkig, aber für morgen ist Sonne angesagt. Also sehen wir uns die Apostel zuerst einmal am Nachmittag an, um schon einmal die schönste Position für ein tolles Sonnenaufgangsfoto für den nächsten Tag zu finden.

Wir stellen uns auf den nächsten Campingplatz, der nur 5 Kilometer von den Jüngern entfernt liegt, um am nächsten Morgen schnell vor Ort zu sein. Um halb sechs geht die Sonne auf, also geht es um viertel nach fünf los. Angekommen am Meer stellen wir fest, dass die frohe Botschaft vom Sonnentag fake news sind. Eine dichte Wolkendecke wabert am Himmel so weit wir sehen können.  Nur ab und zu tut sich ein kleines Loch mit weißem Hintergrund auf. Wir haben also noch Hoffnung.

Also frühstücken wir erst einmal auf dem Parkplatz, auf dem außer uns nur zwei weitere Fahrzeuge stehen. Bestimmt reißt gleich der Himmel auf und beleuchtet die sechs weiter nördlich vom Aussichtspunkt stehenden Katholiken mit wunderbar hellen Strahlen. Trotz eines ausgedehnten Frühstücks tut sich nicht viel am Himmel, ich bin trotzdem ganz zufrieden mit den Fotos, weil die Felsen im Meer auch so sehr beeindruckend aussehen. Das Top-Foto gibt es heute eben nicht.

Wir fahren weiter nach Norden und halten an weiteren Look Outs mit und ohne Felsen. Nach einem kurzen Stopp im Aldi ist der Himmel plötzlich blau. Zu spät für sonnige Apostel aber früh genug um den Kratersee Blue Lake in Mount Gambier, der seine tiefblaue Farbe nur im November entwickelt, anzusehen. Dieses Blau sieht aus als sei es mit einem Grafikprogramm bearbeitet worden oder als hätte jemand blaue Farbe in den See geschüttet.

Wir fahren weiter durch die Klüste Richtung Norden, hier geht die Straße laaange geradeaus und niemand kommt uns entgegen. In Kingston sind am Freitag Nachmittag schon alle Bürgersteige hochgeklappt, aber der Campingplatz liegt direkt am Meer und wir bekommen einen Stellplatz mit Sicht auf Strand und Meer. Abends wollen wir unsere Kängurusteaks braten. Gleich nach dem Sonnenuntergang, zu dem wir kurz rüber an den Strand laufen. Dann treffen wir da Michael mit seinem Schwiegersohn Tristan, die uns Rotwein anbieten. Die beiden Biker aus Adelaide sind unsere Nachbarn auf dem Campingplatz und wir sagen nicht „Nein“. Nachdem wir alle Wein- und Biervorräte zusammen vernichtet haben und es längst stockdunkel geworden ist, kommt das Känguru zurück in den Kühlschrank und das Abendessen wird vertagt, ebenso der Blogeintrag.

Auf der Fahrt Richtung Adelaide am nächsten Morgen halten wir am großen Hummer (Claudi, sieh mal, du bist ja auch hier!), an pinken Salzseen und in Hahndorf, einer kleinen Stadt, in der sich 1839 erstmals deutsche Siedler niederließen und in der es typisch deutsches Zeug aller Art, oder auch das, was man dafür hält, gibt (Chicken-Schnitzel, Kuckucksuhren, bayrische Bierkrüge, Mozartkugeln, de Ruijter Hagelslag, German Dogs, Kindersticks, …). Immerhin haben sie einen schönen deutschen Speisekartenständer der echten Dortmunder Pilsnatur aufgestellt. Das Dorf ist auch richtig belebt und viele Leute sprechen Deutsch.

28.11.18: Der neue Campervan: Petro L.

Bei Traveller Autobarns in Melbourne sind die Leute nicht so nett zu uns wie in Sydney oder Brisbane. Sie haben nicht so recht Lust zu arbeiten und sind offensichtlich froh als wir mit dem Wagen vom Hoff sind. Erst auf dem Campingplatz merken wir, dass sie uns zwei faule Eier mit in den Wagen gelegt haben. Die beiden Campingstühle sind ekelhaft verdreckt, in der vorhandenen Tasche an der Armlehne befinden sich Kronkorken, Schokoladenreste, alte Brotreste und weitere Ekelsachen. Pfui, das hatten wir nicht gebucht. 

Dafür haben wir gleich im ersten Ort auf dem Weg zur Great Ocean Road, in Torquay, Glück. An einem Gartenzaun lehnen zwei alte Surfboards zusammen mit einem Zettel „FREE“. Wir fahren erst vorbei, um dann am Straßenrand anzuhalten. Zwei coole Surfboards zu verschenken? Ich steige aus und renne zurück zu den Boards. Dann klingel ich an der Haustür und eine sehr nette Frau öffnet mir die Tür. Eine Minute später renne ich mit zwei Surfboards unter den Armen zurück zum Bus und grinse durch die Seitenscheibe. Klaus‘ Gesichtsaudruck liegt irgendwo zwischen Erstaunen, Entsetzen, Freude und Fassungslosigkeit. Aber er springt aus dem Auto und hilft mir dabei die beiden Schätze in den Bus zu legen.

Die Diskussion darüber, was mit den Surfboards passieren soll, fällt kurz aus. Natürlich wissen wir beide, dass sie irgendwie nach Hause müssen. Wie? Das können wir uns ja noch drei Wochen lang überlegen. Weiterverschenken geht zur Not immer noch. Dann landen wir im Surfmuseum in Torquay und sehen neben jeder Menge historischer Boards (unsere sind mit einigen von denen durchaus vergleichbar) und Infos zur Entwicklung der Bretter und des Surfsports auch ein paar Filmsequenzen von den größten Surfspots, die es so gibt. Der erste Film handelt von Haleiwa, das kennen wir doch irgendwoher. Da wir noch zum Campingplatz weiterfahren wollen, gehen wir eher als uns lieb ist.

Auf dem Campingplatz freuen wir uns zum einen über die Bretter und bemerken zum anderen diese Ekeltaschen an den Campingstühlen. Da die Stühle auch ansonsten uralt aussehen und kurz vorm Reißen sind, geht unsere erste Fahrt am nächsten Tag zu einem Campingladen. Zwei neue Stühle müssen her und da es die gleichen für kleines Geld gibt, kommen die Miststühle sofort in den Müll. Der Campingtisch, der ebenfalls so aussieht als sei er aus dem Müllcontainer gezogen, bekommt eine schöne Tischfolie mit bunten Luftballons drauf, dann sieht man die eingebrannten Kathastrophenflecken nicht mehr. Schon mal ein Problem gelöst. Ich hätte gerne noch ein Dekoweihnachtskänguru gekauft, aber das durfte ich nicht. :(( Dann geht es nebenan in unseren Lieblingsdiscounter und die Laune steigt wieder.

Jetzt geht es aber endlich Richtung Great Ocean Road. Dabei machen wir immer wieder Fotostops an schönen Küstenabschnitten. Dann laufen wir über den Otway Fly Treewalk, der uns bis auf eine Höhe von 45 Metern in die Baumwipfel bringt. Außerdem wachsen in diesem Wald Riesenfarne und andere uns unbekannte Pflanzen. Klaus entdeckt sogar seine Verwandtschaft und wird zum Känguru-Steak am Lagerfeuer eingeladen. Auf dem Campingplatz am Abend können wir Kängurus auf einer Wiese direkt aus der Seitenscheibe von Petro L. beobachten. Draußen können wir heute nicht sitzen, es ist saukalt.

27.11.18: Melbourne: Graffiti-City

Nachdem wir nun für den Abstecher nach Hawaii zweimal die Datumsgrenze und gleichzeitig den Äquator überquert haben, wissen wir manchmal selbst nicht mehr wie spät es eigentlich in Deutschland ist und warum plötzlich wieder vermehrt WhatsApp-Nachrichten oder E-Mails morgens eintrudeln während es am Abend eher ruhig zugeht. Rechnen hilft da natürlich, wie so oft im Leben. :))

Unsere Unterkunft in Melbourne haben wir auf Empfehlung von Rixa ausgewählt. Es ist ihr Hostel, in dem sie vor fünf Jahren einige Wochen verbracht hat und in dem sie sich sauwohl gefühlt hat – von den Bettwanzen einmal abgesehen. Zwischenzeitlich wurde es wohl renoviert und umbenannt, aber ansonsten ist es noch das alte Hostel mit recht vielen Macken, aber ohne Bettwanzen. Leider arbeitet niemand mehr von den Leuten dort, die zu Rixas Zeiten da waren.

Das Hostel hat nur wenige Zimmer, daher lernt man schnell Leute kennen, wenn man in der großen Küche frühstückt oder abends kocht. Das ist wohl auch das, was die Backpacker an diesem Hostel lieben. Uns fallen natürlich auch die Kleinigkeiten auf, die man schnell und zum Teil kostengünstig ändern könnte, um das Hostelleben zu erleichtern. Ein paar Haken in der Duschzelle, saubere Trockentücher, eine funktionierende Klospülung, usw., aber das scheint hier niemanden zu stören. Umso besser.

Wir machen erst einmal eine „Pay-as-much-as-you-want“-Tour mit, das ist ein zweieinhalbstündiger Fußmarsch mit einem Guide durch die Stadt, man bezahlt anschließend so viel wie einem die Tour wert ist. Dabei lernen wir eine Menge über die Stadt, die Leute, das Essen, die Geschichte, die Architektur usw. kennen. Unser Guide Ben führt uns durch einige enge Gassen, die wir ohne ihn sicher nicht gefunden hätten und die entweder durch Graffitis oder durch viele kleine Cafés beeindrucken. Wir sind 19 Leute und Ben macht es wirklich toll, überzieht die geplante Zeit extrem und wir landen am Ende alle zusammen in einem Pub zum Chicken Parmi, einer australischen Spezialität ursprünglich aus der italienisch-amerikanischen Küche. Einfach lecker!

Am nächsten Tag ziehen wir wieder alleine los und finden weitere tolle Gassen oder Straßen. Die Graffitis ziehen uns magisch an, es gibt sooooo viele davon, Melbourne ist eine richtig coole Stadt! Wir gehen am Fluß entlang zum Tower und warten oben darauf, dass es dunkel wird. 

Da uns die geführte Tour durch die Innenstadt so gut gefiel, machen wir eine zweite durch St. Kilda, das Venice Beach von Melbourne, ca. 6 km südlich vom Zentrum direkt am Strand gelegen. Hier gibt es schräge Bars und schräge Zeitgenossen sowie Art Deco-Gebäude und wieder jede Menge Graffitis. Tristan, unser Guide, wurde hier geboren und erzählt spannend über die Entwicklung dieses Ortes zu einem hippen kleinen Zentrum für Kunstliebhaber oder Cafébesucher. Das Schöne an so einer Tour ist immer, dass man einen bunten Mix von Leuten aus aller Welt kennenlernt und so sitzen wir zum Schluss bei einem Bier mit Leuten aus Siena, Frankfurt, Dublin und Toronto zusammen und jeder erzählt ein bisschen von sich, man bekommt gute Tips für die eigene Reise oder kann selbst von seinen Erfahrungen berichten.

Jetzt freuen wir uns darauf, wieder mit einem Campervan und Alabeja auf dem Armaturenbrett an der Südküste entlang weiterzureisen.