05.06.24: Bootsfahrt in Busan

Heute morgen bringt uns Yannic zum Flughafen. Wir fliegen mit Air Busan von Osaka nach Busan. Seit vierzig Jahren gibt es den Airport in Osaka bereits und es ist bis heute noch nicht ein einziges Gepäckstück verloren gegangen. In Busan werden wir von Taesub empfangen. Er ist unser Guide für die nächste Woche. Taesub ist halb Koreaner und halb Japaner, wohnt in Deutschland und arbeitet mit Yannic in derselben Reiseagentur zusammen. Der Flug dauert nur eine Stunde und ich bekomme einen Fensterplatz. Ich kann Japan von oben sehen und auch die Küste von Südkorea, an der wir entlang fliegen. Je näher wir an Busan heranfliegen desto besser erkennt man die total zerklüftete Struktur. Es gibt viele Berge und dreieinhalb Millionen Einwohner. Da kaum Fläche vorhanden ist, hat man sehr viele sehr hohe Wohnblocks an die Berge gesetzt.

Nach der Einreise hole ich Geld am Automaten. Hier wird man schnell zum Millionär, denn 1 Million Won entsprechen 670 Euro. Wir fahren wir mit Taesub zum Hotel und checken ein. Dann treffen wir uns in der Lobby und es geht mit dem Bus zum Haeundae Beach, von wo aus wir mit einem Ausflugsboot bis zur Gwanban-Brücke fahren. Die Anreise über die Busan Harbour Bridge ist etwas abenteuerlich, denn sie führt über einen Zubringer, der in einem Kreis auf Brückenhöhe geführt wird. Unten liegt, sehr idyllisch, ein Campingplatz. 

Die Gwanban-Brücke ist ebenfalls eine Autobahnbrücke, die abends beleuchtet ist. Bevor wir aufs Boot gehen, können wieder uns noch ein bisschen umsehen. Taesub empfiehlt am Strand entlang zu gehen und die Sandskulpturen anzusehen. Diese Skulpturen gibt es auch in Deutschland, daher gehe ich in die andere Richtung vorbei an netten kleinen Restaurants. 

Und dann entdecke ich einen spannenden Eingang zu einer kleinen Markthalle, in der sich Fische und anderes Meeresgetier in kleinen Becken tummeln. Die Stände scheinen ein wenig verlassen zu sein, aber ein paar Verkäufer sind noch da. Ich denke, sie versorgen die Restaurants drumherum mit frischer Ware. Ich schieße ein paar Fotos und sehe mir auch den kleinen Fischereihafen in der Nähe an. Dann gehe ich zum Bootsableger. 

Wir fahren mit dem Boot an der Skyline von Busan und an der Gwanban-Brücke entlang. Die Skyline wird bunt angestrahlt, was ziemlich kitschig aussieht. Dann geht es zurück und wir kommen an Booten vorbei, die ein Feuerwerk am Himmel entfachen. Das ist doch mal ein angemessener Empfang für uns. Nach der Bootstour fahren wir mit dem Bus zurück zum Hotel. 

Ich probiere mit Rita, Detlev, Erika und Stefan noch ein koreanisches Bier in der Hotelbar. Yannic sagte zwar, dass alle koreanischen Biere nicht schmecken, aber wir finden das Cass gar nicht so schlecht. Taesub meint, dass der Geschmack des Bieres nicht so wichtig ist, da man ja sowieso Reiswein reinschüttet. Und tatsächlich sehen wir in der Bar wie jemand etwas in sein Bier gießt. Uns reicht die Variante ohne Reiswein.

06.06.24:  Jagalchi-Fischmarkt in Busan 

Heute müssen wir schon wieder auschecken, doch bevor wir in die näxte Stadt Gyeongju fahren, gehen wir ins Lotte-Kaufhaus. Lotte ist ein multinationaler Mischkonzern und eines der fünf größten Konglomerate Südkoreas. Sogar alle 7/11-Stores gehörern zu Lotte. Drinnen sieht es aus wie bei Karstadt oder Kaufhof. Von der Dachterrasse aus haben wir einen sehr schönen Rundumblick auf Busan.

Wir laufen zu Fuß weiter auf den Jagalchi-Fischmarkt. In einer großen Halle gibt es quasi alles, was im Meer zu finden ist. Verschiedenste Fischsorten, Tintenfische, Seeigel, Seewürmer und viele mir völlig unbekannte Wesen, die in viel zu kleinen Eimern, Schüsseln und Becken dahinvegetieren. Die Tierchen haben so wenig Wasser, dass sie gerade eben nicht sterben. Denn sie müssen noch ein wenig durchhalten und frisch bleiben bevor sie auf einem Teller im Restaurant in der zweiten Etage oder bei jemandem zu Hause landen. Eine Tierschutzveranstaltung ist das hier nicht gerade.

Wir gehen einmal durch die ganze Fischmarkthalle und staunen. Taesub erklärt uns an einigen Becken, was das für seltsame Meeresbewohner sind. Man kann sie hier kaufen und mit nach oben in die zweite Etage nehmen. Dort werden sie dann im Restaurant zubereitet und serviert. Dabei werden viele der Meerestiere roh gegessen.

Ich hätte Lust mal einen dieser Seewürmer zu essen, die wie kleine Pimmel aussehen, aber die Verkäuferin möchte sie nur im Zehnerset verkaufen. Ich wäre schon froh, wenn ich einen runterbekommen würde. Auch Taesubs Überredungskünste helfen nichts, sie verkauft sie einfach nicht einzeln. Daher muss ich wohl, zumindest diesmal, darauf verzichten. 

Wir gehen weiter zu den Marktständen in der Innenstadt. Hier gibt es für mich eine schöne neue Kappe auf der Korea in koreanisch geschrieben steht. Die nehme ich! Damit kann ich nun weiterreisen. Auf dem Markt gibt es neben Imbissständen auch Kleidung, Haushaltswaren und vieles mehr. Im überdachten Teil der Markthalle kann man auch auf kleinen Stühlchen sitzen und die frisch zubereiteten Leckereien verspeisen.

Da wir aber noch bis Gyeongju weiterfahren wollen, gehe ich lieber auf Fotopirsch und verzichte aufs Essen. Es ist alles so schön bunt und quirlig hier, ich könnte mehrere Tage hier verbringen und mir das Treiben ansehen. Wir steigen zur verabredeten Zeit in den Bus und fahren weiter in Richtung Gyeongju. Unterwegs halten wir am Grab des Königs Munmu. Das ist ein Unterwassergrab des Königs, der drei Königreiche vereinigt hat und der dreißigste König von Shilla wurde. König Munmu wurde verbrannt und seine Asche wurde im Meer über den Steinen verstreut, damit sie ein Wasserdrachen wurde, der Korea beschützt. 

Wir sehen uns am Strand die Steine an, die das Grab und den Wasserdrachen darstellen und wir sind hier nicht alleine. Noch so manche andere Touristen sehen aufs Meer mit den Steinen. An den Buden auf der Strandstraße kann man getrocknete Fische oder Algen kaufen, um dem toten König zu huldigen, indem man die getrockneten Fische zurück ins Meer gibt. Die Schamanen halten hier sogar Totenrituale am Strand ab. 

Wir ziehen weiter und fahren nach Gyeongju und checken im Hotel ein. Taesub macht den Vorschlag, dass wir uns in zwei Stunden treffen können und zusammen in die lokale Brauerei um die Ecke zum Abendessn gehen können. Ich finde die Idee gut, aber ich brauche keine zwei Stunden zum Ausruhen. Mein Navi sagt, dass ganz in der Nähe ein Turm steht, von dem aus man einen guten Blick auf Gyeongju hat. Daher laufe ich zu diesem Turm. Er steht auf dem ehemaligen Expogelände und ich fahre bis nach oben. Tatsächlich habe ich einen lohnenden Blick, aber leider sind alle Fensterscheiben total verschmiert. Naja, ich mache trotzdem ein paar Fotos bevor ich wieder zurück zum Hotel gehe.

Um 18:30 Uhr stehen alle bereit. Wir gehen nur ein paar Minuten um die Ecke und sind in einer kleinen lokalen Brauerei gelandet. Hier bedienen uns Roboter, die Essen und Getränke liefern. Bestellt wird über ein Tablet. Klasse. Das Essen ist gut, das Bier schmeckt bis wir zusammen den Heimweg antreten.

07.06.24: Mit dem Fahrrad durch das koreanische Rom

Wir fahren mit unserem Bus zum Tohamsan District südöstlich von Gyeongju. Dort befindet sich die Seokguram Grotte mit einem großen steinernen Buddha. Zuvor erzählt uns Taesub etwas über den Buddhismus und die verschiedenen Buddhismusrichtungen auf einer kleinen Tafel, die er mitgebracht hat. Um zur Erleuchtung zu gelangen muss man ziemlich vielen Regeln folgen. Ich fühle mich sowieso schon erleuchtet, denn die Sonne meint es auch heute wieder gut mit uns.

Der näxte Stopp ist am Bulguksa-Tempel. Das ist eine große Tempelanlage mit mehreren kleinen Tempel und vor den Tempeln befinden sich viele bunte Lampions, an denen Wunschzettel hängen. Auf diesen Zetteln stehen Wünsche für die Heiligen des Buddhismus. Sie werden regelmäßig rituell verbrannt und die Wünsche so in den Himmel getragen. Wir wünschen uns ein Mittagessen und unser Busfahrer bringt uns zu einem kleinen koreanischen Restaurant, indem wir viele Schälchen mit lauter unbekannten Speisen bekommen. Taesub erklärt uns, was es ist und wir probieren alles. Das meiste davon ist lecker. Und alles sieht definitiv klasse aus. 

Auf dem Weg zurück nach Gyeongju, das wegen seiner Ausgrabungsstätten als das Rom Koreas bekannt geworden ist, halten wir zuerst am Gräberpark Daereungwo, in dem die ehemaligen Könige der Silla Dynastie in hohen Erdhügeln beerdigt liegen. Eins der Gräber dient als Museum und man kann innen die Struktur der Gräber ansehen. Von da aus geht es zum Nationalmuseum, einer UNESCO Welterbestätte mit tollen Ausstellungen in vier Gebäuden und einem großen Außenbereich, den man wegen seiner Weitläufigkeit am besten mit dem Fahrrad erkundet. Nicht alle aus der Gruppe können eine Strecke von fast vier Kilometern auf ebenem Gelände auf dem Fahrrad überwinden, daher werden die jüngsten unter uns mit dem Bus von Ort zu Ort transportiert. Ich schnappe mir an der Fahrradstation ein Mountainbike, das sehr klapperig ist, aber immerhin kein Körbchen hat. 

Wir fahren zu einer Sternwarte der Sillas und um den ehemaligen Königspalast der Sillas herum. Dieser wird zur Zeit in einem riesigen Areal noch ausgegraben. bevor wir die Räder wieder abgeben, sehen wir uns den Anapji-Teich an, an dem sich die königliche Familie erholte. Nach so vielen Besichtigungen steht bei mir auch erst mal Erholung auf dem Programm. Ich bin ganz schön müde und verbringe den Abend im Hotelzimmer. 

08.06.24: Seoul: Mülltütenpost aus Nordkorea

Heute fahren wir zum buddhistischen Tempel Haeinsa bevor es weitergeht nach Seoul. Taesub erklärt uns anhand seiner im Bus aufgehängten Koreakarte die Wegstrecke und die Dauer der Fahrt. Nach 2 Stunden erreichen wir die Tempelanlage Haeinsa. Bevor wir uns die Tempel ansehen, bekommen wir ein Mittagessen in einem kleinen Restaurant. Es gibt Bibimbap, eine koreanische Spezialität mit Reis und Gemüse. Je nach Region wird es unterschiedlich zubereitet. Das Hauptgemüse liegt in einer großen Schüssel und der gekochte Reis wird auf das Gemüse gelegt. Dann wird alles umgerührt und man kann noch weiteres Gemüse und eine Soße unterrühren. Dazu gibt es noch eine Suppe. Es sieht nicht nur lecker aus, es schmeckt auch richtig gut.

Nach dem Essen gehe ich zu der kleinen Küche und sage zur Chefin: „Machi sojo!“, was „Es ist lecker!“ bedeutet. Die Chefin freut sich sehr und lacht mir zu. Ich kann bis jetzt nur zwei Dinge auf Südkoreanisch sprechen, nämlich „Kamzahamnida“für „Danke“ und eben „Machi sojo“, aber damit kann man schnell Freude bereiten, denn die meisten Touristen sprechen gar kein Koreanisch.

Jetzt wollen wir aber endlich zum Tempel, allerdings regnet es gerade so heftig, dass gar nicht alle den etwa zwanzigminütigen Weg antreten wollen. Ich habe eine Regenhose und einen Regenponcho dabei, allerdings hatte ich nur mit einem Schauer gerechnet und die Regensachen im Koffer verstaut, der sich nun im Bus befindet. Es schüttet wie aus Eimern. Meine Adleraugen sehen in dem Laden gegenüber Regenschirme zum Verkauf. Wenn der mal nicht auch Regenponchos verkauft. Ich renne schnell hin und frage nach Regenponchos. Der Verkäufer hat eine kleine Kiste voller Regenjacken in verschiedenen Farben. Ich besorge eine Regenjacke für Stefan, Erika und mich. Norbert staunt über so viel Weitsicht und kauft sich auch noch eine. 

Von 14 Leuten bleiben 4 übrig, die bei diesem Wetter wandern wollen. Die anderen nehmen ein Taxi rauf zum Tempel. Der Waldweg ist sehr schön und mit der neuen, rosafarbenen und wasserdichten Regenjacke kann man prima auch durch den starken Regen gehen. Wir sehen einen Bach, Felsen und eine Wildschweinrettungsleiter. Die ist für Menschen, die sich vor angreifenden Wildschweinen im Wald retten müssen. Oben auf der Treppe gibt es einen Alarmknopf, mit dem man Hilfe rufen kann. Bei dem Regen ist hier aber kein Schwein, daher laufen wir weiter zu den Taxifreunden. 

Zusammen gehen wir zum Tempel Haeinsa, den die UNESCO als Weltdokumentenerbe ausgezeichnet hat. Hier liegt die komplette Sammlung buddhistischer Schriften auf hölzernen Druckplatten. Diese Druckplatten sind aus dem 15. Jahrhundert und vollständig erhalten, weil das Haus mit einem ausgeklügelten Belüftungssystem versehen wurde, das Schimmelbildung verhindert. Taesub erklärt mit viel Leidenschaft wie die Druckplatten gelagert werden und widmet sich dann dem Rinderkult der Mönche. 

Sehr eindrücklich und mit Geräuschen untermalt erfahren wir wie das Rind im Buddhismus geehrt wird. Es ist wirklich witzig wie Taesub versucht, uns die Welt des Buddhismus näher zu bringen. Hinzukommt, dass er das R nicht sprechen kann und statt Rind eben Lind sagt, statt Reis eben Leis. Mönsch könnte Mönch oder Mensch bedeuten, da müssen wir schon genau zuhören, um die richtige Bedeutung zuordnen. zu können. Zu mir hat er beim ersten Treffen natürlich Flau Lux gesagt, das kannte ich schon von der chinesischen Austauschschule. Trotzdem hört es sich einfach witzig an und man muss aufpassen, nicht im falschen Moment zu lachen, denn er soll keinesfalls denken, dass wir ihn auslachen. Das tun wir nämlich nicht, denn er ist sehr engagiert, was sämtliche Organisationen angeht und ebenso bezüglich seiner Erklärungen. Nur seine Aussprache in Kombination mit Gestik, Mimik und Erklärgeräuschen ist eben oft sehr amüsant.

Wir gehen nun wieder zurück zum Bus, denn die näxte und letzte Station der Reise ist Seoul. Auf die Stadt freue ich mich schon sehr. Sie hat 10 Millionen Einwohner und es gibt jede Menge zu sehen. Natürlich schafft man in drei Tagen nicht, sich alles anzusehen, aber das Programm für unsere Gruppe liest sich sehr gut. Einige Punkte fehlen mir allerdings in unserem Programm, daher möchte ich schon nach der Ankunft gerne auf den Lotte Sky World Tower und zur Gangnam Statue. Taesub gibt mir schon mal eine U-Bahn-Karte und ich kann losziehen. Die anderen müssen sich  für morgen ausruhen. 

Der Lotte Sky World Tower ist mit 555 Metern das sechsthöchste Gebäude der Welt. Es geht rasend schnell im Fahrstuhl nach oben bis zur 123. Etage. Oben habe ich einen fantastischen Blick auf die dunkle Stadt. Es gibt auch ein Fenster nach unten, auf das man sich stellen kann, aber ich finde den Bereich recht klein geraten. Auf einer Terrasse kann man draußen stehen, aber eine Scheibe verhindert den freien Blick auf die Stadt ohne Spiegelungen. Ich laufe mehrmals rundherum, bevor ich den Turm verlasse. Dann gehe ich noch etwas unten am Turm entlang und fahre dann zum näxten Ziel: Die bekannte Gangnam-Statue. Sie symbolisiert das weltweite Aufstreben der K-Pop-Kultur durch den erfolgreichen Sänger PSY und dem Lied Gangnam-Style. Das Lied parodiert einen verschwenderischen und luxuriösen Lebensstil, den man mit dem Bezirk Gangnam in Seoul verbindet. Tatsächlich wird das Lied an der Statue über einen Lautsprecher abgespielt. Ich verlasse Gangnam und gehe ganz unstylisch ins Bett.

Gerade im Hotel angekommen, bekomme ich einen Alarm auf mein Handy. In Tokyo war das neulich eine Erdbebenwarnung, die gab es auf Japanisch und Englisch. Hier muss ich erst Google translator bemühen. Es ist eine Warnung vor Müllballons aus Nordkorea, die in den letzten Tagen wieder verstärkt verschickt wurden. Es sollen auch Tüten mit Kot an den Ballons befestigt gewesen sein. Vielleicht sollte ich morgen doch besser wieder meine rosafarbene Regenjacke tragen.

09.06.24: Zukunftsmusik an der Festungsmauer

Heute verschlägt es uns in den ehemaligen Königspalast Changdeokgun, der als einziger Palast in Korea zum UNESCO Welterbe zählt. Taesub führt uns über das Gelände und erklärt uns jedes Detail zu den Gebäuden, der Bemalung und den Tempeln. Die schöne Gartenanlage dürfen wir nur innerhalb einer internen Führung betreten. Taesub darf dann nichts sagen. Herrje, sind wir froh, dass wir diese Schallplattentante sonst nicht um uns haben. Sie erzählt schnell und total langweilig. Hier im Palast gibt es wieder einige Frauen in traditionellen Kleider, den Hanboks. Die kann man sich an jeder Ecke für eine Stunde oder einen Tag ausleihen und viele Touristen mögen das offenbar.

Teasub geht mit uns anschlieẞend zu einem kleinen koreanischen Restaurant. Heute probieren wir Tam Ke Tang, das ist ein ganzes Hühnchen gekocht in einer Suppe. Jeder bekommt seine eigene Schüssel mit einem eigenen Hühnchen. Dazu gibt es Kimchi, das sind gewürzte Kohlblätter, die es zu fast jedem Essen gibt. Die Vegetarier essen wieder Bibimbap. Ich finde das Hühnchen klasse und dieser Kimchi ist besser als sonst, denn er ist nicht zu scharf.

So gestàrkt laufen wir nun durch die Insadong-Kulturstraße mit vielen kleinen Läden. Hier werden wir frei gelassen. Zum Abend treffen wir uns noch einmal, um zuerst den Konfuzius-Schrein Jongmyoanzusehen und dann zusammen über den Kwangjang-Markt zu schlendern. Der Schrein wird gerade renoviert. Also erzählt uns Teasub alles über Konfuzius. Ich kann nicht mehr folgen, weil ich heute total müde bin, dazu ist es sehr sonnig und schwül. Aber er macht es wie immer gut mit Gesten und Geräuschen und Erklärbildern.

Die schattige Markthalle, zu der wir dann gehen, macht mich wieder wach. Das Angebot an Essbarem ist überwältigend. Meeresbewohner in lebender und getrockneter Form, Obst und Gemüse, Süßigkeiten und Gebäck und so fort. Dazu kommen dann die Stände mit den zubereiteten Speisen und man kann sich auf kleinen Stühlchen vor die Pfannen und Töpfe setzen und bekommt sein Essen serviert. Es riecht gut und das meiste sieht sehr lecker aus. Wir machen erst einmal Fotos, das stört offenbar niemanden. 

Dann trenne ich mich von der Gruppe, denn ich fahre mit der U-Bahn zu Deus Ex Machina, dem Flag Ship Store in Seoul. Der steht in einer schönen Gegend mit vielen Restaurants und Läden. Im Café lasse ich mich nieder und trinke einen Eiskakao. Der freundlichen Verkäuferin gefällt mein Koreatrikot und sie spendiert mir einen schönen Stempel von Deus auf ein Stǔck Papier. 

Ich fahre mit der U-Bahn zurück und halte an der Station Dingdaemun Design Plaza. Dieser Platz befindet sich im Dongdaemun History & Culture Park, der einen Teil der ältesten erhaltenen Festungsmauer Seouls aus der Joseon-Dynastie enthält. Nach Abschluss der Ausgrabungen begann die Konstruktion des von Zaha Hadid und Samoo Architects & Engineers entworfenen Dongdaemu Design Plaza, der 2014 eingeweiht wurde. Nach dem Aussteigen aus der U-Bahn staune ich nicht schlecht. Ich bin mitten im Designzentrum gelandet. Unter einer silbernen „Untertasse“ steige ich nach oben und gehe außen herum. Das ist mal ein scharfes Design, das mir extrem gut gefällt. Noch dazu sieht es jetzt im Dunklen mit dem Licht besonders gut aus. Ein Klavierspieler erfreut die Vorbeilaufenden mit klassischer Musik. Hier trifft sich Historisches mit coolem neuen Design wie es besser nicht sein könnte. Wow!

10.06.24: Wachablösung am Gyeongbokgung

Heute geht es als erstes zum Palast Gyeongbokgung. Hier findet die Wachablösung im Stile der britischen am Buckingham Palace statt. Allerdings gibt es gar keinen König mehr zu bewachen. Es ist also nur ein Spektakel für Touristen, aber eben authentisch dargestellt. Die Kleidung der „Wachen“ war offenbar früher schon sehr bunt. Viele Zuschauer tragen einen traditionellen Hanbok, der im Hanbok-Verleih für einen Tag ausgeliehen werden kann. Ich stehe günstig für Fotos, denn die „Wachen“ gehen gerade auf mich zu. Nach zwanzig Minuten ist das Schauspiel vorbei und die Leute gehen ihrer Wege. Wir folgen Teasub, der uns mit vielen Informationen zum Palast und den einzelnen Gebäuden versorgt.

Dann verlassen wir den Palast wieder und gehen zum Mittagessen. Teasub hat wieder ein hervorragendes kleines Restaurant für uns ausgesucht, in dem wir koreanische Spezialitäten bekommen. Heute ist es Han-jung-sik, das in vielen kleinen  Schälchen serviert wird. Es gibt Fisch, vielen Gemüsesorten, Fleisch und natürlich Reis und Suppe. Wie immer ist es für uns außergewöhnlich und sehr lecker.

Danach wollen die anderen auf den Lotte World Sky Tower. Da ich bereits am Samstag oben war, mache ich mich alleine auf den Weg. Der Design Plaza von gestern hat es mir einfach angetan. Ich möchte noch einmal tagsüber hin und mich umsehen. Nachdem ich das Gebäude einmal umkreist habe, suche ich den Weg, der an der alten Stadtmauer hoch auf den Berg führt. Es ist ganz schön heiß heute, aber ich erklimme den Berg und habe schöne Aussichten auf die Stadt und das stylische Gebäude am Design Plaza. 

Am Abend treffe ich die Gruppe wieder, denn wir wollen gemeinsam auf den Fernsehturm N-Seoul-Tower, der 236 Meter hoch ist und ein bisschen wie der Dortmunder Florian aussieht. Leider ist es ziemlich diesig, so dass die Sicht nicht optimal ist, trotzdem gefällt mir die Aussicht auf die riesige Stadt. Dann fahren wir zurück zum Hotel. Die Leipziger, die Dortmunder und ich gehen in Hotelnähe noch auf ein Bier in eins der kleinen Restaurants. Wir lassen die Reise ein wenig Revue passieren und erzählen uns voneinander.

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11.06.24: Begegnung mit Nuri aus Nordkorea

Noch vor dem Frühstück mache ich mich auf den Weg zum neuen, stylischen Rathaus. Von dort startet meine Tour zur DMZ, der demilitarisierten Zone, die sich zwischen Nordkorea und Südkorea befindet. Unser Guide SP im Bus erzählt uns während der einstündigen Fahrt wichtige Eckpunkte zur Entstehung der DMZ, zum Koreakrieg und zur momentanen Situation an der Grenze. Er stellt uns auch Nuri Pah vor, die uns auf der Fahrt begleitet und gerne unsere Fragen beantwortet. 

Nuri ist Mitte zwanzig und sie ist vor sieben Jahren mit Hilfe eines Schleusers über China, Laos und Thailand zusammen mit ihrem Bruder nach Südkorea geflohen. Ihre Mutter war bereits sieben Jahre zuvor geflüchtet. Sie hatte bei der Armee gedient und sollte zur Spionin für Nprdkorea ausgebildet werden. Daher wusste sie, dass die Propaganda in Nordkorea überall im Land Lügen verbreitet und in Südkorea ein besseres Leben wartet. Außerdem hatte ihr der permanemte Hunger zugesetzt. Nuri sieht sehr glücklich aus und sie bestätigt auch, sehr glücklich zu sein seit sie in Südkorea lebt. Sie wurde herzlich empfangen und belam nach drei Monaten Aufenhalt hier einen südkoreanischen Pass. Sie darf an der Uni studieren und lebt nun zusammen mit ihrer Mutter und ihrem Bruder in Seoul.

Jemand fragt sie, was das Überraschendste für sie nach der Flucht war. Sie sagt, dass sie sehr erstaunt darüber war, dass es 24 Stunden am Tag Strom gibt. In Nordkorea bekommt man den Strom für eine Stunde am Tag zugeteilt. Sie hat sich gefühlt, als sei sie aus einer Zeitmaschine ausgestiegen und plötzlich in der Zukunft angekommen. Die Menschen hungern nicht, wie man es in Nordkorea immer gesagt bekommt. Man darf sich mit Nachbarn treffen und kann Handys nutzen. Was wir ganz normal finden, war für Nuri vollkommen undenkbar und ist nun auch ein Teil ihres Lebens geworden.

Das Wichtigste bei der Schulausbildung ist die Erziehung zur Loyalität der Regierung gegenüber. In Nordkorea bekommt nur derjenige einen guten Job, der loyal zur Regierung steht. Als ihre Mutter floh, galt sie offiziell als vermisst und ihr Vater verlor innerhalb von drei Tagen seinen Job. Ihr älterer Bruder bekam erst gar keinem Job nach der Ameeausbildung. Das bedeutet sehr wenig Geld und damit noch mehr Hunger. Die Familien sind gezwungen, auf einem Feld etwas anzubauen, wenn sie nicht verhungern wollen. Die größte Motivation zu fliehen war für Nuri, ihre Mutter wiederzusehen. Sie führt jetzt ein glückliches Leben und wünscht sich, dass die Grenze irgendwann nicht mehr existiert und alle Menschen Nord- und Südkoreas vereinigt werden.

Nuri verlässt uns am Imjingak Freedom-Park, an der Demilitarisierten Zone, an dem wir zuerst anhalten. Hier gibt es einige Monumente und Erklärtafeln zum Koreakrieg, der 1950 durch eine Invasion aus Nordkorea begann. 1953 gab es ein Waffenstillstandsabkommen, wodurch  die DMZ eingerichtet wurde, die über mehr als 250 Kilometer Länge und 4 Kilometer Breite die Koreanische Halbinsel in einen kommunistischen Norden und einem demokratischen Süden teilt. üIch folge zusammen mit der Gruppe unserem Guide SP. Auf dem Gelände des Parks  gibt es einige Monumente und Erklärtafeln zum Koreakrieg und SP erzählt uns weitere Details.

Dann fahre ich mit einer Gondel über den Fluss Imjingak  und damit befinde ich mich bereits über der DMZ. Auf der anderen Seite gibt es ein Museum zum Koreakrieg, das ich besuche. Dann geht es mit der Gondel zurück über den Fluss und wir fahren mit dem Bus zur näxten Station, an der sich das neu gebaute Dora Observatorium befindet. Von hier aus habe ich einem guten Blick nach Nordkorea. Leider ist es wieder etwas diesig, so dass man nicht sehr viel sehen kann. Die aufgestellten Ferngläser lassen aber einen Blick auf die nordkoreanische Flagge zu, die auf nordkoreanischem Gebiet gehisst ist. Es sieht absurd aus, wie die Menschen durch die Ferngläser stieren. Es ist genauso wie zu DDR-Zeiten, als wir Westler in Berlin über solche Ausgucke nach Ostberlin reinsahen.

Anschließend fahren wir weiter zum 3. Angriffstunnel. Bisher wurden vier ehemals geheime Tunnel der Nordkoreaner unter der DMZ entdeckt, die zur Invasion von Nordkorea in den Süden genutzt werden könnten. Man vermutet noch bis zu 20 weitere Tunnel, die aber bisher nicht entdeckt wurden. Wir dürfen durch den Tunnel bis auf 1,20 Meter an Nordkorea heranlaufen. Der Tunnel ist auf südkoreanischer Seite etwa 1,6 Kilometer lang, es geht mächtig nach unten und In der zweiten Hälfte muss man sich bücken und einen Helm tragen. Fotos sind leider nicht erlaubt. Am Ende des Tunnels steht eine Zählmaschine, die angibt, seit wie vielen Tagen Nordkorea von Südkorea getrennt ist. Heute sind es bereits 25887 Tage, also über 70 Jahre. Nun geht es dieselbe Strecke zurück und ich bin wieder draußen.

Leider darf man seit Juli 2023 nicht mehr ins Unification Village (JZA) auf nordkoreanischem Boden fahren, weil dort ein amerikanischer Soldat nach Nordkorea gelaufen ist. Er wurde später aus Nordkorea ausgewiesen. Meine Reise bis nach Nordkorea endet also hier und wir fahren zurück nach Seoul. Highlight war eindeutig das Interview mit Nuri.

Am Nachmittag treffe ich mich wieder mit der Gruppe und wir sehen uns einen letzten Tempel mit Taesub an. Danach gehen wir gemeinsam zum koreanischen Barbeque. Anschließend lasse ich den Abend mit Detlev, Cordula, Ariane und Maria aus Leipzig sowie Stefan und Erika aus Dortmund bei einem Bier ausklingen. Dann ist es Zeit sich voneinander zu verabschieden, denn wir treten alle mit verschiedenen Flügen die Heimreise an.

Mein Anschlussflug von Paris nach Düsseldorf wird am späten Abend leider annulliert und ich werde umgebucht auf den näxten Morgen. Daher verbringe ich eine zusätzliche Nacht in Paris. Airfrance versorgt mich mit einem Bett in einem B&B Hotel zu dem mich ein Shuttlebus fährt. Ich bekomme ein tolles Schlaf-Shirt und für jede Körperzelle ein Tütchen mit wichtigen Inhaltsstoffen. Das noble Abendessen besteht aus einem Einweckglas mit Hühnergulasch für die Mikrowelle, einem Wasser und einem Stückchen hypersüßem Kuchen. Nur etwas blöd, dass es im Zimmer gar keine Mikrowelle gibt. Das feudale Frühstück bekomme ich nur auf Nachfrage. Zwei in eine Papiertüte geworfene Croissants. Getränk: Fehlanzeige. Danke, Airfrance!

Fazit

Südkorea hat mir sehr gut gefallen. Busan mit seinem krassen Fischmarkt, Gyeongju mit seinen Ausgrabungsstätten und mein Highlight Seoul. Hier hätte ich gerne noch ein paar weitere Tage verbracht. Es gibt noch viel mehr zu sehen in dieser Stadt. 

Die Südkoreaner sind ebenfalls sehr freundlich, aber es geht nicht so streng zu wie in Japan. Man bekommt auch schon mal etwas mit nur einer Hand gereicht oder die zweite Hand wird nur angedeutet. „Danke“ hört man häufig, aber nicht übertrieben oft. Das Essen ist ebenso abwechslungsreich und sehr lecker wie in Japan. Nur für das Bier würde ich keinen Preis verleihen. Es ist OK, man kann es gut trinken, aber mehr auch nicht. Dafür ist es immer schön kalt. Es gibt deutlich mehr Mülleimer, aber auch hier muss man sie eine Zeit lang suchen. Und man findet auch hier und da Müll an Stellen, an denen er gar nichts zu suchen hat. Trotzdem noch lange kein Vergleich zu Europa. 

Es gibt Apothekenautomaten für Medizin, Rollstuhlverleihboxen an Tempeln und echte Scheißhäuser. In einem Frauenklo habe ich kleine Spiegel entdeckt, die die Spione enttarnen sollen, die sich eventuell Sicht auf entblößte Frauen verschaffen möchten. Schilder sind hier sehr oft nur in Koreanisch geschrieben, aber fast immer mit eindeutigen Symbolen versehen. So kann man auch ohne englischen Text verstehen, was gemeint ist. 

Menschliche Alltagshelfer gibt es hier nicht, aber nützliche Hilfen werden auch hier gerne verwendet. Im Hotel in Gyeongju standen mehrere Buggys in der Lobby herum. Ein Schild hat uns erklärt wozu sie sind. Nicht etwa für Babys, nein, für kleine Hunde, die man dann im Hotel herumfahren kann und nicht auf dem Arm tragen muss. Da muss man erst mal drauf kommen.

Problematisch ist in Südkorea die Geburtenrate, die etwa 0,7 pro Frau im Jahr beträgt und eine der niedrigsten in der Welt ist. Mit ein bisschen Mathematik kann man feststellen, dass die Einwohnerzahl Südkoreas innerhalb von zwei Generationen dramatisch schrumpft, wenn es so weitergeht. Vielleicht sollte man die Schoßhunde verbieten und die Buggys doch für kleine Menschenbabys nutzen.

Am Flughafen wird darauf hingewiesen, Kimchi im Aufgabegepäck zu verstauen. Wer nimmt denn Kimchi mit nach Hause? Offenbar zu viele, noch dazu im Handgepäck. Verrückt.