12.04.24: Unterwegs auf dem Kiez
Heute morgen fahre ich mit Anne, Britta, Claudia und Moni mit dem Zug nach Hamburg. Nach dem Einchecken im Hotel Atlantic laufen wir erst einmal durch das Schanzenviertel, in dem es viele Bars, Restaurants und für unsere Modeliebhaberinnen Boutiquen und Haarklammerlädchen gibt. Ansonsten ist das Viertel durch viele schöne Altbauten und skurrile Schmuddelecken geprägt. Darauf hat sich Moni am meisten gefreut, glaube ich. Mittendrin befindet sich die berühmte Rote Flora, ein autonomes Zentrum für Kultur und Subkultur, deren Besetzer sie „Zentrum für emanzipatorische Politik und Kultur“ nennen und ihre politische Haltung gerne mit großen Bannern mit anarchistischen Sprüchen kundtun. Die jährliche Tanz-in-den-Mai-Randale der radikalen Linken steht kurz bevor, aber dann werden wir ja schon wieder zurück im mondänen Dortmund sein.
Anschließend fahren wir mit der S-Bahn nach Sankt Pauli. Wir schlendern über die Reeperbahn und zeigen Moni, die noch nie in Hamburg war, auch dieses schöne Fleckchen. Die Kultkneipe im Kiez heißt Zur Ritze und ist legendär. Es gibt sie seit 1974 und sie hat einen Boxkeller, in dem schon Henry Maske, Darius Michalczewski sowie Wladimir und Vitali Klitschko trainiert haben. Udo Lindenberg war in den 90er Jahren ebenfalls hier zu Gast. Wir trinken dort einfach ein Bierchen, füttern die Musikbox mit 1 Euro-Stücken und wählen niveauvolle Musiktitel aus.
Zum Abendessen haben wir einen Tisch im Restaurant Freudenhaus bestellt. Das liegt um die Ecke und ist inmitten von zwielichtigen Erotik-Schuppen eine wahre Freude für den Gaumen. Es gibt gehobene deutsche Traditionsküche „wie bei Muttern“ wie die Roulade Lilo Wanders oder das Freudenferkel Olivia Jones. Die Einrichtung mit den roten Plüschsofas und den antiken Bildern passt perfekt.
Nach dem Essen gehen wir weiter zur wohl bekanntesten Seitenstraße von St. Pauli, der Großen Freiheit, die in den 40er Jahren bunte Amüsiermeile wurde. Neben den freizügigen Tanzeinlagen wurde diese Seitenstraße in den 60er Jahren durch den Rock’n’Roll der Beatles geprägt und ist somit ein geschichtsträchtiger Ort. Die Stangentanz-Bars lassen wir heute aus, dafür machen wir einen Stopp in der schrillen Olivia Jones Bar. Die Drag Queen lässt sich heute zwar nicht selbst sehen, aber es gibt andere „Damen mit Stiel“, die für laute Musik und gute Laune sorgen.
Weiter geht es zum gegenüberliegenden Hans-Albers-Platz, auf dem berühmte Filme wie Auf der Reeperbahn nachts um halb Eins (1954) oder Große Freiheit Nr.7 (1944) mit dem Blonden Hans gedreht wurden. Im Drafthouse wird keine Hans-Albers Musik, sondern Rock und Metal live von Joan N‘ the Hammers gespielt. Ein echter Hammer zum Durchfeiern. Wir eisen uns trotzdem irgendwann los, damit sich das Bett im Hotel lohnt.
–
13.04.24: Alster, Elbe und Elphi
Heute fahren wir nach dem Frühstück zur Außenalster. Im Barca gibt es ein Sonnendeck, das uns zu einer Pause einlädt. Das Wetter ist ganz passend wunderbar sonnig und wir können die Segelboote und die Treetboote auf dem Wasser beobachten. Anschließend laufen wir an der Binnenalster entlang zum Jungfernstieg, einer Promenade am Wasser, und weiter durch die Innenstadt bis zum Hamburger Michel. Der Michel ist eine evangelische Barockkirche und ein Wahrzeichen von Hamburg. Mir gefällt der schwarze Kirchturm, der schon von weitem zu sehen ist, sehr gut. Im Park unterhalb der Kirche entdecke ich tatsächlich einen MOAI von der Osterinsel. Was macht denn der hier? Er sieht total echt aus. Auf einer Metallplatte steht, dass der Vulkanstein, aus dem er hergestellt wurde, von der Osterinsel hierher transportiert wurde und dann von bildenden Künstlern der Insel mit traditionellem Handwerkszeug zu einem originalgetreuen MOAI gestaltet wurde. Ich freue mich jedenfalls, mal wieder einen MOAI zu sehen.
Weiter geht es bis zur Elbe. Dort sehen wir endlich die Elbphilharmonie, die auch Elphi genannt wird. Das Gebäude, das für seinen Bau irre Summen an Geld verschlungen hat, sieht schon von weitem klasse aus. Die vielen gewölbten Fenster funkeln in der Sonne und ich bin jedes Mal begeistert sie zu sehen. Nach einer kurzen Pause auf dem Feuerschiff gehen wir in die Elphi. Wir dürfen mit einer gebogenen 82 Meter langen futuristischen Rolltreppe, die in dieser Bauweise weltweit einmalig ist, rauf zur Plaza fahren. Von dort haben wir einen schönen Blick auf den Hamburger Hafen und die Containerterminals. Leider darf man den Konzertsaal nicht besichtigen, aber ich war doch schon einmal drin, während einer Baustellenführung, als die Elbphilharmonie noch im Rohbau war. Im Störtebeker legen wir eine weitere Pause ein und genießen von dort den schönen Ausblick.
Danach laufen wir an der Elbe entlang zu den Landungsbrücken. An Brücke 4 wartet schon unser Schiff, das uns zu einer Lichterfahrt durch den Hamburger Hafen und durch die Container-Terminals fährt. Wir sind beeindruckt von den riesigen Kränen, die die Container be- und entladen und im Dunkeln bei Beleuchtung wirkt es ganz besonders spektakulär. Wir fahren an der Ever Art der Reederrei Evergreen, einem der größten Containerschiffe der Welt, vorbei. Ich fühle mich wie eine kleine Ameise vor einem gigantischen Riesen. Letzte Station der Tour ist dann die Elbphilharmonie, die bei Nacht besonders schön leuchtet. Dann geht es zurück zur Brücke 4.
Von dort aus statten wir dem Schellfischposten einen Kurzbesuch ab. Der Schellfischposten ist eine sehr kleine Kneipe mit nur wenigen Plätzen. Sie ist insbesondere durch Ina Müllers Sendung Inas Nacht bekannt. Drinnen ist es eng und voll und die Bedienung ist überlastet, daher entscheiden wir uns für die Dönerbude im Schanzenviertel, an der wir freundlich bedient werden und von wo aus wir nur wenige Schritte bis zu unserem Zimmer laufen müssen. Ein Döneressen im Bett ist doch auch ein schöner Abschluss des Tages, finden wir.
–
14.04.24: Fischmarkt und Strand Pauli
Heute morgen checken wir schon um sieben Uhr aus, weil wir Moni den Hamburger Fischmarkt zeigen wollen. Auf dem Weg dahin zeigen wir Moni den alten Elbtunnel, durch den man auf die andere Elbseite spazieren kann. Das nehmen wir uns fürs näxte Mal vor, denn heute geht es weiter zum Fischmarkt. Dort gibt es die berühmten Marktschreier, die Aale, Obst oder Gemüse in rauen Mengen an die Besucher verscherbeln. So ganz viel Schreien sie heute nicht und einer ist schon ganz heiser. Natürlich gibt es auch jede Menge normale Marktstände und Stände mit Kram für Touristen. Wir wuscheln uns durch bis zur berühmten großen Markthalle. Hier spielen Sonntags immer verschiedene Bands und machen Musik, meistens gute. Die Frühaufsteher treffen hier auf die Nachteulen, die ihr Bett für die Nacht noch nicht aufgesucht haben, und tanzen zusammen. Es lohnt sich, dem Treiben zuzusehen.
Dann wird es allmählich Zeit zum Bahnhof zu gehen. Auf dem Weg zur U-Bahn-Station Landungsbrücken halten wir am Strand Pauli und setzen uns noch ein Weilchen in die Sonne. Das fühlt sich schon wie Sommerurlaub an, es ist warm und wir lassen uns Waffeln mit Kirschen schmecken. Leider müssen wir nun doch zum Bahnhof und treten die Heimreise an.
–
Fazit
Die Tour nach Hamburg wieder war klasse! Moni hat die Stadt mit vielen Facetten ein wenig kennengelernt und wir anderen haben uns gefreut, mal wieder Hamburger Luft und viel Sonne um die Nase zu haben. Auch wenn ich in einigen Etablissements Schlagermusik ertragen musste, zu denen meine Begleiterinnen auch noch den Text mitsingen konnten, war es sehr lustig. Wir kommen ganz bestimmt wieder!