08.02.24: Tromsø: Schlittenfahrt mit den Rudolfs
Klaus und ich haben uns noch einmal für die Kälte entschieden, obwohl ich ein Sommerkind bin und mich viel lieber in der Wärme aufhalte. Allerdings haben uns die Nordlichter in Island so gut gefallen, dass wir uns nun auf eine Postschifftour zum Nordkap begeben. Ob wir noch einmal Nordlichter sehen werden, wissen wir natürlich nicht, aber die Wahrscheinlichkeit ist im Februar recht hoch, vorausgesetzt es ist nicht bewölkt und die Sonnenwinde mit den magnetischen Teilchen, die so schöne grüne Farben am Himmel erzeugen, wehen zu uns herüber.
Nach einem kurzen Stopp in Oslo landen wir bei Dunkelheit in Tromsø. Aus dem Flugzeugfenster habe ich feinste Aussichten auf Norwegens schneebedeckte Landschaft. Das Thermometer in Tromsø zeigt minus 13 Grad, aber es kommt uns nicht so kalt vor, da es weder feucht noch windig ist. Mit dem Bus geht es ins Zentrum, wo unser Apartment auf uns wartet. Von unserem Balkon haben wir einen schönen Ausblick auf den Berg Storsteinen, was so viel wie „Großer Felsen“ heißt.
Für den näxten Morgen haben wir eine Tour zu den Rudolfs gebucht. Mit dem Bus fahren wir 25 Minuten zu einer Rentierherde, die aus ungefähr 300 Rentieren der Samen besteht. Die Samen sind indigene Völker des Nordens, die auch in Schweden, Finnland und Russland leben. Neben Ackerbau und Fischfang lebten viele Samen jahrhundertelang von den Rentieren. Dieses für Touristen betriebene und trotzdem recht authentisch wirkende Samendorf besteht aus einigen Zelten mit einem Feuer im Zentrum sowie kleinen Holzhütten, in denen gehandwerkt oder auch gekocht wird.
Wir bekommen zuerst eine Einweisung, wie wir die 300 Rentiere füttern sollen und dürfen dann zuerst auf einem Rentierschlitten Platz nehmen. Die Rentiere sind sehr zutraulich und geduldig und lassen sich auch streicheln. Dann zieht die Rentierkarawane los und es geht eine große Runde durch die verschneite Landschaft. Ich schieße viele Fotos und freue mich über dieses einmalige Erlebnis. Selbst Klaus freut sich, obwohl er Tiere am liebsten auf dem Teller mag.
Nach der Schlittenfahrt dürfen wir die Rudolfs füttern. Wir bekommen einen Eimer, füllen diesen mit Futterpellets und gehen zu den Rentieren. Die Tiere reagieren ganz unterschiedlich auf den Eimer. Manche kommen langsam auf uns zu, manche kommen angerannt und wieder andere streiten sich ums Futter. Beim Halten des Eimers müssen wir ganz schön aufpassen, dass das Geweih der niedlichen Viecher nicht in unsere Augen gerät, denn manchmal geht es ganz schön ruppig zu in der Herde. Das Füttern macht aber super viel Spaß und ich kann viele Fotos machen. Gegen Ende der Fütterungszeit merkt man schon die Auswirkungen der Fütterung. Im Schnee liegen sehr viele schwarze Kürtel und die Tierchen werden allmählich müde. Sie legen sich nach und nach hin und manche machen die Augen zu. Siesta in Norwegen!
Wir werden dann ins Kochzelt gebeten und bekommen leckeren Rentierstew von den Samen serviert. Es schmeckt wunderbar. Wir sitzen zusammen mit einem Paar aus Atlanta am Tisch und unterhalten uns über Norwegen, Deutschland und Amerika. Anschließend hören wir im Feuerzelt den Vortrag einer Samin über deren Kultur und die Norwegisierung, die sie seit Beginn des 19. Jahrhunderts erfahren haben. Sie erklärt auch die Bedeutung der unterschiedlichen traditionellen Kleidungsstücke, an denen man erkennen kann aus welchem Dorf jemand stammt und ob er schon verheiratet ist oder nicht. Zum Schluss singt sie sogar drei verschiedene rituelle Lieder, sogenannte Joiks.
Danach fahren wir mit dem Bus zurück nach Tromsø und erledigen die wichtigste Aufgabe der Reise. Ein neuer Fußballschal für Hagi muss her und das Stadion, die Romssa Arena, ist von der City aus zu Fuß erreichbar. Allerdings geht es ordentlich bergauf, dafür werden unsere Füße endlich wieder warm. Der Fanshop hat geöffnet und der schönste Schal ist schnell gekauft. Wir werfen noch einen Blick auf den verschneiten Fußballplatz und laufen den Berg wieder runter.
Nach der Anstrengung statten wir meinem 90. Hard Rock Café einen Besuch ab. Es ist das nördlichste der Welt. Dann laufen wir noch ein bisschen durch die Stadt. Es ist immer noch sehr kalt und die Straßen sind voller Schnee und manchmal auch Eis. Nur einige Bürgersteigabschnitte sind gänzlich eis- und schneefrei. Aus Island wissen wir, dass dort eine Heizung im Boden wirkt. Die Kälte macht nicht nur die Rentiere ordentlich müde, sondern auch uns. Daher gehen wir anschließend in unser Apartment und erfreuen uns am schönen Ausblick aufs Wasser bei Merlot 3.0.
Am näxten Tag gehen wir über die am Apartment gelegene Tromsø-Brücke, Tromsøbrua, vorbei an der Eismeerkathedrale bis zur Seilbahn, die uns auf den Storsteinen fährt. Oben haben wir einen schönen Blick auf Tromsø, das Meer und die Berge im Hintergrund. Wir laufen ein bisschen oben auf dem Berg herum, setzen uns anschließend ins warme Café an der Seilbahnstation und genießen den Blick auf Tromsø. Dann fahren wir wieder mit der Seilbahn nach unten, spazieren zurück über die Brücke und machen eine Pause im Apartment. Da die Zeit zwischen Sonnenaufgang (gegen 9 Uhr) und Sonnenuntergang (gegen 15 Uhr) zur Zeit sehr kurz ist, laufen wir nachmittags schon in der Dunkelheit durchs Stadtzentrum.
Die Häuser haben zum Teil noch die Weihnachtsbeuchtung brennen und einige sind bunt angestrahlt. Es gibt viele sehr stylische und gemütliche Restaurants und Bars. Zuerst gehen wir zum Polaria, einem Polarforschungsmuseum. Das Gebäude sieht so aus wie umgefallene Dominosteine aus Eis. Direkt daneben findet sich das Robbenfangschiff Polstjerna, allerdings im Arktischen Universitätsmuseum. Das Schiff war bis 1981 in Betrieb. Im Jahr 2015 wurde der Robbenfang in Norwegen eingestellt. Beide Museen haben im Winter aber geschlossen.
Da es lausig kalt ist, kommt uns die Mack Ølbryggeri mit ihrer Ølhalle sehr gelegen. Da können wir 75 verschiedene Biersorten probieren. Wir entscheiden uns für ein Probierset mit 5 verschiedenen Sorten, die sehr lecker sind. Das Ambiente ist auch sehr schön, so dass wir gerne länger bleiben würden, aber wozu haben wir Wein und Bier aus Deutschland importiert? Also verbringen wir den Abend lieber in unserem schönen Apartment.
Am näxten Morgen verlassen wir das Apartment und laufen mit den Koffern zum Schiffsanleger im Hafen. Bevor es auf unser Schiff, die Havila Pollux, geht, mit der wir nach Kirkenes fahren werden, streifen wir noch ein bisschen durch Tromsø.
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09.02.24: Postschiffahrt mit der Havila Pollux von Tromsø nach Kirkenes
Im Tromsø Havn Prostneset warten wir auf unser Schiff. Mit wenigen Minuten Verspätung trifft die Havila Pollux ein und wir dürfen an Bord gehen. Wir bekommen unsere Kabinennummer und eine Keycard, müssen aber noch etwas warten bis die Kabine fertig ist. Zeit genug für eine Schiffserkundung. Wir laufen innen und außen über die Decks und treffen Leute, die bereits seit Bergen auf dem Schiff sind, denn die eigentliche Route lautet Bergen- Kirkenes- Bergen. Nachdem unsere ursprünglich geplante Hurtigruten-Tour ab Amsterdam bis zum Nordkap und zurück abgesagt wurde, sind wir umgestiegen auf eine Tour mit den Havila-Booten, die es seit wenigen Jahren zusätzlich zu den Hurtigruten gibt. Die vier verschiedenen Havila-Schiffe, die es gibt, sind also noch recht neu und sehr modern ausgestattet. Wir haben eine Hop-On-Off Tour mit drei verschiedenen Schiffen geplant, so dass wir zwischendurch jeweils einige Tage an Land verbringen können.
Nach einer Durchsage dürfen wir in unsere Kabine. Sie liegt außen, hat ein großes Fenster, einen Schreibtisch und ein Sofa. Wir freuen uns über die komfortable Ausstattung. Dann gehen wir hoch auf Deck 9, auf dem wir draußen das Ablegen beobachten können. Zuerst geht es ein Stück rückwärts und dann vorwärts. Nun weht ein eisiger Wind um unsere Ohren, so dass wir uns schnell hinter die vorhandene Scheibe unterhalb des Geländers hocken. Hier ist es erträglich und wir springen nur für Fotos kurz hoch in den Wind. Dann gehen wir rein und setzen uns hinter die große Panoramascheibe. Wenige Minuten später kommt ein Nordlichtalarm und wir gehen wieder raus. Wir haben Tromsø noch nicht ganz verlassen und schon sehen wir die schönen grünen Nordlichter am Himmel erstrahlen.
Zum Abendessen gehen wir ins Restaurant, in dem wir norwegische Spezialitäten auf der Karte auswählen dürfen. Unsere Fahrt beinhaltet Vollpension, aber anstatt eines Buffetts wird am Tisch bedient. Das Essen ist sehr hochwertig und schmeckt gut. Anschließend setzen wir uns wieder hinter die Panoramascheibe bis eine weitere Durchsage die Begegnung mit der Havila Capella ankündigt, die uns entgegen kommt. Dieses Mal bleibe ich aber nur ganz kurz draußen für ein Foto, es ist einfach zu kalt. Dann fahren wir erst einmal ruhig Richtung Norden. In einigen Häfen hält das Schiff an, um die Post auszuliefern und mitzunehmen. Durch die Eiseskälte sind wir früh müde und begeben uns früh in unsere schöne Kabine. Eine weitere Nordlichtdurchsage ignorieren wir einfach und schalten die möglicherweise kommenden Nordlichtdurchsagen in der Kabine für die Nacht aus.
Am näxten Morgen frühstücken wir zuerst und dann sehen wir auf die schneebedeckten Berge, um die wir herumfahren. Draußen sind es minus 22 Grad, die sich im Wind wie minus 100 Grad anfühlen. Wir wollen als näxtes zur Insel Magerøya (norwegisch „karge Insel“), deren Hauptort Honningsvåg ist. Im Norden der Insel Mageroya liegt das Nordkap. Die Insel hat insgesamt rund 3100 Einwohner. 1929 wurde die gesamte Insel unter Naturschutz gestellt. In den kurzen Polarsommer wachsen hier insbesondere Rentierflechte, die Hauptnahrung der samischen Rentiere, die während der kurzen Sommerperiode auf der Insel weiden. Im Frühjahr werden sie mit Lastwagen und Landungsbooten der norwegischen Marine zur Insel transportiert. Im Herbst sind sie dann so weit zu Kräften gekommen, dass sie die fast zwei Kilometer lange Strecke zum Festland schwimmen können.
Wir sind schon gespannt auf die Fahrt zum Nordkap, wenn wir in Honningsvåg angekommen sind. Dann hören wir eine Stunde vor der Ankunft eine Durchsage, die uns mitteilt, dass die Busse zum Nordkap nicht fahren können, da die Strecke verschneit ist. Oh no! Leider lässt sich meine geniale Idee, einfach mit einem Taxi zu fahren auch nicht umsetzen, denn die Straße rauf in den Norden ist einfach komplett gesperrt. Der nette Mann aus dem Dorfcafé, in dem wir uns einen warmen Kakao und einen Kaffee gönnen, sagt, dass das immer wieder mal vorkommt und die Straße neulich sogar zehn Tage lang gesperrt war. Wir laufen daher ein bisschen durch den Ort, bis wir zurück aufs Schiff gehen. Interessant sind die Schlitten, mit denen manche Fußgänger durch die Gegend fahren. Man kann sie quasi als rutschenden Rollator verwenden und sich darauf abstützen. Die Einkäufe legt man dann einfach auf den Sitz, der sich vor dem Haltegriff befindet. Klasse!
Nach so schwerer körperlicher Tätigkeit müssen wir uns erst einmal ausruhen. Eigentlich sind wir nur ein bisschen draußen herumgelaufen und haben kurz in dem Café gesessen. Offenbar erschöpft uns die Kälte mehr, als man so denken würde. Auf dem Schiff ist es draußen wirklich lausig kalt, aber für das eine oder andere Foto lasse ich mir den eisigen Wind eben doch mal um die Nase wehen. Nach dem Abendessen müssen wir unsere Koffer schon mal vorbereiten, denn morgen früh um acht müssen wir aus unserer Kabine raus, da wir um neun Uhr in Kirkenes anlegen.
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13.02.24: Kirkenes: Eiseskälte an der russischen Grenze
Bevor die Havila Pollux in Kirkenes anlegt, wird es deutlich kälter. Der Wetterbericht prophezeit minus 22 Grad! Im Wasser schwimmen schon Eisschollen umher, da der da Fjord vom Golfstrom nicht erreicht wird. Daher müssen im Winter Eisbrecher den Schiffen die Durchfahrt ermöglichen. Nach dem Anlegen werden wir mit Bussen zum Snowhotel gefahren, das ganz aus Eis und Schnee gebaut ist. Direkt neben dem eiskalten Hotel wohnen ca. 150 Huskys, die sich darauf freuen, wieder losrennen zu dürfen. Nicht alle Hunde sind jetzt dran, aber es stehen insgesamt sieben Schlitten mit sieben oder acht Hunden bereit, die ganz dringend laufen wollen. Wir bekommen einen dicken winddichten Overall und nehmen dann auf dem Hundeschlitten Platz. Die Hunde sind bereits angespannt, nur ein Anker im Boden hindert sie noch daran loszurennen. Unser Musher steigt auf die Kufen, löst den Anker und gibt ein kurzes Kommando. Jetzt rasen die Hunde los und es macht ihnen sichtlich Freude zu laufen.
Da ich mit Handschuhen keine Fotos machen kann, ziehe ich den rechten aus. Ui, das ist kaum auszuhalten, aber ab und an muss es ja sein. Wir rasen durch die norwegische Tundra und über einen zugefrorenen Fjord. Unsere Hunde sind so schnell, dass sie einen anderen Schlitten überholen. Nach einer halben Stunde sind wir zurück am Schneehotel und bekommen ein heißes Getränk in einer samischen Hütte. Dann sehen wir uns die Rentiere an, von denen eines ein erstaunlich großes Geweih hat. Anschließend gehen wir durchs Schneehotel und freuen uns, dass wir dort kein Zimmer gebucht haben. Das wäre uns eindeutig zu kalt!
Mit dem Bus werden wir jetzt nach Kirkenes zu unserem „Hotel“ gefahren. Wir rechnen schon mit einem sehr spartanischen Zimmer in einer sehr schlichten Unterkunft, aber es ist noch schlimmer als gedacht. Die Rezeption existiert quasi nicht, nur ein Schlüssel mit meinem Namen liegt da und die ganze Bude ist schweinekalt. Im Aufenthaltsraum hängen zwei absurd unterdimensionierte Elektroheizkörper, von denen nur einer an einer Seite etwas Wärme abgibt. In unserem Zimmer befindet sich ein mickriger Elektroheizkörper versteckt und komplett verdeckt hinter einem Schreibtisch. Warm wird es in diesem Zimmer nicht. Außerdem ist die gesamte Elektroinstallation in Reihe geschaltet, so dass wir jederzeit mit einem Stromausfall rechnen. Im Badezimmer gibt es ein Rinnsal von kaltem Wasser, mit dem man sich kaum die Hände waschen kann.
Warum sind wir hier gelandet? Es war das allerletzte Zimmer in diesem Ort, das wir bekommen konnten. Und noch nicht einmal billig, nur die Ausstattung ist billigst. Wir fragen im Ort in einem der beiden echten Hotels nach, ob noch ein Zimmer frei ist. Fully booked lautet die Auskunft. Ab morgen gibt es wieder ein Zimmer für 450 Euro pro Nacht, dafür ohne Frühstück. Ohne Frühstück ist unseres auch, wir verzichten auf dieses großzügige Angebot und nehmen uns vor, das kalte Rattenloch durchzustehen. Auf dem näxten Schiff bekommen wir ja wieder eine schöne, gemütliche Kabine!
Wir laufen ein bisschen durch Kirkenes. Vielleicht gibt es ja einige Cafés oder Kneipen, in denen man sich aufwärmen kann. Wenn man nur lange genug sucht, dann findet man etwas, vieles hat aber tatsächlich zur Zeit geschlossen. Die ganze Architektur in diesem Ort ist nicht schön. Vieles erinnert uns an sowjetische Gebäude. Kein Wunder. Die russische Grenze ist nur 13 Kilometer von Kirkenes entfernt. Daher gibt es auch viele Straßenschilder auf russisch. Allerdings ist der kleine Grenzverkehr seit dem Ukrainekrieg zum Erliegen gekommen, die Grenze ist nur noch für Personen mit Visum passierbar.
Am näxten Morgen werden wir noch einmal zum Schneehotel gefahren. Dort steigen wir in einen Schneemobilanhänger und lassen uns zusammen mit einigen anderen auf einen zugefrorenen Fjord fahren. Dort befinden sich einige quadratische Löcher, in denen das Wasser zu sehen ist. Außerdem führt ein Seil bis zu einem großen Fangkorb, der sich im Wasser befindet. Unsere beiden Guides ziehen den Fangkorb raus und wir staunen über die Königskrabben mit den langen Beinen, die im Fangkorb liegen. Dann wird der Fangkorb geöffnet und Greg sticht mit einem Messer auf der Unterseite in die Gehirnregion, so dass das Tier sofort tot ist. Lediglich die Nerven führen dazu, dass sich der Krebs noch eine Weile bewegt.
Wir dürfen die Königskrabben hochheben, während Greg viel über diese Krebse erzählt, die auch Kamtschatkakrabbe genannt werden, weil die Russen sie hier angesiedelt haben. Nach dem Vortrag fahren wir zurück zum Schneehotel. Ich darf dieses Mal auf dem Schneemobil Platz nehmen. Im Restaurant des Schneehotels bekommen wir die Königskrabben serviert, nachdem wir erfahren haben, wie man sie öffnet und an das leckere Fleisch gelangt. Jeder von uns bekommt zwei Beine und wir dürfen anschließend noch mehr essen, falls wir möchten. Es scheint mehr als genug zu geben. Zusammen mit dem schönen Blick auf die Schneelandschaft freuen wir uns über diese gelungene Tour.
Wir fahren zurück in unser schreckliches Etablissement und buchen für die letzte Nacht ein Zimmer im Scandic Hotel, das nun wieder bezahlbare Betten frei hat. Zum Glück. Am näxten Tag besuchen wir die Andersgrotta, einen ehemaligen Luftschutzbunker aus dem zweiten Weltkrieg. Hier suchte die Zivilbevölkerung Zuflucht bei den mehr als 300 Luftangriffen der Russen gegen das von den Deutschen besetzte Kirkenes. Auf dem Weg zum Aussichtspunkt Prestefjellet gehen wir am Grensekommissariatet vorbei, an dem ein russischer und ein norwegischer Grenzpfosten steht.
Danach beziehen wir unser neues warmes Zimmer in einem richtigen Hotel mit schöner Aussicht auf die Stadt. Wir bestellen ein Taxi, um einmal an die russische Grenze zu fahren, die nur 13 Kilometer von Kirkenes entfernt liegt. Ab 2012 gab es ein Abkommen für den visafreien kleinen Grenzverkehr, bei dem die Bewohner von Kirkenes und der grenznahen russischen Ortschaften aus der Region Murmansk mit einem einfachen Grenzzertifikat ins Nachbarland gelangen konnten. Diese regionale Zusammenarbeit ist seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine wieder auf Eis gelegt. Ein netter Taxifahrer, der sogar Deutsch spricht, bringt uns zur ehemaligen Grenze in einem Wald und zur existierenden Grenzstation. Betreten darf man sie natürlich nicht.
Am näxten Morgen ziehen wir unsere Koffer über den Berg zur Havila Castor, die schon früh andockt und können aufs Schiff gehen. Wir verlassen diesen interessanten, wenn auch eisigen und einsamen Ort an der Nordspitze Norwegens wieder und freuen uns nun auf die Rückfahrt entlang der Küste.
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15.02.24: Mit der Havila Castor von Kirkenes nach Svolvær
Es geht wieder Richtung Süden. Wir haben ein schönes Zimmer auf der Havila Castor bezogen und sind nun gespannt auf die Häfen, die wir anlaufen. Auf der Südroute stoppen wir nachts an den Häfen, die wir auf der Nordroute tagsüber angesteuert haben und umgekehrt. Daher können wir an anderen Orten aussteigen und uns umsehen. Bis dahin fahren wir erst einmal wieder an der schönen Küste entlang und genießen die Aussicht.
Dieses Mal bekommen wir eine nette Tischgruppe zugewiesen, die außer uns beiden aus zwei Holländern und zwei Süddeutschen besteht. Der Tisch bleibt auf der ganzen Fahrt derselbe, daher treffen wir die vier zu jeder Mahlzeit wieder.
In einer Infoveranstaltung auf dem Schiff erfahren wir, dass es in Kirkenes und am Nordkap so kalt ist, weil der Golfstrom da oben quasi keinen Einfluss mehr hat. Er hat sich auf dem Weg nach Norden dann bereits komplett abgekühlt. Nur die Westküste Norwegens profitiert von der Wärme des Wassers und der Luft. Wir erfahren außerdem, dass abends ein Sturm aufzieht und die Weiterfahrt ziemlich wackelig werden wird. Es werden sogar Reisetabletten für empfindliche Mägen empfohlen. Nach dem Abendessen geht es dann los. Der Wind nimmt zu und die Schaukelei auch. Wir halten uns weitgehend drinnen auf, nur für die schwachen Nordlichter gehe ich manchmal raus. Es ist allerdings heute meistens mehr ein Nordlichtnebel ohne Struktur, der aber trotzdem faszinierend ist.
In der Nacht nimmt der Sturm zu. Es ist total wackelig im Bett und ich merke, wie der Mageninhalt von links nach rechts und oben und unten schwappt. Ich kann zwar nicht besonders gut schlafen, aber schlecht wird mir zum Glück nicht. Klaus schnarcht, wie immer, daher scheint es ihn auch nicht zu stören.
Am nächsten Morgen ist es etwas ruhiger geworden, dafür ist unser Fenster komplett vereist und wir können nicht raussehen. Nach dem Frühstück hoffen wir, dass unser näxter Aussteigestopp, Hammerfest, angefahren werden kann. Eine Durchsage an Bord nimmt uns allerdings die letzte Hoffnung. Aufgrund des orkanartigen Sturms mit über 110 km/h Windgeschwindigkeit laufen wir Hammerfest nicht an und fahren weiter. Das Boot schaukelt nun hin und her und wir sitzen gemütlich hinter der großen Panoramascheibe und beobachten das Geschehen.
Zurück in der Kabine wartet ein kleines Goody auf uns. Heute ist Valentinstag und wir bekommen Schokoladenherzen geschenkt. Mmmmh. Ab und zu gehe ich raus, um ein paar Fotos zu schießen, aber das ist kaum möglich. Der Boden ist mittlerweile vereist und sehr glatt. Ich kann die Kamera kaum halten und die Hände werden so kalt, dass ich sie kaum noch spüre. Meine Mütze droht wegzufliegen, obwohl ich mich nur an einigermaßen windgeschützten Stellen aufhalte. Einige Teile des Bootes dürfen aus Sicherheitsgründen nicht mehr betreten werden.
Aber die Aussichten Richtung Süden sind gut. Der Sturm soll sich heute Nachmittag wieder legen. Nach dem Mittagessen setzen wir uns an den Kamin und lassen uns noch ein bisschen durchschaukeln bevor es zum Abendessen geht. Hier wird man ganz schön entschleunigt. Keine Rennerei durch eine Stadt und keine Sehenswürdigkeiten, die man noch entdecken muss. Da ich aber genau das viel besser finde, bin ich froh, morgen Abend wieder für zwei Tage an Land zu dürfen.
Nach dem Sonnenuntergang kommt eine Schiffsdurchsage. Hinter den Bergen auf der Backbordseite sind Polarlichter zu sehen, die den Himmel orangefarben leuchten lassen. Ich schnappe mir den Fotoapparat und gehe raus. Es sieht total unecht und fast ein bisschen kitschig aus, aber auch ganz schön. In Skjervøy halten wir für eine Stunde an, so dass wir einen kurzen Spaziergang draußen machen können. Die Hauptattraktion des Ortes ist die Kirche, zu der wir uns auf einer spiegelglatten Straße vorsichtig vorwagen. Zusätzlich fegt ein eisiger Wind durch diesen Ort, so dass wir uns kaum auf den Füßen halten können. Der Friedhof neben der Kirche ist als solcher kaum zu erkennen, weil nur noch die Spitzen der Grabsteine aus dem Schnee hervorragen.
Um kurz vor Mitternacht erreichen wir Tromsø. Die Eiskapelle ist schon von weitem zu erkennen. Nach dem Ankern gehen wir zu Fuß mit einer Gruppe in die alte Holzkirche im Zentrum und lauschen einem Mitternachtskonzert bevor wir müde zurück an Bord gehen. Am näxten Tag fahren wir durch die Vesterålen und die Lofoten. Beides sind Westnorwegen vorgelagerte Inselgruppen mit wunderbarer schneebedeckter Landschaft. Während die Vesterålen grüner, karger und flacher sind, zeichnen sich die Lofoten durch schroffe, hohe Berge und mehr Einwohner aus. Wir genießen einfach die Fahrt durch die Fjorde der Inseln und freuen uns, dass das Wetter uns blauen Himmel beschert, der gut zu den weißen Bergen passt.
Bevor wir in Svolvær für zwei Tage Station machen, halten wir für eine Stunde in Stokmarknes. Die Post wird ausgeliefert und wir sehen uns derweil das Hurtigrutenmuseum an. Darin befindet sich das alte Hurtigruten-Postschiff Finnmarken von 1956, das 1993 ausgemustert wurde. In Stokmarknes nahm das erste Hurtigrutenschiff 1893 seinen Liniendienst auf. Man kann durch das ganze Schiff laufen und wir kommen uns vor als wären wir auf der Titanic. Die ganze uralte Einrichtung inklusive Kabinen und Lounges sehen genauso aus, als wenn Rose und Jack mit diesem Schiff nach Amerika gefahren wären.
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17.02.24: Svolvær: Schneeschuhwandern auf den Lofoten
Wir kommen abends in Svolvær an, dem größten Ort auf den Lofoten. Hier bleiben wir zwei Tage bis das näxte Havila-Schiff uns wieder mitnimmt. Wir checken im Hotel ein, das sich direkt am Hafen befindet und erhalten ein Zimmer in der achten Etage. Aus dem großen Fenster können wir direkt auf unser Schiff und sogar unsere Tischgruppe im Restaurant sehen. Es sieht fast so aus, als wenn das Schiff in unser Zimmer fahren wollte. Da es schon dunkel ist, laufen wir nur noch ein bisschen durch den Ort und nach einem Supermarktbesuch gibt es geschmierte Stullen im Hotel.
Da die Übernachtung ein Frühstück beinhaltet, gehen wir am näxten Morgen in das Frühstücksrestaurant des Hotels und staunen nicht schlecht. Ein solch opulentes Frühstück hatten wir sehr lange nicht. Es gibt quasi alles, was man sich vorstellen kann. Warme Speisen, die ein Koch direkt dort kocht und ein kaltes Buffett mit sehr viel Auswahl an feinsten Dingen. Nach dem Flop im Barentshotel in Kirkenes nun eine kulinarische Überraschung, noch dazu in einem sehr stilvollen Ambiente. Das Frühstück wird sogar live mit Musik von einem Flügel untermalt. Wow!
Bei feinstem Sonnenschein machen wir nun einen Fotospaziergang durch die Stadt. Motive müssen wir nicht lange suchen. Die Berge direkt an der Stadt und der Hafen mit den typischen roten Holzhäusern, die sich heute im Wasser spiegeln, bieten eine große Auswahl. Es ist herrlich anzusehen. Nach einer kurzen Rast im Hotel machen wir uns auf zu einer Schneeschuhwanderung. Zusammen mit 14 anderen fahren wir zu einer alten Holzkirche in der Nähe und bekommen Schneeschuhe und Wanderstöcke. Nach einer kurzen Einweisung von unseren beiden Guides geht es durch Wälder und Felder, über einen See und bergauf und bergab durch den Schnee. Zum Teil ist es ganz schön anspruchsvoll, wenn es sehr steil rauf oder runter geht, aber es macht viel Spaß so zu wandern.
Die Aussicht von oben vom Berg herunter aufs Meer ist wirklich klasse. Ganz oben angekommen, bekommen wir einen Becher warmen Kakao. Das tut gut. Es ist zwar deutlich wärmer als in Kirkenes, ungefähr minus zwei Grad, aber ein warmes Getränk ist trotzdem sehr willkommen. Nach drei Stunden landen wir wieder an der alten Holzkirche und werden zurück nach Svolvær gefahren. Den Abend verbringen wir im Hotel. Das näxte Schiff fährt wieder in unser Zimmer, dieses Mal die MS Polarlys von den Hurtigruten. Etwas später sehen wir auch die MS Kong Harald von den Hurtigruten anlegen. Da der Mann unbedingt eine angegammelte halbe Banane essen musste, hat er nun Magen und Darm und ich laufe alleine draußen rum. Leider sind die meisten Häuser dunkel und es gibt kaum schöne Fotomotive. Außerdem schneit es und es ist ungemütlich draußen. Trotzdem friere ich nicht, Kirkenes hat mich scheinbar abgehärtet.
Am letzten Tag unseres Lofoten-Aufenthaltes fahre ich mit einem öffentlichen Bus in das kleine Fischerdorf Henningsvær. Dort befindet sich das weltberühmte Fußballstadion des Amateursportclubs Henningsvær IL in spektakulärer Lage. Eigentlich ist es gar kein Stadion, denn es hat weder Tribünen noch Zuschauerplätze, aber es füllt eine kleine Halbinsel fast ganz alleine und ist ein Fest für die Augen. Angeblich wird es häufig sogar als „schönstes Fussballstadion der Welt“ bezeichnet, was ja totaler Quatsch ist, denn das ist ja eindeutig das Westfalenstadion in Dortmund. Aber das Stadion in Henningsvær hat eben viel Charme, wenn das Spielfeld sichtbar ist. Im Moment liegt es allerdings unter einer dicken Schneeschicht. Schade! Auf dem Berg neben Fußballplatz stehen diese Holzgestelle zum Trocknen von Fischen. Jedoch sind sie zur Zeit leer.
Nachdem ich mir den weißen Fußballplatz von allen Seiten angesehen habe, laufe ich durch den schönen Ort. Das Wetter ist heute sehr gemischt. Der Himmel wechselt von schön blau zu ganz schön grau und es fängt sogar an zu schneien. Hinter einer Kurve liegt etwas versteckt ein Funkturm der Telekom. Den lasse ich beiseite, da ich etwas viel Spannenderes entdeckt habe. Da oben auf dem Berg stehen auch Holzgestelle für Stockfische, aber hier hängen lauter Fische kopfüber, die meisten aber ohne Kopf, von dem Gestell herunter. Sie sind überhaupt nicht trocken, im Gegenteil, sie scheinen noch ziemlich frisch zu sein und werden nun sogar eingeschneit. Ich frage eine Einheimische am Wegesrand wie das sein kann. Sie weiß, dass die Fische bis Mai dort hängen bleiben und hier die ideale Balance zwischen Wind, Sonne und Regen oder Schnee herrscht, um die Stockfische zu trocknen.
Bei der Busfahrt von Henningsvær zurück nach Svolvær muss ich umsteigen und zehn Minuten an der Haltestelle warten. Es schneit und ein kleiner Maulwurf sucht im Schnee nach seiner Höhle, kann diese aber offenbar nicht finden. Irgendwann landet er auf meinem Schuh und dann, schwupps, ist er in meinem Hosenbein verschwunden. Mir bleibt nichts anderes übrig, als meine Hose herunterzuziehen, um ihn herauszubitten. Zum Glück trage ich eine lange Unterhose und dicke lange Strümpfe. Ich habe zwar keine Angst vor dem Tierchen, aber ein Biss muss trotzdem nicht sein. Wer weiß, welche Krankheit man sich zuziehen kann. Ich finde ihn nicht, aber er ist definitiv in meinem Hosenbein verschwunden. Auf einmal fällt er auf den Boden und sucht weiter im Schnee nach seinem Bau. Glück gehabt!
Im Hotel treffe ich den mittlerweile wieder einigermaßen erholten Mann und wir gehen mit unserem Gepäck zum Hafen. Da warten wir bis unsere Havila Polaris eintrifft und wir in unser neues Schiffszimmer einziehen können. Wir sind gespannt, ob wir wieder nette Tischnachbarn bekommen.
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20.02.24: Mit der Havila Polaris von Svolvær nach Bergen
Nun beginnt unsere letzte Schiffsetappe von Svolvær nach Bergen. Die Havila Polaris kommt im Dunkeln angefahren, als wir im Hafen auf sie warten. Die Fahrt bis Bergen dauert zweieinhalb Tage, daher verbringen wir drei Nächte auf dem Schiff. Es ist schon ein bisschen wie nach Hause kommen, denn die Havila-Schiffe sind alle baugleich und wir wissen genau, wo sich was befindet. Easy.
Als wir bereits im Bett sind, hören wir plötzlich einen Nordlichtalarm über unseren Zimmerlautsprecher. Ich ziehe mir schnell eine warme Hose und meine dicke Jacke an und renne los. Der noch leicht angeschlagene Mann bleibt lieber liegen. Draußen gibt es dann ein wunderbares Schauspiel verschiedenster Konstellationen von Nordlichtern. Es stehen bestimmt fünfzig Leute auf Deck 8 und 9 draußen und beobachten die schönen grünen Formationen.
Am näxten Morgen lernen wir unsere neuen, sehr netten Tischnachbarn beim Frühstück kennen, Stefan aus Schweden und ein Paar aus Portsmouth. Wir passieren heute den Polarkreis, weswegen ich das Frühstück kurz unterbrechen muss, denn auf der kleinen Insel Viking steht ein Globus, der als Marke dafür dient. Und den möchte ich nicht nur durch die nebelige Scheibe des Restaurants sehen, sondern oben an Deck. Gerade noch rechtzeitig bin ich da.
Heute fahren wir auch an den sogenannten sieben Schwestern vorbei. Das ist eine Felsenkette mit sieben Bergen, die zwischen 910 Meter und 1072 Meter aus dem Meer ragen. Einer Legende nach soll es sich um die sieben Töchter des Trollkönigs Sulitjelmakongen handeln, die einst vor einem Königssohn flohen. Vor Erschöpfung schliefen sie ein und erstarrten bei Tageslicht zu Stein. Die Felsen sehen jedenfalls toll aus und wenn man genau hinsieht, dann lässt sich sogar ein Gesicht erkennen, das Richtung Himmel sieht.
Weiter geht es nach Brønnøysund. Wir haben zwei Stunden Aufenthalt und laufen ein bisschen durch den Ort. Viel zu sehen gibt es nicht, auffällig ist die enorme Größe des Friedhofs. Hier wird offenbar viel gestorben. Das macht den Ort nicht gerade attraktiver.
Zum Abendessen besorge ich aus der kleinen Cafeteria ein paar Nordlichtpralinen, denn Stefan wird heute 70 Jahre alt. Er unternimmt diese Reise von Kirkenes nach Bergen zu seinem Geburtstag! Wir gratulieren herzlich und das Servicepersonal kommt sogar mit norwegischen Flaggen und singt ein schwedisches Geburtstagslied. Anschließend lädt uns Stefan in die Bar ein und wir feiern dort weiter.
Am näxten Morgen müssen wir schon früh aus den Federn. Um 06:30 Uhr legt das Schiff in Trondheim an, um 09:30 geht es weiter. Daher laufen wir direkt nach dem Anlegen los und sehen uns in der langsam heller werdenden Stadt um. Trondheim ist Norwegens Fahrradmetropole. In Bakklandet gibt es sogar den ersten Fahrradlift der Welt: die Trampe! Der Lift, der von jeweils fünf Personen zugleich benutzt werden kann, befördert Jahr für Jahr bis zu 30.000 Radfahrer den steilen Hügel über ein Transportband nach oben auf den Berg. Man stellt seinen rechten Fuß auf eine Art Keil und wird dann zusammen mit dem Fahrrad nach oben geschoben. Leider ist es im Winter nicht in Betrieb. Ein Grund mehr im Sommer wiederzukommen, denn auch auch sonst gefällt uns Trondheim sehr gut.
Nach dem Frühstück werden wir über den Lautsprecher zum Expeditionsdeck gerufen. Wir haben jetzt die Gelegenheit, die Schiffsbrücke zu besichtigen. Klaus hatte gestern gefragt, ob das möglich ist und nun ist es mit wenigen anderen soweit. Der Navigationsoffizier erklärt uns wie er das Schiff steuert und auch das Zusammenspiel der sonstigen Technik an Bord. Er beantwortet geduldig alle Fragen und wir dürfen sogar Fotos machen. Der Blick aus der Brücke nach vorne raus ist beeindruckend, insbesondere mit all den Monitoren und Steuergeräten, die der Navigator im Blick hat.
Am Nachmittag gibt es an Deck eine Fischspezialität, die wir probieren dürfen. Klippfisch. Das ist ein Trockenfisch, der vor dem Abhängen stark gesalzen wird. Wenn er nach monatelangem Trocknen zubereitet wird, dann muss er erst wieder ordentlich gewässert und damit entsalzt werden. Wir bekommen eine Portion mit Tomatensoße und Kartoffeln. Es schmeckt. Im Hafen von Kristiansund steht eine Bronzestatue mit einer Klippfischerin, die an die über 300 Jahre alte Tradition erinnern soll. Die Vegetation hat sich im Laufe der Fahrt Richtung Süden deutlich geändert. Von den beeindruckenden weißen Schneebergen ist immer weniger zu sehen, dafür stehen nun Bäume auf den Bergen und die Landschaft wird teilweise grün.
Am letzten Abend an Bord sitzen wir zusammen mit Stefan auf dem Panoramadeck. Die Havila Castor kommt uns entgegen und ist schon wieder in Richtung Kirkenes unterwegs. Am näxten Tag fahren wir noch einige Stunden durch die Fjorde und die Landschaft auf den umliegenden Inseln ändert sich wieder. Wir sehen Felsen ohne Vegetation oder auch Insel mit Bäumen und Häusern, dazu regnet es und es ist mit sieben Grad Celsius vergleichsweise warm. Wir legen pünktlich in Bergen an und verabschieden uns von Stefan und der spannenden Schiffsreise.
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22.02.24: Bergen: Unsere letzten beiden Tage in Norwegen
Bergen gilt als das Tor zu den Fjorden Norwegens und ist die Stadt mit den meisten Niederschlägen in Norwegen, im Schnitt sind es 250 Regentage im Jahr. Das bekommen wir direkt zu spüren, als wir unser Gepäck vom Hafen zum Hotel ziehen. Es wird schon dunkel, als wir uns in der nassen Stadt ein wenig umsehen. Selbst im Regen sieht die Stadt einladend aus. Wir gehen in die Markthalle, in der uns wieder die altbekannten Königskrabben begegnen. Hier kann man sie aus einem Wasserbecken aussuchen und direkt vor Ort verzehren oder mit nach Hause nehmen. Diesmal lassen wir die Tiere leben und laufen weiter durch das berühmte Bryggen-Viertel. Es besteht aus den ehemaligen Handelskontoren der Hanse, die früher Umschlagplatz für Trockenfische waren. Seit 1979 zählt Bryggen zu den Welterbestädten der UNESCO. Die meisten Läden und urigen Kneipen haben schon geschlossen, daher gehen wir zurück ins Hotel.
Am näxten Tag laufen wir zur Fløibane, eine Standseilbahn in Bergen, die auf den 320 Meter hohen Fløyen führt. Auf einer Streckenlänge von 848 Metern überwindet sie seit mehr als 100 Jahren eine Höhendifferenz von 302 Metern. Wir sehen den Berg entlang nach oben und stellen fest, dass die Bergstation in Nebel gehüllt ist. Angekommen an der Talstation verzieht sich der Nebel allmählich und wir haben Hoffnung auf freie Sicht. Es dauert noch etwas bis die Bahn losfährt und tatsächlich haben wir eine gute Sicht auf die Stadt.
Den Rückweg beschreiten wir zu Fuß. Es geht durch einen Trollwald und wir begegnen einigen Trollen, die uns aber zum Glück in Ruhe lassen. Der Wald ist voller Moos und es gibt einige Wasserfälle auf dem Weg nach unten. Ab und zu können wir Bergen zwischen den Bäumen im Tal liegen sehen. Unten angekommen laufen wir noch ein bisschen durch die Stadt und sehen uns die bunten Holzhäuser an.
Am näxten Morgen ist es Zeit, Bergen zu verlassen. Wir steigen schon früh in die Bybanen, die uns bis zum Flughafen fährt. Nach einem Umstieg in Kopenhagen landen wir in Düsseldorf und sind am frühen Abend mit wunderbaren Eindrücken und Begegnungen wieder zu Hause.
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Fazit
Unsere Winterreise entlang der norwegischen Küste war ein echtes Erlebnis. Die weiße Winterlandschaft im Norden, sogar die dazugehörige Kälte, waren sehr beeindruckend. Die Rentierfütterung in Tromsø war mein persönliches Highlight, aber auch die Schlittenhundefahrt und das Krabbenfischen in Kirkenes sowie die Schneeschuhwanderung auf den Lofoten machen diese Reise zu einem unvergesslichen Erlebnis. Die starke Veränderung der Landschaften in den wenigen Tagen hat uns ebenso beeindruckt. Obwohl Kirkenes sehr einsam liegt und es dort sehr kalt war, noch dazu die erste Unterkunft schrecklich war, war es doch eine spannende Erfahrung einmal da gewesen zu sein.
Die Kombination aus mehrtägigen Landaufenthalten und den drei Schiffstouren fanden wir besonders gut. So hatten wir genug Möglichkeiten an Land etwas zu unternehmen und die schöne Schiffsfahrt mit netten Tischnachbarn aus verschiedenen Ländern zu genießen. An Bord war alles perfekt: Das Essen, der sehr freundliche und relaxte Service, kein Buffettgedrängel, sondern Bedienung am Tisch, keine Animationen, der Besuch auf der Brücke, die unzähligen Gänge an Deck, die Exkursionen, der fantastische Blick aus dem Fenster unserer gemütlichen Kabine und natürlich die Nordlichter!
Einzig das Nordkap haben wir nicht gesehen. Daher muss der rote Bus im näxten Jahr die Reise im Sommer bis zum Nordkap mit uns antreten. Wir freuen uns jetzt schon drauf!