Eigentlich wollten Klaus und ich gar nicht nach Island! Ach, doch. 2020 hatten wir schon einmal eine Reise nach Island geplant, aber die mussten wir wegen der Corona-Pandemie streichen. In diesem Herbst sollte es eigentlich nach Israel gehen, aber das ist momentan aufgrund des Krieges zwischen der Hamas und Israel nicht möglich. Daher geht es nun nach Island und wir freuen uns auf die Welt der Wikinger.

31.10.23: In der Rauchbucht

Von Amsterdam aus fliegen wir mit schwerem Gepäck nach Keflavik. Island ist eins der teuersten Reiseländer der Welt und wir haben uns gut vorbereitet. Alles, was zollfrei erlaubt ist, haben wir in unsere Koffer gepackt, um ein paar Euros zu sparen. Rotwein, Bier, Brot und Toastbrot, Käse, Kekse und Schokolade soll uns in den näxten Tagen vor der Plünderung unserer Geldreserven retten. Bei sonnigem Wetter fliegen wir an der Südküste entlang und können die Insel von oben sehen. Der größte Gletscher Islands, der Vatnajökull, ragt hervor und lässt sich gut erkennen. Nach der Landung ziehen wir ein bisschen Bargeld vom Automaten. 10.000 isländische Kronen entsprechen in etwa 67 Euro, an diese Umrechnung müssen wir uns erst einmal gewöhnen. Dann fahren wir mit einem Bus in die Rauchbucht (isländisch Reykjavik). Hier in der Hauptstadt habe ich für uns für zwei Nächte ein kleines Apartment gemietet. 

Heute ist ein ganz besonderer Tag, denn heute Abend spielt im Stadion Laugardalsvöllur das deutsche Frauenfußballnationalteam gegen Island. Nach einem Tipp von meinem Bruder habe ich zwei Karten gekauft, denn das Stadion liegt nur drei Kilometer von unserer Unterkunft entfernt, ist also fußläufig zu erreichen. Es ist ein kleines Stadion mit nur ca. 10.000 Sitzplätzen, nicht vergleichbar mit unserem schönen Dortmunder Westfalenstadion. Leider ist die Gegentribühne gar nicht besetzt und auf unserer Seite sitzen auch nur wenige Zuschauer. Der deutsche Block ist vergleichsweise erfreulich gut besucht und wir bekommen bei Betreten des Blocks eine schöne Deutschlandflagge in die Hand gedrückt.

Das Spiel beginnt vielversprechend und wir sehen tolle Spielzüge in Richtung des isländischen Tores. Leider wird daraus kein Treffer und dann schleppt sich das Spiel doch etwas dahin. In der zweiten Halbzeit geben die Deutschen nochmals alles und erzielen zwei Tore. Immerhin. Wir laufen durch die Kälte zurück in unser schönes warmes Apartment, das über Fernwärme aus den geothermischen Quellen geheizt wird. 

01.11.23: Gullni hringurinn, der goldene Ring

Nach dem Frühstück starten wir den Tag mit einem Fußmarsch zur Vermietstation unseres reservierten Leihwagens. Dabei kommen wir an den typischen kleinen nordischen Häuschen vorbei, die es hier gibt. Unser Weg führt auch an der berühmten Hallgrimskirche vorbei, die angestrahlt wird, weil es noch dunkel ist.

Angekommen an der Verleihstation bekommen wir einen Dacia Duster. Dieses Modell hat Werner und mich doch neulich noch prima durch Georgien gefahren. Dieser hier ist noch ziemlich neu, die Kontrollleuchten funktionieren, aber er macht seltsame Geräusche beim Fahren durch Kurven. Kein Wunder, er hat Spikes in den Reifen, das sind kleine Stahlstifte, die hier im Winter für ordentlich Grip auf den Straßen sorgen. Bei uns sind sie verboten, weil sie die Fahrbahn schnell kaputt machen.

Wir fahren raus aus Reykjavik zum Golden Ring, einer 230 Kilometer langen Strecke, auf der sich viele beeindruckende Sehenswürdigkeiten Islands befinden. Wir müssen nur ab und zu aussteigen und können links und rechts des Weges viele Naturwunder bestaunen. Zuerst fahren wir in den Nationalpark Thingvellir, seit 2004 eine UNESCO Welterbestätte. Hierin befindet sich die Silfra-Spalte, die über Jahrtausende dort entstanden ist, wo die europäische und die nordamerikanische Kontinentalplatte auseinander driften. Die Landschaft sieht surreal aus, da sie mit vielen Gräben durchzogen ist und die Felsen sehr bizarre Formationen bilden. 

Weiter geht es zum Geysir Strokkur, der alle fünf bis sieben Minuten eine bis zu fünfzehn Meter hohe Wassersäule ausspuckt. Rund um den überaus aktiven Strokkur brodelt und dampft es an vielen Stellen und heißes Wasser blubbert aus dem Boden. An gefährlichen Stellen ist ein Strick gespannt, um die Besucher vor schlimmen Verbrühungen zu schützen, aber ansonsten können wir uns dort frei bewegen. Die Wasserfontäne des Strokkur, die immer ganz plötzlich aus dem Boden schießt, finde ich so beeindruckend, dass ich mich sehr lange dort hinstelle und die Ausbrüche immer wieder beobachte.

Wir fahren weiter zum Gullfoss, dem goldenen Wasserfall, der aus zwei Stufen besteht. Von der unteren Stufe aus fließt das Wasser in einen tiefen langen Graben. Ich freue mich immer noch über die schönen Fotos, die ich am Strokkur gemacht habe, so dass ich vom Gullfoss gar nicht so viel Spektakuläres erwarte. Außerdem kenne ich die Niagarafälle, die Viktoriafälle und die Iguacufälle, die alle so beeindruckend sind, dass ich mich frage, was da wohl Besonderes kommen mag. 

Aber hier, wie überhaupt, kommt es anders als man glaubt. Schon vom Parkplatz aus hören wir das Wasser rauschen, als wenn wir zu einer stark befahrenen Autobahn spazieren wollten. Und dann sehen wir den Gullfoss, wie er auf einer Breite von über 200 Metern riesige Wassermengen in die Schlucht fallen lässt. Das ist ein wahrhaftig imposantes Schauspiel und ich bin schwer beeindruckt. Insbesondere das Bilden von Schnee und Eis am Rand der Fälle habe ich noch nie gesehen, da ich Wasserfälle bisher nur in der warmen Jahreszeit angesehen habe. Wir laufen über die Wege am Gullfoss entlang, um immer neue Perspektiven zu erhalten und ich mache dort das eine oder andere Foto.

Nun wollen wir zum Kerid Krater fahren. Unterwegs gibt es noch den kleineren Wasserfall Faxafoss, den ich nun auch sehen möchte. Der Parkplatz ist fast leer, da die meisten Leute wohl denken, dass sich dieser kleine Wasserfall nicht lohnt. Außerdem kostet es etwas, dort zu parken. Wir halten trotzdem und auch der Faxafoss ist wunderbar anzusehen, wir können sogar bis ganz nah ans Wasser herangehen.

Der Kerid ist ein 55 Meter tiefer Vulkankratersee mit einer Länge von 270 Metern und einer Breite von 170 Metern. Er sieht von oben aus wie ein Auge. Wir wandern einmal rund herum und machen uns dann auf den Weg zurück nach Reykjavik.

02.11.23: Auf der Ringstraße bis Vik i Myrdal

Wir verlassen das Apartment in Reykjavik und machen uns auf die Reise entlang der Ringstraße, die mehr als 1300 Kilometer lang ist. Diese Straße ist die einzige, die rund um die Insel führt. Links und rechts des Weges findet man wieder viele attraktive Sehenswürdigkeiten, von denen wir einige in den näxten Tagen ansehen werden. Dazu übernachten wir jede Nacht woanders. Heute fahren wir bis Vik i Myrdal.

Auf dem Weg dahin halten wir zuerst in Hellisheidi am Geothermiekraftwerk, das den ganzen Großraum Reykjavik mit Energie versorgt. Strom und Heizwärme werden erzeugt, indem kaltes Wasser auf eine Tiefe von 2000 Metern gepumpt wird und sich durch das dort vorhandene heiße Vulkangestein erhitzt. Ganz in der Nähe können wir über ein paar Stege durch ein kleines Lavafeld laufen, in dem es lauter blubbernde und dampfende Löcher gibt, aus denen es ordentlich nach Schwefel stinkt. Aber es sieht einfach faszinierend aus.

Dann fahren wir weiter zum Skogafoss-Wasserfall, der über 60 Meter in die Tiefe stürzt. In der dazugehörigen Schlucht gibt es über 20 weitere Wasserfälle, die wir aber nicht ansehen. Die Landschaft an der Ringstraße auf dem Weg zum Skogafoss wird immer grüner und bizarre Felsen liegen am Wegesrand. Wir sehen von weitem auch den eisbedeckten uns allen bekannten Eyjafjallajökull, der 2010 ausbrach und für mehrere Tage den Flugverkehr rund um Island aufgrund der heftigen Aschewolken zum Erliegen brachte. Nach dem Ausbruch des Eyjafjallajökull schoss nicht nur die Asche in die Höhe, sondern ebenso die Touristenzahlen auf Island. Wirtschaftlich sicherlich ein Segen für die Insel.

Unser näxtes Ziel ist eine seltsame Sehenswürdigkeit, nämlich ein Flugzeugwrack am schwarzen Sandstrand. 1973 mussten hier zwei US Navy-Piloten, die mit einer Douglas C-117D von Hornafjörður nach Keflavik fliegen wollten, notlanden. Die Vergaser der Motoren wurden durch die kalte Wetterlage vereist, so dass die Motoren schließlich ganz ausfielen. Die beiden Piloten wurden gerettet, das Flugzeug von der US Army ausgeschlachtet und das Wrack ließ man einfach dort liegen. Seit dem ist es eine Touristenattraktion. Wir werden mit einem Allrad Truck von einem Parkplatz zum Flugzeug gebracht und dürfen uns umsehen. Irgendwie schräg. 

Der zehn Kilometer lange Gletscher Sólheimajökull ist unser näxtes Ziel. Die Eisbrocken, die von Zeit zu Zeit abfallen, rutschen in einen Gletschersee und schwimmen dort umher. Kurz vor Vik i Myrdal machen wir noch einen Abstecher zum südlichsten Punkt Islands: dem Kap Dyrhólaey. Dort steht der imposante 120 Meter hohe Türlochfelsen, wie Dyrhólaey übersetzt heißt. Gegenüber liegt ein sehr langer schwarzer Sandstrand, der an einer bizarren Felsformation endet, die sich im Wasser befindet. Da es den ganzen Tag saukalt draußen ist, freuen wir uns nun auf unsere neue Unterkunft in Vik i Myrdal.

03.11.23: Diamond Beach: Eisdiamanten am schwarzen Strand

Nach dem Frühstück machen wir uns auf zum Reynisfjara, auch Black Beach genannt. Der ist nur wenige Fahrminuten von unserer Unterkunft entfernt und die Sonne ist eben erst aufgegangen. Am Black Beach gibt es nicht nur einen laaaaaangen schwarzen Strand, sondern auch besondere Lavasteinformationen im und am Wasser. Die Sonne leuchtet fantastisch zwischen den Felsen im Meer hindurch. Seevögel fliegen in Scharen über unsere Köpfe hinweg. Die eckige Felsstruktur passt sehr gut hierher.

Wir fahren weiter in den Ort Vik i Myrdal. In diesem kleinen 600 Seelen-Ort steht die Kirche, Reyniskirkja, oben auf einem kleinen Berg, neben an befindet sich direkt der Friedhof. Von hier oben hat man eine schöne Aussicht auf den schwarzen Reynisfjara-Strand mit der Reynisdranger-Felsformation. An den Klippen des Reynisfjall-Berges leben Meeresvögel, darunter auch der für Island berühmte Papageientaucher. Den sehen wir zwar nicht, aber es fliegen Vogelschwärme oben am Berg entlang.

Das näxte Ziel ist die Federschlucht Fjadrargljufur, eine 100 Meter tiefe und zwei Kilometer lange Serpentinenschlucht, durch die der Fluss Fjardra fließt. Wir haben spektakuläre Einblicke in die Schlucht von oben, da dort ein Fußweg entlang führt.  Gute Fotos sind zum Teil schwierig zu schießen, wenn sie gegen die Sonne gemacht werden müssen, aber wir wollen uns nicht über den wunderbaren Sonnenschein beschweren. Ansonsten sieht die Schlucht zusammen mit dem Wasserfall sehr beeindruckend aus.

Wir fahren weiter durch die bizarre Landschaft. Links und rechts der endlos erscheinenden Straße finden sich Grassteppen, Lavagestein mit und ohne Moos, Islandponys, Berge mit und ohne Schnee, dicke Wollschafe, Flüsse und Bäche mit und ohne Eis, Aschewüsten, und Gletscher. Der näxte Halt ist am Naturreservat Skaftafell. Da gibt es einen Wasserfall, Svartifoss (schwarzer Wasserfall) und den Gletscher Skaftafell. Beide liegen weit auseinander, wir laufen daher nur zum Gletscher, wer weiß, wie lange es ihn noch gibt. Dort liegen wieder dicke Eisbrocken im Wasser, die weiß und blau schimmern. Das sieht vor der Bergkulisse wirklich grandios aus.

Die letzte Station des Tages ist der sogenannte Diamond Beach, der sich gleich neben der Jökulsarlon-Gletscherlagune befindet. Kleine, große und sehr große Eisdiamanten liegen hier auf dem schwarzen Vulkansandstrand. Die Eisberge kommen direkt aus dem Breidamerkurjokull, einem Ausläufer von Europas größtem Gletscher Vatnajökull. Sie sammeln sich zuerst in der Lagune und fließen von da weiter ins Meer. Dann werden sie von den Wellen und der Meeresströmung an den Strand gespült und liegen da einfach so rum. Es sind unglaublich viele Eisskulpturen in allen möglichen Größen auf dem schwarzen Sand. Manche sind weiß oder bläulich und manche ganz durchsichtig. Es sieht einfach fantastisch aus.

Leider wird es schon sehr früh dunkel (~ 17:00 Uhr), so dass wir nun in unser näxtes Quartier fahren müssen. Ich wäre gerne noch ein bisschen bei den Diamanten geblieben.

04.11.23: Eiszeit im und auf dem Vatnajökull

Wir fahren morgens noch einmal zum Diamond Beach, da wir dort unseren Treffpunkt für eine Gletschertour haben. Vorher haben wir noch etwas Zeit, die Diamanten am Strand noch einmal anzusehen. Zum Glück waren wir gestern schon hier, denn heute liegen viel weniger Eisbrocken am Strand. Offenbar sind sie zum Teil geschmolzen oder auch vom Meerwasser weggespült worden. Trotzdem sieht es immer noch toll aus. In der zugehörigen Lagune liegen viele blaue Eisbrocken im Wasser und mit dem Gletscher im Hintergrund habe ich eine schöne Fotoperspektive. Um halb elf startet dann unsere Tour auf den Vatnajökull. Mit einem Bigfoot geht es eine halbe Stunde lang über raues Gelände mit dicken Schottersteinen und heftigen Schlaglöchern bis zu einem Parkplatz. Wir sind eine kleine Gruppe zusammen mit zwei Amerikanern, zwei Briten uns zwei Isländern.

Vom Parkplatz aus wandern wir bis zum Rand des Gletschers. Der Gletscher ist nicht schneeweiß sondern grau, weil vor zwei Tagen ein heftiger Wind Vulkanasche dorthin geweht hat. Als erstes schnallen wir uns sogenannte Crampons unter die Schuhe. Die haben böse Metallzacken unter sich, die sich beim Gehen auf dem Eis festkrallen. Mit den richtigen Anweisungen von unserem Guide und nach ein bisschen Übung stapfen wir über den Gletscher. Wir sehen viele kleine und große Eislöcher, über die wir drüber oder drumherum laufen können und wir gehen sogar durch ein großes Loch mit einem Schmelzwasserbach hindurch. Nur hineinfallen in die tiefen Löcher und fünfhundert Jahre später wieder ausgespuckt werden, möchten wir natürlich nicht. Also passen wir gut auf. 

Dann geht es weiter nach oben bis zu einer Gletscherspalte, in die wir von oben einsteigen. Es gibt zwar Stufen, die in das Eis hineingehackt wurden, aber die sind sehr schmal und auf einer Seite geht es zig Meter runter in das tiefe Loch. Zur Sicherheit haken wir uns mit unserem Bergsteigergeschirr an einem Strick ein, der uns im Zweifel das Leben retten kann. Wir sind vorsichtig und es passiert nichts, außer, dass wir unten in einer blau schimmernden Gletscherspalte landen, die wunderbar glänzt und irgendwie unecht aussieht. Fast wirkt sie ein bisschen kitschig, aber auch faszinierend, weil sie eben einfach nur aus Eis besteht.

Wieder oben wandern wir den Gletscher abwärts bis zum Rand. Da ziehen wir unsere Crampons aus und bekommen Minispikes. Die sind nicht ganz so zornig gebaut und genügen für unseren Trip in eine große Gletscherhöhle. Sie sieht nicht so spektakulär aus und wir müssen nicht runter gehen sondern gelangen über einen Eingang von einer Seite hinein. Es ist sehr dunkel innen, weil nur wenig Licht durch die dicke Eisschicht dringt. Wir müssen sogar kriechen, um wieder in einen Bereich zu gelangen, in dem man stehen kann. Über uns und um uns herum ist überall Eis. Wir hoffen, dass es heute hält und nicht ausgerechnet jetzt zusammenbricht. Ab und zu kommt etwas Licht durch Eislöcher von oben in die Höhle und natürlich haben auch einige aus der Gruppe Lampen dabei, so dass man dann das Eis gut erkennen kann. Wir sind schwer beeindruckt.

Dann geht es wieder zum Ausgang und wir wandern zum Parkplatz zurück. Wir freuen uns über die abenteuerliche Tour und alles, was wir gesehen haben. Der Bigfoot bringt uns zurück zu unserem Auto und wir fahren weiter bis zu unserer näxten Unterkunft in Höfn.

05.11.23: Einzigartiges Vestahorn

Heute führt unser Weg bis nach Egilstadir. Das liegt ziemlich weit im Osten der Insel und ist nur ein Zwischenstopp auf dem Weg nach Norden. Die Ringstraße schlängelt sich fast 200 Kilometer nah am Meer entlang, bis sie ins Landesinnere führt. Viele schneebedeckte Berge stehen direkt am Wasser, die Landschaft sieht ansonsten ziemlich karg aus. Es gibt auch nicht so viele Highlights wie bisher zu besichtigen.

Klaus möchte gerne in Stokksnes halten, das liegt am Vestrahorn und wir müssen die Ringstraße verlassen, um fünf Kilometer weiter südlich am Viking Café anzuhalten. Dort müssen wir Eintritt bezahlen, damit sich die Schranke zu einem Privatgrundstück öffnet. Auf diesem Gelände gibt es neben einem alten Vikingerdorf einen schwarzen Sandstrand und ein paar Sandhügel mit Gras. Das hört sich erst einmal nicht soo spektakulär an und viele Besucher gibt es auch nicht, aber je näher man den Sandhügeln kommt, umso mehr entdeckt man die Schönheit dieses Fleckchens.

Auf dem Weg zum kleinen Parkplatz erfahren wir zum ersten Mal wieso der Leihwagenanbieter uns eine Versicherung gegen Sandstürme aufschwatzen wollte. Plötzlich fegt der schwarze Sand durch die Luft und wirbelt überall umher. Der Wind lässt schnell wieder nach, so dass wir zu Fuß weiter gehen können. Ich kann schöne Fotos mit den Sandhügeln im Vordergrund und den beiden Bergen Husadalstindur und Kambhorn im Hintergrund machen. Dann gibt es noch einmal einen heftigen Sturm, so dass wir den schwarzen Sand ins Gesicht gefegt bekommen. Wir müssen uns umdrehen und können auch die Autotür nicht öffnen. Zum einen, weil sonst die schwarzen Sandkörner ins Auto fliegen würden und zum anderen, weil wir die Türen kaum öffnen können. Nach zwei Minuten ist der Spuk wieder vorbei. Der Autolack sieht noch ganz OK aus und wird wohl nicht beanstandet werden.

Das Wikingerdorf mit dem Wikingerschiff sieht so aus, als wäre es schon sehr lange sehr verlassen. Beeindruckend sind die Walknochen, die im Dorf herumliegen. Anschließend wärmen wir uns noch etwas im Wikingercafé auf und sehen uns die Islandpullover an, bevor es weiter nach Egilstadir geht. Die Küste ist sehr schroff und es beginnt zu regnen, so dass wir uns über die schöne Aussicht aus dem warmen Auto heraus freuen.

Der Weg an der Küste entlang zieht sich ganz schön und es fängt auch an zu regnen. Trotzdem finden wir die Landschaft sehr bemerkenswert. Wir fahren an lauter Tobleronebergen vorbei und bekommen Lust auf Schokolade. Plötzlich wird es immer weißer um uns herum und Regen wechselt zu Schneeregen. Die Straße wird ebenfalls weiß und wir müssen vorsichtig fahren. Dann schneit es und alles ist weiß. Ein kleines rotes Häuschen steht am Wegesrand im Schnee. 

Ich recherchiere auf welcher Höhe sich Egilstadir befindet: 33 Meter über dem Meeresspiegel. Das Wetter hat also nichts mit der Höhe zu tun. Es ist ja bekannt, dass Island so seine eigenen Wetterkapriolen schlägt. Am selben Tag quasi vier Jahreszeiten zu erleben ist hier nicht ungewöhnlich. Nun bekommen wir einen ersten Eindruck davon. Nach wenigen Kilometern wechselt der Schneefall wieder in Schneeregen und die Straße ist nicht mehr weiß. Dann erreichen wir unsere Unterkunft. Hier gibt es zu meiner Freude ein warmes Wasserbecken auf der Terrasse. Das probiere ich doch gleich mal aus. Mit Mütze, weil die Schneeflöckchen immer noch vom Himmel rieseln.

06.11.23: Myvatn: Schneeverwehungen am Mückensee 

Als wir die Gardinen in unserem Zimmer zur Seite schieben, sehen wir die ganze weiße Pracht, die die Nacht fabriziert hat, im Garten liegen. Schnee sieht ja immer schön aus, wenn man nicht mit dem Auto durchfahren muss. Ich sehe in der App safe travel Iceland nach und finde heraus, dass ein Teilstück unserer 160 Kilometer langen Straße nach Reykjahlid am Myvatn-See wegen Eis und Schnee gesperrt ist. Es gibt eine doppelt so weite Umleitung, aber auch da ist ein Teilstück gesperrt. Sollen wir warten auf den näxten Tag, an dem die Straße eventuell immer noch gesperrt ist? Wir entscheiden uns wieder in Richtung Süden in wärmere Gefilde zu fahren, denn warten wollen wir nicht.

Beim Tanken sehe ich noch einmal in der App nach. Diese wird laufend aktualisiert und zeigt, auf welchen Abschnitten der Ringstraße welche Straßenbedingungen herrschen. Nun ist das zuvor gesperrte Teilstück wieder freigegeben, allerdings müssen wir mit Schnee oder Schneematsch auf der Straße rechnen. Nun können die Spikes mal zeigen, wozu sie gut sind. Wir fahren also doch wie geplant weiter nach Norden. 

Die Straße ist tatsächlich befahrbar, aber es gibt Schneeverwehungen, die wirklich merkwürdig aussehen. Der Schnee fegt in Streifen über die Straße hinweg und bleibt oftmals gar nicht liegen. Links und rechts der Straße liegt aber Tiefschnee. An anderen Stellen liegt zwar Schnee auf der Straße, aber er ist zum Glück nicht allzu tief. Wir kommen wider erwarten gut voran und halten kurz vor Reykjahlid am Geothermalfeld Hverir an. 

Dort blubbert und dampft es wieder aus allen möglichen Löchern und Hügeln. Ansonsten ist es draußen aber sehr kalt. Der Dacia ist mittlerweile ganz schön vereist, so dass das vordere Nummernschild kaum mehr zu erkennen ist. Schnell fahren wir weiter in unsere Unterkunft. Die ist schön stylisch innen und hat auf der Terrasse wieder einen sehr schönen Hot Pot für mich stehen, in den sofort reinspringe.

Dann fahren wir zu den Myvatn Natural Baths. Das ist eine Badelandschaft, die aus mehreren Becken mit unterschiedlich warmem mineralischem Wasser zwischen 36 und 40 Grad bestehen. Darauf freue ich mich schon seit Tagen sehr. Selbst Klaus, die Landratte, kommt mit. Es ist wunderbar warm im Wasser und es gibt eine kleine Bar im Wasser, an der wir uns ein Bier gönnen. So lässt es sich aushalten. Nach zwei Stunden haben wir schrumpelige Finger und gehen zurück zum Parkplatz. 

Ein Blick nach oben und ich sehe tatsächlich eine Aurora Borealis. Das ist ein zauberhaftes Lichtphänomen über den Polen der Erde, das durch Sonnenwind ausgelöst wird. Es wird auch Polarlicht oder Nordlicht genannt und bringt zumeist grünes oder manchmal auch violettes Licht an den Himmel. In Island ist eine Aurora Borealis in den Wintermonaten häufig zu sehen, wenn es dunkel und nicht bewölkt ist. Manchmal dauert eine Aurora Borealis wenige Minuten, manchmal auch länger. Man muss sich nur zur richtigen Zeit am richtigen Ort aufhalten. Das haben wir ja schon mal geschafft. 

07.11.22: Aurora Borealis in Hvammastangi

Bevor wir heute losfahren können, müssen wir erst einmal das Auto enteisen. Die rechte hintere Tür ist nur mit viel Kraft von innen zu öffnen, alle Fenster sind total vereist und der miserable Eiskratzer im Wagen bricht direkt ab. Daher kratzen wir mit Kreditkarte und dem abgebrochenen Stück vom Eiskratzer so lange, bis wir genug sehen können. Die Straßen sind auch ordentlich vereist, aber der Dacia mit den Spikes in den Reifen lässt sich gut fahren. 

Wir fahren erst einmal um den Myvatn herum und durch eine schöne Winterlandschaft. Klaus muss ab und zu anhalten, damit ich Fotos machen kann. Dann geht es weiter bis zum Godafoss, dem Götterwasserfall. Das Wasser des Skjalfandafljot stürzt sich hier über einer Breite von 158 Meter etwa elf Meter in die Tiefe. Die Sonne scheint und beleuchtet die umliegenden Berge.

Es geht weiter bis nach Akureyri, der mit 20.000 Einwohnern viertgrößten Stadt Islands. Sie liegt am Fuße des Fjords Eyjafjördur und wir können die Stadt und die dahinterliegenden Berge schon von der anderen Fjordseite aus sehen. Wir halten nur kurz an der berühmten Kirche, denn wir wollen heute noch bis Hvammstangi fahren.

Kurz hinter Akureyri werden die Straßenverhältnisse besser und schließlich liegt kein Schnee mehr auf der Straße. Das Weiß der Berge lässt ebenfalls nach und wir verlassen allmählich den Winter und kommen wieder zurück in den Herbst.

Näxter Stopp ist am Gullsteinn. Bauer Kodran glaubte, dass dort einmal ein Schutzgeist gewohnt hat, bis der Stein beim Ges­ang von Bischof Fridrek­ur zer­sprang. Seit 1981 gibt es da einen Gedenk­stein an die Missionare Porvald­ur und Fridrek­ur. Naja.

Heute wohnen wir in einem Cottage. Jedenfalls habe ich es als solches gebucht. Es gibt keine Rezeption, alle Informationen zum Einlass ins Haus sind mir schon vorher elektronisch zugestellt worden. Das Cottage liegt einsam in der Landschaft und wir würden es eher als Tinyhaus bezeichnen, aber es ist gut ausgestattet mit Küche, Bett, Wohnzimmer und Eßzimmer zusammen in einem Raum. Zum Glück haben wir alles dabei. Heute Abend gibt es mal wieder Toastscheiben mit Käse, dazu Rotwein und Bier. Warm ist es auch im Häuschen, also alles bestens. Und wir haben einen guten Blick in den Himmel mit einem Fenster nach Westen und eins nach Norden. 

Nun fehlt nur noch eine Aurora Borealis. Es ist nicht bewölkt, daher wäre ein Nordlicht gut sichtbar, wenn es denn ausgerechnet hier und heute aufkreuzen würde. Als ich nach dem Abendessen aus dem Fenster sehe, schimmert es irgendwie merkwürdig am Himmel. Da ist so ein heller Streifen. Sofort renne ich mit meinem Handy in Schlappen aus dem Häuschen. Es ist eiskalt, aber das ist nicht so wichtig. Tatsächlich entwickelt sich aus dem hellen Streifen ein grünlich leuchtender Streifen. Der wird dann immer intensiver, er liegt wie ein grüner Regenbogen über der Wiese, auf der unser Häuschen steht. Das ist eine richtig schöne Aurora Borealis! Wow.

Klaus bringt mir Jacke und Mütze und wir sehen uns das Schauspiel eine halbe Stunde lang an. Die Häuschennachbarn sind auch auf der Wiese und freuen sich über das tolle Polarlicht. Ständig verändert es seine Form, es werden mehrere Streifen, die sich dann in Schlangenlinien am Himmel entlang legen, dann wieder eher Kreisbögen bilden. Zum Schluss verblasst das grüne Licht, bis es schließlich ganz verschwindet. Wir sind begeistert! Mit so einer grandiosen Aurora Borealis hatten wir nicht gerechnet. Wir hatten einfach Glück zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein. Ich sehe immer mal wieder aus dem Fenster und entdecke etwas später ein weiteres Polarlicht, das allerdings nur schwach leuchtet und nach zehn Minuten wieder verschwindet. Wir scheinen einen gute Location für die Nacht erwischt zu haben. 

08.11.22: Reykjanes: Tanz auf dem Vulkan

Wir verlassen unser kleines Blockhäuschen und fahren in Richtung Reykjavik. Wir sehen noch einmal schneebedeckte Berge bevor wir durch eine eher karge Landschaft fahren. Am Grabrok Krater halten wir an und laufen die Treppen hoch, bis wir in den Krater sehen können. Er soll 3400 Jahre alt sein. Nebenan steht der kleine Bruder Litla Grabrok. Das ganze Gebiet drumherum besteht aus herumliegender Lava. Wir laufen oben am Kraterrand entlang und fliegen fast weg, weil es da oben extrem windig ist. Klaus muss seine Locken festhalten, damit sie nicht weggepustet werden. 

Weiter geht es durch einen Tunnel auf die andere Seite des Fjordes Hvalfjördur und weiter an Reykjavik vorbei bis zur Halbinsel Reykjanes. Dort gab es 2021 und 2022 bereits Vulkanausbrüche, bei denen Lava in die umliegende Landschaft floss. Diese Gebiete kann man nun erwandern und an den Lavafeldern vorbeilaufen. Zum größten Teil ist die Lava erloschen, aber an manchen Stellen dampft es noch ordentlich, so dass empfohlen wird keinesfalls auf die Lava zu treten. Bricht diese poröse Kruste, dann kommt man mit dem Fuß in bis zu 1200 Grad heiße Lava. Wir halten uns an die Empfehlung und laufen nur ein bisschen am Rand des Ausbruchsgebietes umher. Beeindruckend ist die Größe der Fläche, die von der Lava eingenommen wird.

Auch in diesem Jahr gab es bereits Eruptionen im selben Gebiet. Der Litli-Hrutur-Vulkan ist seit dem 10. Juli aktiv und spuckt Lava in ein Gebiet etwas nördlich von den beiden aus den vergangenen Jahren. Es gibt Wanderwege zum Kraterrand, aber es dauert ungefähr zweieinhalb Stunden bis man dort ist. Außerdem wird in Kürze ein erneuter Ausbruch erwartet und den wollen wir nicht während der Wanderung dorthin erleben. Ich mag es zwar gerne warm, aber mehr als 1000 Grad finde ich doch zuviel. Zwei unserer Freunde haben uns schon gewarnt, dass ein erneuter Ausbruch bevorsteht und man sich in Island bereits auf mögliche Evakuierungen vorbereitet. Wir bekommen von all dem hier nichts mit. Im Gegenteil. Auf dem Parkplatz zum Vulkanwanderweg gibt es Hinweistafeln, welcher Weg wie weit ist und woher man laufen kann. 

Wir verlassen das Vulkangebiet unbeschadet und fahren in unser schönes Apartment in Reykjavik. Es liegt im selben Haus wie in der letzten Woche, aber auf der gegenüberliegenden Flurseite. Daher ist nun alles spiegelverkehrt, aber ansonsten so gemütlich wie beim letzten Mal.

11.11.23: Zurück in Reykjavik: Die Erde bebt

Wir laufen erst einmal zur Wikingerskulptur an der Küstenstraße. Dort waren wir am ersten Tag unserer Islandreise noch gar nicht. Der Tag ist klar und wir haben wieder Glück mit dem Magnetismus am Himmel. Wir sehen verschiedene Polarlichter, die sich am Himmel bilden. Durch das Licht in der Stadt erscheinen sie nicht ganz so kräftig, aber sie sind gut zu erkennen. Die Leute um uns herum laufen wie Hans-Guck-In-Luft durch die Gegend, weil sie entweder ein Polarlicht erhoffen oder gerade eins zu sehen ist. Wir gehen weiter bis zum Konzerthaus und Kongresszentrum. Das Design des Hauses gefällt uns.

Am nächsten Morgen müssen wir den Dacia Duster wieder abgeben. Die Abgabestation ist am Flughafen in Reykjavik und nur zwei Kilometer von unserer Unterkunft entfernt. Nach der Abgabe spazieren wir zu Fuß zurück in die Stadt und laufen erst einmal zum Hafen. Die Hallgrimskirka und die Häuser liegen noch etwas im Dunklen. Am Hafen liegen Fischtrawler und ein Löschschiff im Wasser. Wir laufen bis zum Kunstwerk von Olöf Nordal, einem Grashügel mit einem kleinen Holzhäuschen obendrauf, das hier seit 2013 steht. Man kann den Hügel herauflaufen und hat eine schöne Rundumsicht über den Hafen mit dem Konzerthaus und Kongresszentrum. 

Ich linse mal durch die Holzstäbe dieses kleinen Häuschens und entdecke getrocknete Fische, aufgehängt an Schnüren. In der keimfreien, sauberen Luft des Nordens trocknen die Fische innerhalb weniger Wochen so weit aus, dass sie im Wind klappern. Der Fisch ist dann so hart, dass er nach alter Tradition vor dem Genuss mit einem Hammer oder einer Keule weichgeklopft werden muss. Ob diese Fische hier zum Kunstwerk gehören und schon seit zehn Jahren im Wind klappern oder noch gegessen werden, weiß ich nicht.

Wir gehen zurück in die Stadt, in der mittlerweile die Läden geöffnet haben. Ich finde eine Mütze im Nordlichtdesign, an der ich nicht vorbeilaufen kann. Wir spazieren in das eine oder andere Lädchen. Da unser Apartment mitten in der Stadt liegt, machen wir zu Hause eine Mittagspause mit belegten Broten. Das Preisniveau ist überall auf der Insel extrem hoch. Eine Pizza Margarita kostet 25 Euro, eine Dönertasche 19 Euro, kleine Pommes 6 Euro, ein Bier 10 Euro, in der Happy Hour „nur“ 8 Euro. 

Anschließend fahren wir mit einem Bus zur Sky Lagoon. Das ist ein geothermisches Bad, das direkt am Meer liegt. Nicht zu verwechseln mit der Blue Lagoon, die aufgrund von Erdbeben und Vulkanausbruchvorhersagen gestern geschlossen wurde. Wir sehen den Sonnenuntergang aus dem warmen Wasser heraus. Abends beobachten wir wieder Nordlichter von unserem Balkon aus. Noch einmal in die Kälte laufen, um eine bessere Stelle zu erwischen, möchten wir heute aber nicht.

Am letzten Tag unserer Islandreise laufen wir, nach einem kurzen Stop im Hard Rock Café, ein letztes Mal zum Kongressgebäude. Dieses Mal gehen wir rein und sehen uns das Gebäude von innen an. Das Design innen finden wir ebenfalls klasse. Da gerade keine Veranstaltung stattfindet, dürfen wir aber nicht alle Bereiche betreten. Klaus sieht sich jeden Stein und jedes Fenster einzeln an, ich laufe derweil zum Mützenladen und kaufe mir passende Handschuhe. 

Dann setzen wir uns eine Weile ins Hus mals og Menningar, einem Kaffeehaus mit Bar im Stile einer alten Bibliothek. Den Tipp haben wir von meiner Kollegin Gudrun bekommen, die auch schon mal hier war. Hier gibt es jeden Abend Livemusik. Aber auch tagsüber kann man hier prima sitzen. Weiter geht es rauf auf die Hallgrimskirka, von der aus man einen guten Blick auf Reykjavik hat.

Heute Abend wollen wir eigentlich irgendwo isländisch essen, aber da die Preise so gesalzen sind wie die Trockenfische, entscheiden wir uns dafür in unserem Apartment ein Resteessen zu veranstalten. Wir haben noch leckeren eingelegten Fisch und Tunfischpaste übrig und genügend Brot. Morgen früh um zwei, wenn wir uns zum Flughafen aufmachen müssen, möchten wir sicher noch keinen Fisch essen und wegwerfen möchten wir das leckere Zeug auch nicht. 

Beim Essen spüren wir zum ersten Mal ein Erdbeben, dass das Haus wackeln lässt. Es scheint nicht besonders stark zu sein und nach wenigen Sekunden ist es wieder vorbei. Ich recherchiere im Netz. Die Stärke wird mit 5,1 angegeben und das Epizentrum liegt ungefähr 50 Kilometer südöstlich von uns entfernt. Eben genau da, wo nun der Fagradalsfjall aktiv ist. Die Fluggesellschaft schreibt gegen Mitternacht, dass es aufgrund der vulkanischen Aktivitäten möglicherweise zu Verschiebungen des Abflugs kommen kann und man regelmäßig seine E-Mails lesen soll. Inzwischen wird Grindavik evakuiert. Das ist der kleine Ort in der Nähe des Vulkans, durch den wir vor drei Tagen noch gefahren sind. 

Die Behörden rufen einen Gefahrenstand aus. Vulkanforschende gehen davon aus, dass eine Eruption unmittelbar bevorstehen könnte und in den näxten Tagen oder Stunden erfolgen könnte. In den letzten Tagen gab es tausende Erbeben in Reykjanes  in verschiedenen Stärken. Kurz vor dem Ausbruch 2022 gab es ein ganz ähnliches Muster. Es kann aber auch sein, dass die Magma sich unterirdisch ausbreiten kann und keine Eruption erfolgt oder sie im Meer stattfindet. Man ist heute immer noch nicht in der Lage genauere Vorhersagen zu machen. 

Wir hoffen, dass der Vulkan sich noch einigermaßen ruhig verhält, bis wir hier weg sind. Die Straße zum Flughafen in Keflavik führt über Reykjanes und recht nah am Vulkangebiet vorbei. Während der Busfahrt spüre ich auch ein paar Mal leichte Erschütterungen. Bestimmt ist es die Straße, die nicht so glatt ist. Auch am Flughafen rumpelt es ab und an leicht, aber spürbar. Hoffentlich wird der Flug nicht plötzlich abgesagt und wir stecken hier tagelang oder, schlimmer noch, wochenlang fest. Der Flug startet zum Glück wie geplant um 06:20 Uhr und wir landen um 10:15 Uhr in Amsterdam. Schwein gehabt!

Fazit

Island ist die größte und aktivste Vulkaninsel der Welt. Wir durften viele spektakuläre Naturwunder erleben: Wasserfälle, Fjorde, Geysire, Vulkanberge, Eislagunen, Gletscher, Eishöhlen, Eisdiamanten am Strand, natürliche Thermalquellen und -bäder und mehrfach auch die faszinierenden grünen Polarlichter. In den wenigen Tagen, in denen wir hier waren, hatten wir viel Sonnenschein, aber auch Schnee und Eis. Das Wetter war sehr wechselhaft und oftmals unberechenbar. Die Straßen waren zum größten Teil einfach befahrbar, aber es gab auch schneebedeckte, vereiste und abenteuerliche Abschnitte. 

Island beeindruckt aber nicht nur durch seine großartige Natur. Die lediglich ca. 400.000 Einwohner haben ihr Land bestens organisiert. Es gibt zum Beispiel vier Flughäfen, eine top Infrastruktur, Digitalisierung auf hohem Niveau, Architektur zum Staunen, hochintelligente Energieerzeugung (mit beheizten Bürgersteigen!) und die heimische Herstellung diverser Bier- Schnaps- und Fischspezialitäten. Die Isländer sprechen gut Englisch, sind sehr freundlich und strahlen eine große Gelassenheit aus.

Island ist ein Land, das wir sehr gerne noch einmal bereisen möchten, denn es gibt noch vieles mehr zu entdecken und manches möchten wir gerne noch einmal sehen.