31.08.23: Porto (fast) alleine

Von Muxia aus fahre ich einen kleinen Umweg, um Patricia und Christian aus Finisterre mitzunehmen, da sie ebenfalls nach Porto fahren wollen. Ich freue mich über die Gesellschaft im Auto und sie kommen einfach und schnell nach Porto. Ich bleibe auf einem Campingplatz nördlich der Stadt stehen, auf dem ich die näxten drei Nächte verbringe. Mit Bus und Metro kann ich zwar nicht schnell, aber zumindest recht einfach in die Innenstadt von Porto kommen. Ich muss ja noch ein Outfitt für die anstehende Hochzeitsfeier an der Algarve besorgen. Das liegt mir etwas im Magen, denn ein Kleid, das mir gefällt, ist nicht so leicht aufzutreiben.

Nachdem ich den Bus für die näxten Nächte vorbereitet habe, mache ich mich mit dem Fahrrad auf in die große Fashion Outlet Mall Vila do Conde. Sie ist nur fünf Kilometer entfernt, aber der Weg ist eine Katastrophe. Fast ausschließlich holperiges Kopfsteinpflaster oder Sandwege mit spitzen Steinen. Ich werde total durchgeschüttelt, bestimmt bekomme ich eine Gehirnerschütterung. Mir graut schon vor dem Rückweg. Ein Kleid finde ich nicht, hat sich also nicht gelohnt, dorthin zu fahren. 

Am näxten Tag fahre ich mit Bus und Metro ins Zentrum von Porto. Das dauert eineinhalb Stunden. Aber der Bus fährt lange am Strand entlang und ich kann aufs Meer sehen. Beim Aufstieg aus der Metrostation sehe ich sofort die Capelas das Almas mit ihren Azulejos, den blauen Kacheln außen, die typisch für Portugal sind. Ich sehe mir auch die Markthalle Bolhão an. So eine sterile, langweilige Markthalle habe ich noch nie gesehen. Völlig ohne Charme und vermutlich deswegen auch fast menschenleer. Ich gehe weiter und sehe eine der berühmten alten Straßenbahnen, die immer noch durch die Straßen quietschen. 

Ich komme am Rathaus vorbei und in den Gärten, die zum Kristallpalast gehören, kann ich den Rio Douro sehen und von da aus auch die große Brücke Ponte Dom Luís I.. Dann gehe ich in mein 87. Hard Rock Café und frage die Frau an der Bar, wo man am besten ein Kleid für eine Hochzeitsfeier kaufen kann. Sie schickt mich zur Rua da Santa Catarina, einer langen Einkaufsstraße. Da gibt es zwar einige Läden und ich probiere auch etwas an, aber etwas Schönes finde ich nicht. Morgen ist ja auch noch ein Tag, dann muss ich eben weiter suchen.

Am näxten Tag fahre ich wieder mit Bus und Metro nach Porto, um nach einem Kleid zu suchen. Eine schreckliche Aufgabe für mich! Ich suche überall herum und lasse manchmal auch Verkäuferinnen für mich suchen. Schließlich finde ich ein rotes Kleid, dass mir super gut gefällt. Leider ist es zu groß, also muss ich weiter suchen. Neben den Klamottenläden gibt es immer wieder auch diese Bäckereien, aus denen es so herrlich duftet. Irgendwann kann ich einfach nicht mehr dran vorbeilaufen und kaufe zwei Pastéis de Nata. Das sind quasi kleine Nationalheiligtümer in Form von Blätterteigtörtchen mit einer Puddingcreme in der Mitte. Mmmmh, das ist mal viel besser als nach einem Kleid zu suchen. Ich fahre zurück zum Campingplatz, genug für heute mit der Kleidersucherei.

03.09.23: Porto mit Klaus und Remy

Ich verlasse den Campingplatz nördlich von Porto und fahre zu einem Platz südlich der Stadt. Unterwegs halte ich an einer Mall, um nach einem Kleid zu sehen. Ich finde eine knatschgelbe Hose und nehme sie mir. Vielleicht finde ich ein passendes Oberteil dazu, das würde ja auch gehen. Dann geht es endlich zum neuen Campingplatz. Der hat den Vorteil, dass er viel näher an Porto liegt und ich nur eine halbe Stunde mit dem Bus bis zur großen Brücke benötige. Von da aus kann ich dann zu Fuß über die schöne Brücke laufen und bin schnell mitten im Zentrum.

Heute kommt Klaus und ich bin nicht mehr alleine, sofern man überhaupt behaupten kann, dass ich alleine war. Eigentlich war ich nur wenige Tage wirklich ganz alleine. Das Flugzeug hat eine Stunde Verspätung, aber um kurz nach sieben steigt Klaus aus der Metro und wir sehen uns nach sechs Wochen endlich wieder. Wir fahren mit einem Bolt-Taxi direkt rüber auf die andere Flussseite, auf der auch der Campingplatz liegt. Am Flussufer gibt es Fischrestaurants, die draußen frische Sardinien und anderes Meeresgetier grillen und dann sofort auf die Teller der Gäste legen. Es schmeckt super und wir freuen uns, wieder zusammen zu sein.

Am näxten Morgen fahren wir mit dem Bus zur Brücke und gehen rüber in die Altstadt. Da es regnet, flüchten wir für ein kleines Frühstück ins schönste Café Portos, Café Majestic. Hier schrieb Joanne K. Rowling die ersten Kapitel ihres ersten Harry-Potter-Buches. Vom langen Turm der Igreja dos Cérigoshaben wir einen sehr schönen Rundumblick auf Porto, das mittlerweile wieder im Sonnenlicht strahlt. Im Kirchensaal lauschen wir einem Orgelkonzert. 

Anschließend lassen wir uns treiben und machen eine Bierpause im Hard Rock Café. Augusto, der Barkeeper erkennt mich sofort und sagt auf Deutsch: „Wie geht es dir?“. Seine Oma lebt in Ulm, aber er kann nur wenige Sätze Deutsch sprechen. Wir laufen weiter bis zur Endstation der alten Eléctrico, einer historischen Straßenbahn, die hier am Rio Douro entlang rattert und fahren zurück in die Altstadt. Dort suchen wir nach einem netten Restaurant für morgen Abend, denn wir haben Remy zum Dinner eingeladen, der auch hier in Porto ist. Wir finden eine schöne Tapasbar, probieren direkt ein paar Häppchen und reservieren einen Tisch für den Restaurantbereich.

Am letzten Tag in Porto sehen wir uns zuerst den Palácio da Bolsa an, den Börsenpalast, der auf den Resten eines zerstörten Klosters errichtet wurde und tatsächlich ehemals als Börse genutzt wurde. Anschließend laufen wir durch die Altstadt und besuchen die Sandeman Portwein-Kellerei. Nach drei Portwein schaukeln wir noch einmal zur Igreja dos Cérigos, um da eine Lightshow zu sehen, die in der Kirche stattfindet. Das ist mit der entsprechenden Musikuntermalung wirklich ein Erlebnis. 

Anschließend geht es mit Remy zum Abendessen und wir verbringen einen wunderbaren Abend zu dritt, bevor wir uns für lange Zeit von ihm verabschieden müssen. Aber wir werden uns sicher wiedersehen!

05.09.23: Coimbra und Figueira da Foz

Wir verlassen heute Porto und fahren durch den Regen zuerst bis Coimbra. Da gibt es eine alte Forschungsuniversität, die älteste in Portugal und eine der ältesten weltweit. Wir gehen hoch auf den Turm und erhalten einen schönen Überblick über Coimbra. Bis in die Bibliothek und die Kapelle schaffen wir es leider nicht, weil der Ticketverkäufer uns nur ein spätes Zeitfenster am Nachmittag geben kann. Daher verzichten wir auf den Besuch und fahren nach einem kurzen, aber erfolgreichen, Zwischenstopp in einem Einkaufzentrum weiter zur Küste nach Figueira da Foz,

Dort angekommen können wir für vier Euro auf einem Parkplatz bis zum näxten Morgen bleiben und finden einen guten Stellplatz mit Meerblick. Es regnet immer noch und der Ort selbst ist ziemlich tot, die meisten Restaurants haben geschlossen und am Strand gibt es nur sehr wenige Besucher. Es wirkt so, als ob das Saisonende bereits eingeläutet wurde. Architektonische Highlights finden wir auch nicht gerade vor. Nach einem Spaziergang durch den Ort und am Strand entlang, setzen wir uns in den Bus und planen die weitere Reise.

Am näxten Morgen scheint die Sonne wieder und wir können draußen frühstücken. Die roten Brötchen aus Coimbra schmecken wunderbar!

06.09.23: Nazaré und Peniche

Wir fahren weiter nach Süden, um in Nazaré den berühmten Surfstrand an der Costa de Prata, der Silberküste Portugals, anzusehen. Hier finden im Winter Surfwettbewerbe statt, die Surfer aus aller Welt anziehen. Dann gibt es hier die sogenannten Monsterwellen, die bis zu zwanzig oder dreißig Meter hoch sind und auf denen nur echte Big-Wave-Surfer reiten können. Manche surfen auch durch den Tunnel, der sich innerhalb der Welle bildet. Das schaffen nur wenige Extremsurfer! Heute sind keine Surfer da, aber der Strand beeindruckt uns trotzdem durch seine Größe und die (für unsere Augen) hohen Wellen, die sich hier ohne Unterlass bilden. 

Tief im Meer existiert außerdem ein großer Canyon, der zum Strand und zum Felsen hin schmaler wird. Wenn das Wasser am Ende des Canyons angekommen ist, dann bleibt nur der Weg nach oben und die Wassermassen spritzen aus dem Meer heraus an den Felsen. Das ist ein großartiges Schauspiel, das man stundenlang beobachten könnte. Oben auf dem Felsen befindet sich eine kleine Festung und ein Leuchtturm. Wir wandern hoch auf den Berg und sehen dann von oben, wie sich die Wellen formieren. Ein Geländer gibt es nicht, nur ein Warnschild. Im kleinen Museum sind verschiedene Surfbretter von bekannten Big-Wave-Surfern ausgestellt. 

Wir fahren durch den Ort Nazaré und kommen tatsächlich an einem Aldi vorbei. Da freut sich der Mann und natürlich lassen wir uns dieses außergewöhnliche Einkaufserlebnis in Portugal nicht entgehen.

Unseren näxten Schlafplatz wollen wir im Fischerstädtchen Peniche finden, das auf einer Halbinsel liegt und ebenso wie Nazaré im Herbst Schauplatz der World Surf League-Wettbewerbe ist. Wir laufen erst einmal am langen Strand entlang und sehen viele Surfanfänger im Wasser, die versuchen die richtige Welle zu erwischen, um auf das Surfboard zu springen und so lange wie möglich auf dem Wasser zu reiten. Das sieht klasse aus. Weiter geht es mit dem Bus bis rauf zum Leuchtturm. Wir bleiben an einigen Stellen stehen und sehen uns die bizarren Felsformationen an sowie die Wellen und die Brandung. Hier darf man überall herumklettern und laufen. Es gibt keine Verbotsschilder, Zäune oder Geländer. Aufpassen muss man schon selbst, dass man nicht ins Meer herunterfällt. It‘s my life!

Am Abend gehen wir auf eine kleine Halbinsel und sehen den Brandungsfischern beim Angeln zu. Sie stehen oben auf dem ca. zwanzig Meter hohen Felsen und warten auf den Fang von Plattfischen. Tatsächlich beißt einer an, als wir gerade auf dem Felsen stehen. Ich sehe in die Tasche des Anglers und entdecke viele kleine Doraden, die er gefangen hat. Dann gehen wir zurück zum Bus, den wir in der Nähe des langen Surfstrandes geparkt haben, Meerblick inklusive.

07.09.23: Cabo da Roca, Sintra und Cascais

Wir verlassen den schönen Stellplatz unter der Palme in Pinche und fahren zum westlichsten Punkt des europäischen Festlandes zum Cabo da Roca. Wir sind dort bei weitem nicht die einzigen. Ganze Busladungen von Touristen strömen hierher. Die Aussicht am Leuchtturm von der Steilküste herunter ins Wasser ist wirklich sehr sehenswert. Die Felsen, die aus dem Wasser herausragen, trotzen der Brandung und  bieten ein imposantes Schauspiel.

Weiter geht es nach Sintra zum Palácio Nacional da Pena, der in den Reiseführer als eines der sehenswertesten Highlights in Portugal beschrieben wird. Auch hierhin werden ganze Reisebusse mit Neugierigen kutschiert. Wir parken den Bus unten am Berg, denn auf der engen Zufahrtsstraße nach oben staut es sich bereits. Daher laufen wir auf einem schönen Waldweg die vier Kilometer bergauf. Oben angekommen sehen wir endlich das vielfach angepriesene Schmuckstück. Es erinnert mich sofort an Neuschwanstein, allerdings ist es ziemlich schmuddelig von außen. Wir müssen uns hinter einer langen Schlange einreihen, um ins Innere des Palastes zu gelangen. Zwei Stunden dauert diese Polonäse bis wir endlich wieder raus dürfen. Der Weg nach unten durch den Wald ist dann sehr erholsam. 

Es geht nun zur letzten Station für heute, nach Cascais. Das ist ebenfalls in jedem Reiseführer zu finden, daher sind wir nun skeptisch. Direkt am Meer finden wir einen Umsonstparkplatz für die Nacht in der Nähe der Boca do Inferno, dem Höllenschlund. Der besteht aus Grotten, Felsspalten und einmaligen Felsformationen, die durch Erosion gebildet wurden. Auf einem der Felsen wohnt offenbar eine Vogelkolonie.

Die Stadt ist auch fußläufig zu erreichen und richtig quirlig und nett mit vielen Restaurants und Läden, einem Markt und einer Marina. Damit hatten wir gar nicht gerechnet. Wir essen heute mal wieder im Restaurant Zur Roten Kirsche. Es gibt firsches Baguette mit diversen leckeren Belägen und dazu portugiesischen Wein, den der Mann in seinem Lieblingssupermarkt erstanden hat.

Am näxten Morgen fahren wir an der Küste entlang zum Torre de Belém, der nächsten vielgepriesenen Sehenswürdigkeit. Dieser Turm hat im Jahr 1755 das große Erdbeben von Lissabon überstanden. Heute soll es mit einem Foto gut sein. Keinesfalls stellen wir uns in eine Schlange und lassen uns durch das Innere des Turms schieben. Wir fahren lieber weiter auf unseren Campingplatz in Lissabon!

10.09.23: Lissabon

Der Campingplatz in Lissabon liegt zwar nicht direkt in der Stadt, aber mit einem Bus, der fast direkt vor der Tür hält, sind wir in 40 Minuten mitten im Zentrum von Lissabon. Dort gehen wir am ersten Tag erst einmal ohne festen Plan los und sehen uns um. Wir laufen durch die Pinkstreet zum Terreiro do Paco, also den Palastplatz, der direkt am Tejo, dem längsten Fluss der iberischen Halbinsel, liegt. Von da aus geht es hoch zum  Castelo de Sāo Jorge. Der Eintritt, in die bestimmt ganz wunderbare Festung, kostet 15 Euro pro Nase. 

Da müssen wir nicht lange überlegen, drehen uns um und gehen in die Touristeninformation, die dort ist. Wir fragen nach einem schönen Aussichtspunkt über Lissabon, denn wir befinden uns ziemlich weit oben. Wir bekommen zwei schöne Aussichtsplätze genannt und einen Stadtplan dazu. Von Miradoro Portas do Sol und Miradoro St. Luzia haben wir dann tatsächlich eine schöne Aussicht auf die Häuser bis hin zum Fluss. 

Am näxten Tag steigen wir an der LXFactory aus, einem alten Fabrikgelände, dass durch Restaurants, Cafés, Street Art sowie Läden mit Kunst und Kitsch wiederbelebt wurde. Von der Dachterrasse des Hostels haben wir eine grandiose Aussicht auf die Gebäude und die große Hängebrücke Ponte 25 de Abril über den Tejo. Sie erinnert stark an die Golden Gate Bridge und verbindet Lissabon im Norden mit Almada im Süden.

Wir laufen weiter zur Basilika da Estrela und geraten in eine Hochzeitszeremonie. Wir dürfen beobachten, wie die Hochzeitsgäste, der Bräutigam mit seiner Mutter, sowie die Braut mit ihrem Vater durch die Kirche schreiten. Ein kleines Orchester spielt passende Hochzeitsmusik dazu. Bevor die Messe startet, verlassen wir die Kirche und gehen auf den Kirchturm und das Dach der Basilika. Innen gibt es einen Rundgang, von dem aus wir nochmals die Hochzeitsfeierlichkeiten sehen können.

Dann fahren wir erst einmal mit einer alten Straßenbahn, die jeder von Lissabon kennt. Genau wie in Porto rattert sie durch engen Straßen und fährt auch bergab ganz schön schnell. Es gibt extrem steile Teilstücke auf denen die Straßenbahn mit einer Rampe in die Waagerechte gebracht wird, sonst könnte man nicht drin sitzen. Wir steigen aus, um zum Fahrstuhl Elevador de Santa Justa zu gehen, der die Oberstadt mit der Unterstadt verbindet. Er ist 45 Meter hoch und von oben bietet sich auch eine schöne Aussicht auf die Stadt. Als wir oben am Eingang anstehen, kommt allerdings gar kein Fahrstuhl. Also laufen wir zu Fuß den Berg herunter. 

In der Unterstadt gibt es viele Geschäfte und ich brauche ja auch noch ein paar passende Schuhe für die Hochzeitsfeier. Das gestaltet sich allerdings nicht nur deshalb so schwierig, weil mir die meisten Schuhe nicht gefallen, sondern auch, weil es gar keine Hochzeitsfeierschuhe für Frauen in der Größe 42 gibt. Die Verkäuferinnen schütteln den Kopf, wenn ich nach meiner Größe frage und sagen, dass die Schuhe nur bis Größe 41 hergestellt werden. Vielleicht sollte ich einfach ein paar schöne Flip Flops kaufen, bei denen die Zehen ein bisschen vorstehen? Oder ich wasche einfach die Caminoschuhe, die passen mir ja und bequem sind sie auch. Schöne Crocs habe ich auch noch dabei. Ich habe ja noch ein paar Tage Zeit…

In der Nacht regnet es heftig und es prasselt ordentlich laut aufs Busdach. Auch am Morgen ist es abwechselnd nass und trocken. Daher ist heute Waschtag bevor wir uns wieder auf den Weg in die Stadt machen. Mittags scheint die Sonne bereits wieder und wir fahren bis zum Parque das Naçōes, dem Park der Nationen. Er wurde 1998 zur Expo eingeweiht. Es gibt eine Gondelbahn, die über mehr als einem Kilometer am Tejo entlang fährt. Aus dreißig Metern Höhe haben wir einen spektakulären Ausblick auf den Parque das Naçōes, die umliegenden Gebäude und die Brücke Vasco da Gama, die mit siebzehn Kilometern zweitlängste Brücke Europas. 

An der Ausstiegsstation befindet sich der Torre Vasco da Gama, der 145 Meter hoch ist und an ein Hotel angrenzt. Wir dürfen auf die Aussichtsplattform fahren, von der man nochmals einen schönen Blick auf die Brücke hat. Wieder unten laufen wir über Stege bis ganz nah an die Brücke heran, bevor wir den Rückweg antreten. Es gibt hier auch eine große Shopping Mall. Oh je, mir fallen wieder die Schuhe ein, die ich noch nicht gekauft habe. Also rein ins Vergnügen. Ich finde tatsächlich ein paar Schuhe, natürlich Herrenschuhe, in meiner Größe, die passen und als Notlösung taugen. Die sind nicht schick, passen aber zum restlichen Outfit und ich nehme sie mit, bevor ich doch noch auf das Schuhangebot im Bus zurückgreifen muss. Außerdem ist dieses leidige Thema damit endlich vom Tisch. Puhh, geschafft. Zu unserem 24. Hochzeitstag gehen wir heute Abend noch einmal in die coole LXFactory und essen da in einem der vielen Restaurants.

Heute ist unser letzter Tag in Lissabon. Es regnet immer mal wieder, aber zwischendurch ist es auch wieder trocken. Wir schlendern durch die Altstadt und laufen an einem kleinen Laden vorbei, vor dem zwei Stehtische stehen und jede Menge Leute drumherum. Da muss es etwas Besonderes geben. Drinnen schenkt ein alter Mann Ginja rasendschnell in kleine Schnapsgläschen ein. Ginja oder auch Ginjinha ist ein Kirschlikör, der zwei Monate lang reift. Der Mann ist so geschickt beim Einschenken, dass immer genau eine Kirsche im Schnapsglas landet. Es schmeckt super und ich beobachte den Mann gerne beim Einschenken. 

Und dann ist da noch der Mann, der am Strand den Papst aus Steinen baut und anschließend im Supermarkt auf Knien seinen kleinen rosafarbenen Ruxsack füllt, weil die Warenablage an der Selbstbedienungskasse zu tief liegt und es keinen Platz zum Einräumen gibt. Wie schaffen das bloß alle anderen Kunden?

12.09.23: Algarve: Vom Südwestzipfel nach Lagos

Von Lissabon bis zur Algarve benötigen wir dreieinhalb Stunden. Die Sonne beschert uns einen schönen Fototag und wir stoppen zuerst an der letzten Bratwurst vor Amerika am Cabo do São Vicente, dem südwestlichsten Zipfel Portugals. Dort beginnt die Algarve und wir sehen die schroffen Felsen und die Steilküste, die aus verschiedenen Perspektiven immer wieder ganz anders aussieht, weil die Felsen andere Formationen bilden. Dazu kommt das türkis-blaue Wasser, wie es schöner nicht sein könnte. Weiter geht es nach Sagres und zum Ponta da Piedade. Dort reiht sich eine Bucht an die näxte und man kann über kilometerlange Holzstege von einer Bucht zur näxten laufen und die schönen Aussichten genießen. 

Dann fahren wir weiter in Richtung Osten und finden über die App Park4Night einen schönen Parkplatz am Meer. Mit etwas Glück bekommen wir einen freien Platz, als gerade jemand ausparkt. Das Parken kostet 3,70 Euro und wir dürfen bis zum näxten Morgen um 09:17 Uhr stehen bleiben. Da es kein Wohnmobilstellplatz ist, lassen wir das Dach zu und schlafen beide unten. Erst am näxten Morgen merken wir, welch schönen Platz wir da ergattert haben. Unterhalb des Parkplatzes befinden sich vier wunderschöne Strände, die durch kleine Gänge miteinander verbunden sind. Und früh morgens laufen auch fast keine anderen Menschen dort herum.

Nachdem wir ein paar Fotos gemacht haben, frühstücken wir im Bus. Dann parkt ein anderer Bus neben uns ein. Zwei Männer verlassen den Wagen und gehen weg. Nach ein paar Minuten kommen sie zurück und einer der beiden fragt, ob wir mit etwas Draht aushelfen können, weil er seinen Autoschlüssel im Wagen liegengelassen hat. Draht haben wir tatsächlich nicht an Bord, dafür habe ich eine gute Idee. Wir haben starke Magnete mit Haken im Bus. Klaus spendiert einen Spanngurt und eins, zwei, drei habe ich eine Angel gebastelt. Mit einer Gabel als Distanzhalter fische ich den auf dem Beifahrersitz liegenden Schlüssel aus dem Bus und die beiden freuen sich. 

13.09.23: Algarve: Strandsuche in Ferragudo und Bootsfahrt in Benagil

Nun geht es auf Strandsuche! Klaus war vor dreiundvierzig Jahren schon einmal mit Freunden an der Algarve und kann sich nur noch dunkel an einen bestimmten Strand erinnern, der in Ferragudo gewesen sein soll. Wir fahren alle Strände ab, aber Klaus‘ Erinnerungsvermögen an diesen Strand ist etwas löchrig. Mit der Unterstützung von Britta, die damals mit hier war, kann Klaus einen Strand ausmachen, der zumindest ähnliche Steinstrukturen aufweist. Britta schickt ein altes Foto von früher, auf dem ein großer Fels im Wasser zu sehen ist. Nach einem Vergleich der Fotos von heute und dem von früher, lässt sich der Strand eindeutig als der von früher zuordnen. Wie schön, wir haben ihn gefunden! Klaus freut sich, aber er sieht auch, dass sich der Zugang zum Strand deutlich verändert hat. Die Felsen sind teilweise nicht mehr vollständig erhalten im Vergleich zu früher.

Dann fahren wir auf einen Nachtparkplatz. Kein Meerblick, sondern ein Schotterplatz, der zu einem Restaurant gehört. Es gibt eine kalte Außendusche an einem Container, also quasi keine Dusche und kein Klo. Dafür stehen wir für fünf Euro sicher eingezäunt und ganz nah zu unserem Ziel am näxten Morgen. Zur Feier des wiedergefundenen Strandes wird heute die Busküche Zur roten Kirschegeöffnet und Pulpo á feira mit Pimientos de Padrón zubereitet. Auf der Schotterterrasse lassen wir es uns schmecken. Mmmmhh.

Am näxten Morgen fahren wir mit einem Boot vom Praia de Benagil aus an der Steilküste entlang. Der ursprüngliche Plan mit einem Kajak zu fahren, muss leider ins Wasser fallen, da die Regierung jegliche Kajaktouren aus Sicherheitsgründen vor einer Woche verboten hat. Das Boot hat den Vorteil, dass es mit 80 PS sehr schnell ist, aber so klein, dass es in die Höhlen hineinfahren kann und wir auch in sehr viele Höhlen kommen. Der Guide an Bord erzählt etwas zur Entstehung der Höhlen, wir lernen die Krokodilshöhle kennen, wissen nun, was ein Geisterstrand ist und sehen Felsformationen wir King Kong oder Die große Nase kennen. Anschließend wandern wir hoch auf die Klippen und sehen von oben in eine der Höhlen, in der wir eben noch mit dem Boot waren. 

14.09.23: Faro und die Wedding Preparty

Wir fahren weiter an der Algarve entlang und nähern uns der geplanten Hochzeitsfeier. Erst einmal sehen wir uns aber die beiden kleinen Städte Quarteira und Albufeira an, die beide lange Strände haben und fast ausschließlich weiße Häuser. Das Angebot an Restaurants und Läden zum Bummeln ist groß, in der Hochsaison sind vermutlich sehr viele Urlauber hier. Jetzt ist es nicht zu voll und angenehm zum Herumlaufen. Am Strand ist es schön bunt voller Sonnenschirme und Badesachen und es ist genügend Platz für sonnenhungrige Strandlieger oder Wasserratten. Die schönen Felsen im und am Wasser gibt es hier allerdings kaum noch.

Am näxten Tag fahren wir nach Faro und sehen uns in der Altstadt um. Klaus möchte unbedingt in die barocke Kirche Igreja do Carmo. Die Besonderheit ist die Capela Dos Ossos, also die Knochenkapelle, die sich auf der Rückseite der Kirche befindet. Sie ist die letzte Ruhestätte für mehr als tausend Skelette. Die Knochen zieren jede erdenkliche Oberfläche. Die Skelette werden hier nicht nur aufbewahrt, sondern bilden die Verzierung der Kapelle mit bizarren geometrischen Mustern aus Knochen und Schädeln. Die Überreste wurden 1816 exhumiert, da der Friedhof in Faro überfüllt war. Alle Knochen stammen von Mönchen des Karmeliterordens, die zu ihren Lebzeiten in der Carmo-Kirche ihren Dienst verrichtet hatten. Nun starren sie von sämtlichen Oberflächen in der Kapelle die Besucher an. Capela Dos Ossos ist wahrlich eine sehr merkwürdige Attraktion in Faro.

Ansonsten gibt es eine schöne kleine Altstadt. Einen Strand gibt es zwar auch, aber der liegt etwas weiter im Meer und daneben befindet sich direkt der Flughafen. Zum Strand kommt man mit Taxibooten. Wir sitzen nicht lange in einem der Restaurants und einige Flugzeuge fliegen genau über unsere Köpfe, dazu ist es ganz schön laut. Nicht gerade ein Ort zum Entspannen. Wir fahren zurück zum Campingplatz. 

Nach einer kurzen Pause fahren wir mit einem Taxi zur Wedding Preparty in ein Restaurant in Quarteira. Heute dürfen wir zum Glück noch im Räuberlook erscheinen. Dort treffen wir natürlich auf das Brautpaar, Emily und Andrew, und viele der, mit wenigen Ausnahmen, britischen Gäste. Wir sprechen mit Piloten, die früher, ebenso wie Emily und Andrew, auch in Berlin stationiert waren und nach dem Covid-Lockdown nach Faro gewechselt sind. Wir lernen einige Familienmitglieder kennen, Flugbegleiter und weitere Freunde. Es macht wieder viel Spaß Englisch zu sprechen und neue Menschen kennenzulernen. Nun sind wir sehr gespannt auf die Hochzeitsfeier des englisch-schottischen Paares.

16.09.23: Hochzeitsfeier in Agostos

Bevor wir am Nachmittag zu den Hochzeitsfeierlichkeiten nach Agostos fahren, bereiten wir unsere, naja, zumindest halbwegs, schicken Klamotten vor. Auf dem Campingplatz gibt es tatsächlich ein einigermaßen taugliches Bügeleisen. Mit den ordentlich gefalteten Sachen geht es mit dem Bus zum Ort der Feierlichkeiten. Dort dürfen wir auf einem Parkplatz bis zum näxten Morgen stehen. Wir kleiden uns daher erst an, als der Bus die Nachtposition eingenommen hat. So können wir direkt an der Partylocation ins Bett fallen und uns morgens auf die Weiterreise begeben.

Os Agostos ist ein historischer Landsitz, der sich in Familienbesitz befindet und einen sehr schönen Garten sowie Häuser in altem Gemäuer besitzt. Der Garten, den zuerst betreten, ist für die Hochzeitszeremonie sehr stilvoll dekoriert. Wir nehmen Platz und sitzen neben einer Frau, die sich mit Liz bei uns vorstellt. Sie ist die Großmutter der Braut und sieht noch gar nicht so alt aus. Später erfahren wir, dass Liz vierundneunzig Jahre alt ist. Einen Stock oder gar Rolator benötigt sie nicht. Später sehen wir Liz sogar auf der Tanzfläche wieder.

Dann kommen Andrew, die Brautjungfern, die Mutter der Braut und weitere Verwandte und nehmen Platz bis endlich Emily in ihrem weißen Brautkleid erscheint.  Sie strahlt genauso wie die Sonne, die den Garten heute in ein wunderbares Licht taucht. Andrea aus Italien, ein Freund von Andrew, leitet die Zeremonie und findet passende Worte. Nach dem Ringtausch und natürlich dem Kuss bekommen wir Getränke und Canapés gereicht. Wir unterhalten uns mit Gästen aus England, Schottland, den Niederlanden und Spanien bis wir zum wedding breakfast gebeten werden. 

Das wedding breakfast ist nicht etwa ein Frühstück, sondern ein Essen nach einer Trauung, unabhängig von der Tageszeit. An unserem Tisch sitzen Luka und Luzie, die zusammen in Lyon wohnen und beide Piloten sind. Sie kommen aus Frankreich und den Niederlanden. Dann sitzen da noch Robbie, ebenfalls Pilot und Laura, Lehrerin, die beide aus Schottland kommen. Wir unterhalten uns und es ist interessant die unterschiedlichen Sichtweisen zu ganz verschiedenen Themen kennenzulernen. Das Essen sieht nicht nur grandios aus, es schmeckt auch ganz fantastisch.

Nach dem Essen wird natürlich die mehrstöckige Hochzeitstorte angeschnitten, dann wechseln wir die Räumlichkeit und gehen in ein Gewölbe, in dem eine dreiköpfige schottische Band traditionelle schottische Folkmusik spielt. Sie leiten die Gruppentänze an, die nun folgen. Wir sind zum Glück nicht die einzigen Gäste, die  diese Schritte nicht beherrschen. Trotzdem tanzen sehr viele mit und es macht einfach nur Spaß. Als die Band gegen Mitternacht einpackt, kommt ein DJ, der Popsongs hauptsächlich aus den achtziger Jahren spielt. Immer wieder dabei sind auch Songs von Abba, denn insbesondere Emily ist ein Fan von ABBA.

Die Hochzeitsfeier ist wirklich grandios. Das Ambiente stimmt, das Wetter und die Stimmung sind fantastisch und wir lernen sehr nette Leute mit interessanten Biographien kennen. Die Party endet viel zu früh, aber wir fallen glücklich ins Busbett und das Hochzeitspaar hatte eine traumhafte Hochzeit! Besser geht‘s nicht!