06.04.24: Ein sonniger Samstag in London

Anne ist meine Schwägerin und Petra ist die Frau eines Vetters von Klaus. Wir sehen uns jedes Jahr am zweiten Weihnachtstag zum Waffelessen bei Anne. Ansonsten treffen wir uns nur gelegentlich. Im letzten Mai waren wir zusammen auf einer Geburtstagsfeier eines anderen Vetters. Auf dieser Feier haben Petra und ich festgestellt, dass Petra noch nie in London war. Petra hat Japanologie studiert, hat mehrere Monate in Japan gelebt, war aber bisher nicht in London. Das fand ich unglaublich, liegt London doch quasi ums Eck und der Flug von Dortmund dauert nur eine Stunde. Da hab ich mich doch glatt mal als Begleitung angeboten. Als Anne dann beim traditionellen Waffelessen von unserem Plan erfuhr, haben wir direkt einen gemeinsamen Termin gefunden und kurzfristig eine Unterkunft und einen Flug ab Dortmund gebucht.

Nun sitzen wir im Flugzeug und freuen uns auf die Tage in einer der coolsten Städte der Welt. Mit dem Stansted Express geht es zur Liverpool Street Station und erst einmal in die Hamilton Hall. Die wird leider gerade renoviert und von der schönen Stuckdecke ist nur wenig zu sehen. Daher nehmen wir ein erstes Erfrischungsgetränk im gegenüberliegenden Pub. Das lokale Camden Hells schmeckt uns und wir können durchs Fenster den Leuten auf der Straße zusehen. Anschließend laufen wir zum Hotel und checken ein. Dann geht es erst einmal zum Tower und rüber über die Towerbridge zur Südseite der Themse. Da laufen wir am Wasser entlang bis zur London Bridge und wechseln wieder rüber auf die Nordseite. Ganz in der Nähe der Brücke steht The Monument, eine 61 Meter hohe Säule, auf die man über 311 Stufen hinauf auf die Plattform ganz oben gehen kann. Anne und ich rennen die Stufen hoch, da wir die letzen sind, die eingelassen werden, weil die Säule gleich schließt. Wir schaffen es bis oben und haben einen schönen Rundumblick auf die Themse, das Walkie Talkie-Gebäude, The Shard und die St. Pauls Cathedral. Petra wartet unten auf uns. Als wir die Säule wieder verlassen wollen, bekommen wir noch ein Zertifikat für diese grandiose Turmbesteigung überreicht und freuen uns.

Anschließend laufen wir zur St. Pauls Cathedral, die aber schon geschlossen hat und dann weiter zur Brick Lane. Da gibt es viele kleine Restaurants mit leckeren Gerichten aus Indien, Japan, Georgien, Korea und so weiter. Wir entscheiden uns für ein kleines arabisches Restaurant, das von außen ganz nett aussieht und dessen Speisekarte sich ebenso gut liest. Drinnen liegen auf den Tischen schöne rote Hüte, die wir aufsetzen dürfen und der Kellner ist auch sehr nett. Wir bestellen etwas zu essen und merken erst jetzt die grauenhafte Musik, die zudem noch viel zu laut aus dem Lautsprecher direkt hinter uns schallt. Macht nix, das Essen schmeckt und kurz nach Sonnenuntergang überlassen wir das Restaurant dann lieber den hungrigen Moslems, die wegen des Ramadans erst jetzt essen dürfen. Auf dem Heimweg zum Hotel kehren wir noch hier und da in coole Pubs ein und enden dann in der Hotelbar. Das war schon mal ein schöner Start unserer Londontour.

07.04.24: Buckingham Palace und Camden Market

Nach dem Frühstück fahren wir mit der U-Bahn zum Buckingham-Palast. Das Wetter ist prima, die Sonne scheint. Es ist zwar wolkig, aber auch windig, immerhin recht warm. Auf dem Weg von der U-Bahn-Station durch den St. James‘s-Park sehen wir die Victoria-Statue schon von weitem in der Sonne leuchten. Am Palast angekommen steht die Wache wie erwartet an ihrem Platz! Leider steht davor ein Schild, dass der Wachwechsel heute nicht stattfindet Schade.

Daraufhin wandern wir durch den Green-Park zum Hard Rock Café, das aber noch geschlossen hat. Also geht es weiter zu Fuß zum Piccadilly Circus. Auf dem Weg dahin sehen wir an der Royal Academy of Arts eine große Kunstinstallation, bei der mehrere Leute um einen großen Tisch herumsitzen und gemeinsam ein Essen zu sich nehmen. Wir sind neugierig und sehen uns diese Skulptur genauer an und finden die schwarz-goldenen Figuren einfach klasse.

Anschließend laufen wir weiter und gehen ins Waxy O‘Connors, einem Pub, in dem ein echter Baum steht und in dem das Interieur aus religiösen Elementen wie einem Beichtstuhl, Kirchenbänken usw. besteht. Das finden wir hoch interessant. Die Pissoirs im Herrenklo sind einfache Blecheimer und auch sehr sehenswert.

Anschließend fahren wir mit der U-Bahn nach Camden Town. Das ist ein riesiges Gebiet von Marktständen mit einem unglaublich großen Angebot an nützlichen und völlig unnützen Dingen und Fressbuden an allen Ecken. Im Cyberdog probieren wir grelle Perücken auf und schlendern dann weiter durch die Gänge und lassen uns einfach treiben bis wir im Coyote Ugly landen. Dort ist Partystimmung und es tanzen Tänzerinnen auf dem Tresen. Wir bestellen ein Bier und freuen uns darüber diese coole Bude gefunden zu haben.

Zum Abendessen wollen wir in das georgische Restaurant auf der Brick Lane, das gestern keinen Platz mehr für uns hatte. Ich bestelle online einen Tisch und um halb acht sitzen wir im Restaurant. Ich freue mich auf Katchapuri, das ich schon aus Georgien kenne. Der Besitzer empfiehlt uns einen Saperavi-Wein, der sehr gut schmeckt. Ich erinnere mich an meine Georgientour im Oktober und fühle mich sehr wohl in diesem Restaurant. Einer der Besitzer ist in Deutschland aufgewachsen und ich unterhalte mich mit ihm über meine Erfahrungen in Georgien und er freut sich, dass mir sein Land gut gefällt. 

Wir gehen zurück ins Hotel und planen den morgigen Tag bevor wir müde ins Bett fallen.

08.04.24: Drei Engel für Charlie

Wir fahren noch einmal zum Buckingham Palace und hoffen, dass die heutige Wachablösung tatsächlich stattfindet. Sie findet statt, das erkennt man bereits an den Heerscharen von Leuten auf dem Weg zum Palast und am starken Polizeiaufgebot rund um den Palast. Wir stellen uns in der Nähe des Haupteingangstores auf und warten auf die Bärenfellmützen, die um viertel vor elf pünktlich an der goldenen Victoriastatue vorbeiziehen.

Es folgen einige Soldaten, die mit ihren Gardeuniformen sehr französisch aussehen. Wir wundern uns nicht nur darüber, sondern auch, dass während des Wachwechsels nicht nur die britische Nationalhymne sondern auch die französische zu hören ist. Da wir die Wachablösung nicht direkt sehen können, erfahren wir erst später den Grund. 

Heute ist zum ersten Mal eine Einheit zum Wachwechsel in London erschienen, nämlich die französische, die nicht zum Commonwealth gehört, um das vor 120 Jahren beschlossene Freundschaftsabkommen mit Frankreich zu bekräftigen. Sogar Prinz Edward und Herzogin Sophie waren anwesend. Umgekehrt waren britische Grenadiere am Montag unter Anwesenheit Emmanuel Macrons an der Wachablösung im Élysée-Palast beteiligt. Wir waren also an diesem historischen Ereignis in London zugegen.

Anschließend gehen wir durch den St. James‘ Park zum Parlament und zur Westminster Abbey. Der Eintrittspreis hat mich immer schon davon abgehalten reinzugehen. Das ist diesmal nicht anders. 35 Euro, um einmal eine Kirche von innen zu sehen, ist lächerlich und unverschämt. Wir entscheiden uns für eine Bootsfahrt über die Themse zur Battersea Power Station. Das Ubertaxi fährt rasend schnell am Parlament, dem MI6 und der Tate Britain vorbei bis wir das weltberühmte Gebäude der Battersea Powerstation sehen..

Berühmt geworden ist das Gebäude, weil es im Jahr 1977 auf dem Plattencover von Pink Floyds Album „Animals“ zusammen mit einem Schwein abgebildet wurde. Das Gebäude ist ein ehemaliges Kohlekraftwerk, das von 1933 bis 1983 dort betrieben wurde. Heute ist es eine große Shoppingmall mit Restaurants und einer coolen Bar, die Control Room B heißt und viele der Steuerelemente des ehemaligen Kraftwerks zu Dekozwecken enthält.

Wir kaufen nichts, machen nur ein paar Fotos vom industrial design und fahren dann mit der U-Bahn in die Nähe der Tate Modern Gallery. Über die Millennium Bridge erreichen wir die Gallerie, die jeder kostenfrei besuchen kann. Da wir noch einen Abendtermin haben, sehen wir uns nur kurz dort um und fahren dann weiter nach Hause. Ganz in der Nähe unseres Hotels finden wir einen Fish and Chips-Laden, der in Anlehnung an Jack the Ripper Jack the Chipper heißt. Wir begegnen zum Glück keinem Serienmörder, sondern bekommen leckeren Fisch mit Pommes und natürlich Essig dazu.

Dann machen wir eine kurze Pause im Hotel und gehen in den Skygarden im Walkie Talkie-Gebäude. Die Aussicht ist grandios. Wir bleiben bis es dunkel wird und freuen uns über die fantastische Aussicht über die dunkle Stadt. Auf dem Nachhauseweg gehen wir noch am Lloyd building vorbei, das direkt an Harry Potters Winkelgasse steht. Um die Ecke befindet sich The Gherkin, die wir eben noch von oben gesehen haben. Wir laufen durch die Dunkelheit nach Hause und planen den näxten Tag.

09.04.24: Die Bayern sind in der Stadt

Heute morgen gehen wir zuerst in den Classic Football Shirts-Laden direkt neben dem Hotel. Das ist offenbar das Paradies der Fußballtrikots. Kurz nach Öffnung ist der Laden schon voller Leute. Hier gibt es Fußballtrikots aus aller Welt von allen möglichen Teams und aus allen möglichen Jahren. Mir fällt sofort ein Trikot des AFC Wimbledon ins Auge, auf dem ganz viele weiße Schafe rund um ein einziges schwarzes Schaf stehen. Der Verkäufer erklärt uns, dass Lady Diana in ihren jungen Jahren einen Pullover mit diesem Muster trug und plötzlich alle Leute auch so einen Pullover haben wollten. Der AFC Wimbledon hat nun in dieser Saison ein Trikot mit den Schafen aufgelegt, um mit dem Verkauf die Wohltätigkeitsorganisation War Child zu unterstützen. Wir unterhalten uns länger mit dem Verkäufer, der auch schon in Dortmund im Westfalenstadion ein Spiel gesehen hat und von der gelben Wand ganz begeistert ist. Die Bayern mag er nicht, er selbst ist Chelsea-Fan. Die Schafe brauchen jedenfalls ein neues Zuhause und kommen jetzt mit nach Dortmund. 

Wir machen uns nun auf den Weg zum Harrods, einem der berühmtesten, größten und exklusivsten Warenhäuser der Welt. Es fängt an zu regnen als wir gerade da sind. Drinnen ist es ja schön trocken und wir inspizieren insbesondere die sehr sehenswerte Foodabteilung im Jugendstil. Wir laufen weiter durch einige Etagen und sehen uns um. Das ehrwürdige Gebäude ist 1905 entstanden und das Angebot an exklusiven Waren ist riesengroß.

Anschließend fahren wir nach Mayfair, einem gehobenen Viertel mit georgianischen Häusern. Dort gibt es den Mercato Mayfair, der in einer ehemaligen Kirche verschiedene kleine Restaurants im Stil von Marktständen bietet. Hier war ich bisher noch nie und der Besuch lohnt sich. Wir machen eine kleine Rast und fahren anschließend nach Hause.

Nach einer kurzen Pause gehen wir in den Woodin’s Shades Pub, in dem wir die Viertelfinalspiele der Championsleague FC Arsenal gegen Bayern München und parallel dazu Real Madrid gegen Manchester City ansehen. Beide Spiele gehen unentschieden aus. Die Stimmung im Pub ist gut, aber nicht alle Gäste interessieren sich für die Spiele. Nach den Spielen setzt sich eine Frau zu uns an den Tisch und nach ein paar Minuten stellen wir fest, dass sie aus Berlin kommt. Daher geht es nun auf Deutsch weiter und sie erzählt uns, dass sie Schauspielerin ist. Sie heißt Anja Karmanski und hat schon in vielen Filmen und Fernsehserien mitgewirkt, von denen wir auch einige kennen. Beispielsweise: Inga Lindström, Outländer, SOKO, Die Rosenheim-Cops. Wir unterhalten uns wunderbar mit ihr und verabschieden uns erst als der Pub schließt.

Fazit

London ist immer wieder eine tolle Reisemetropole. Die Höflichkeit und Gelassenheit, die gute Laune und die vielen kulturellen Sehenswürdigkeiten haben uns (wieder) beeindruckt. Es ist fast unmöglich ein bestimmtes Highlight als das Beste festzulegen, weil es so viele grandiose Sehenswürdigkeiten und Begegnungen mit Kultur und Menschen gab. 

Einig sind wir uns darüber, dass in jedem Fall der Besuch des Coyote Ugly auf dem Camden Market, der Control Room B in der Battersea Powerstation zusammen mit der Bootsfahrt über die Themse und das Waxy O’Connors weit oben auf der Liste der Highlights rangieren. Die Kneipenkultur mit den urgemütlichen Pubs ist einfach unschlagbar gut.

Viel Glück hatten wir auch mit dem Wetter. Es war so gar nicht englisch, sondern fast immer trocken und oft sogar sonnig, so dass wir schöne Fotos schießen konnten. Und last but not least hat es mit uns Dreien super geklappt. Wir haben uns immer sehr schnell auf einen Plan für den näxten Tag geeinigt und sind dann losgezogen. Dabei haben wir immer die richtige Balance zwischen Besichtigung und notwendigen Pausen gefunden und viel gelacht!

Ich würde jederzeit wieder mit den beiden losziehen!