22.03.24: Auf dem Weg zur Lieblingsinsel
Wie in jedem Jahr fahren wir in den Osterferien zur Insel Texel. Dort mieten wir seit über 20 Jahren ein kleines Häuschen in einem Ferienpark in De Koog. Wir sind nicht alleine, sondern in den Häusern um uns herum wohnen lauter befreundete Familien aus alten Kinderladenzeiten. Die Kinder sind mittlerweile zwischen Mitte zwanzig und Mitte dreißig Jahre alt und bringen zum Teil schon eigene Kinder mit. Der Kinderladen war damals aus einer Elterninitiative entstanden und Adelheid hat ihn zusammen mit zwei Erzieherinnen und einigen Eltern gegründet. Wir sind erst später mit Max dazugestoßen, der mit einem Jahr in den Kinderladen kam, als ich noch studierte. Da der Kinderladen keine städtische Einrichtung war, mussten wir immer mit anpacken, wenn es im Haus oder im großen Garten etwas zu tun oder zu reparieren gab. Fiel die Köchin aufgrund von Krankheit aus, mussten Eltern kurzfristig einspringen und diesen Dienst übernehmen. Ich durfte leider nur ein Mal meine besonders leckere Brotsuppe kochen, weil nicht alle Kinder davon schwer begeistert waren.
Es gab viele tolle Freizeitangebote für die Kinder wie das wöchentliche Schwimmtraining, der Einkauf der Frühstücksbrötchen (alleine ohne Eltern oder Erzieherinnen), eine Fahrt mit den Erzieherinnen mit zwei Übernachtungen nach Berchum, Zelten im Garten, Laternenfeste, Grillabende usw.. Heute wäre sicher Vieles davon verboten, weil diese Aktionen den Sicherheitsauflagen, die es heute gibt, nicht Stand halten könnten. Für unsere Kinder war es das Paradies. Sie konnten selbst entscheiden, ob und wann sie nach draußen gehen und ob sie bei Regen eine Jacke tragen wollten oder nicht. Sie durften in der Matsche spielen und sich in Gebüschen verstecken. Die Eltern trafen sich nicht nur zum Arbeiten dort, sondern waren Teil des Kinderladens und durften auch jederzeit am Tagesgeschehen teilnehmen. Mit dieser eingeschworenen Truppe aus ehemaligen Kinderladenkindern und Kinderladeneltern geht es nun in jedem Jahr über Ostern nach Texel und wir freuen uns schon das ganze Jahr drauf!
In diesem Jahr fahre ich bereits etwas eher los, um mich mit Géonne aus und in Utrecht zu treffen. Sie ist meine Caminofreundin, die ich am ersten Tag meiner Wanderung auf dem Jakobsweg getroffen habe und mit der ich seit dem Kontakt halte. Wir treffen uns vor dem Dom, weil ich Tickets für einen Turmaufstieg besorgt habe. Wir freuen uns riesig uns wiederzusehen und haben uns viel zu erzählen. Nach 465 Stufen stehen wir oben auf dem Turm und haben eine schöne Rundumsicht über Utrecht. Anschließend laufen wir durch die Stadt, die einen bunten Wechsel aus alten Backsteingebäuden, typischen kleinen Hollandhäusern und modernen Gebäuden bietet. Durch die Stadt fließen zwei Kanäle und es gibt jede Menge Verweilmöglichkeiten in Cafés, Kneipen und Restaurants. Das Wetter ist heute nicht so schön, aber zumindest regnet es nicht und wir können uns die Stadt ansehen. Géonne zeigt mir auch die Stadtbibliothek in einem alten Gebäude. Von außen sieht sie eher wie ein Kino aus mit einer Leuchtschrift wie in Las Vegas. Drinnen befindet sich eine große Halle aus hohen Bögen und großen Deckenlampen.
Die Zeit mit Géonne verrinnt viel zu schnell, aber ich möchte ja noch weiter nach Texel fahren, daher müssen wir uns für heute verabschieden. Für mich geht es nun zurück zum Bus und auf zum Fährhafen nach Den Helder. Ich darf als vorletztes Fahrzeug noch schnell auf die Fähre fahren und freue mich bald am Ziel zu sein.
__
30.03.24: Texel: Same procedure as every year
Da ich das Häuschen auf Texel erst am nächsten Tag beziehen kann, verbringe ich die erste Nacht auf dem Parkplatz des Ferienparks. Es ist ziemlich kalt, aber ich bin gewappnet und habe genug Decken und warme Klamotten an Bord. Wie schön, wenn man sein eigenes Haus immer dabei hat.
Am Morgen ist es immer noch recht kalt und ich fahre erst einmal nach De Koog in den Supermarkt. Mit frischem Tigerbrot und einem neuen Brettchen in Inselform geht es zurück zum Bus und dann wird gefrühstückt. Um 12:00 Uhr ist es soweit und ich kann das Häuschen beziehen und alles vorbereiten. Klaus kommt morgen nach, da er noch zu einer Beerdigung gehen muss. Alleine bin ich trotzdem nicht, da die anderen Familien im Laufe des Tages auch eintrudeln.
Bereits am näxten Tag gibt es wieder den De Zestig Van Texel-Lauf, der alle zwei Jahre stattfindet. Dabei umrunden die Läufer die Insel einmal in 60 Kilometern oder zweimal in 120 Kilometern. Es gibt auch die Möglichkeit mit einer Staffel die 60 Kilometer zu teilen. Wir haben mit unterschiedlichen Staffel-Teams schon einige Male teilgenommen, dann aber auch einige Jahre ausgesetzt. In diesem Jahr haben die Kinder ein Team für die Staffel angemeldet. Insgesamt starten drei „Kinder“ und zwei „Erwachsene“ aus unserer Gruppe. Das Wetter meint es heute nicht gut mit den Läufern, der Start beginnt mit Hagel und Sturm, und die Strecke muss etwas geändert werden, da es Abschnitte gibt, die unter Wasser stehen. Den ganzen Tag ist es nass und sehr windig. Ich fahre mit dem Fahrrad zu den Wechselstationen und feuere unser Team an. Nach sechs Stunden und zwanzig Minuten holt sich unser Team im Ziel die verdienten Medaillen.
In diesem Jahr sind wir insgesamt 30 Personen mit drei Hunden verteilt auf zehn Häuser. Wie in jedem Jahr fahren wir in kleinen und großen Gruppen Fahrrad, gehen wandern oder laufen, setzen uns in die Strandpavillons, spazieren am Meer entlang oder stöbern in den Inselstädtchen. Es gibt Kibbeling oder Garnelenbrötchen in der Fischbude oder Frikandeln oder Pommes Spezial in Paal 19. Fast jeden zweiten Abend treffen wir uns an einem der Häuschen und grillen zusammen. In diesem Jahr veranstalten die Kinder, gemeint sind damit immer die längst erwachsenen früheren Kinderladenkinder, ein Pubquiz für alle während des gemeinsamen Grillens. Das macht viel Spaß.
Am näxten Morgen mache ich mich auf einen 42 Kilometer-Marsch rund um die Insel. Da es eine Trainingswanderung für den Mammutmarsch im April sein soll, will ich die Strecke alleine in meinem Tempo gehen. Klaus begleitet mich auf den ersten sieben Kilometern und geht dann am Strand entlang nach Hause. Ich marschiere weiter in Richtung Norden bis zum Leuchtturm und von da aus rüber zur Ostseite der Insel. Bis Oudeschild zieht sich die Strecke ganz schön lang am Meer entlang. Ich habe Gegenwind und laufe ganz einsam über den Asphalt. Lange Zeit sehe ich noch nicht einmal ein Schaf auf der Wiese. Das Wetter heute ist für andere Touristen scheinbar ungeeignet für eine Outdoor-Aktivität. Für mich ist es ganz passend, weil es nicht so warm und zumeist trocken ist.
Das einzige, was extrem stört, ist die Tatsache, dass die gesamte Strecke über Asphalt geht. Meine Fußsohlen schmerzen irgendwann doch sehr. Das kenne ich bereits vom Jakobsweg, aber hier treffe ich niemanden mit dem ich mich unterhalten und den Schmerz vergessen kann. Endlich angekommen in Oudeschild mache ich eine längere Pause, setze mich in die Fischbude und gönne mir ein Garnelenbrötchen und eine eiskalte Cola. Die Schuhe ziehe ich aus und warte bis der Schmerz nach einer halben Stunde so weit nachgelassen hat, dass ich weitergehen kann. Nun sind es „nur noch“ neun Kilometer zurück zum Häuschen. Nach neun Stunden, inklusive einer Stunde mit mehreren kurzen und einer längeren Pause, habe ich es nach 42 Kilometern tatsächlich zu Fuß um die Insel geschafft. Jetzt ziehe ich schnell die Schuhe und die Socken aus und lege die Füße hoch. Die bekommen nun eine schöne lange Pause an der frischen Luft und ich kriege ein kaltes Bierchen zur Belohnung!
Am näxten Morgen sehe ich erst, dass meine Füße doch mehr gelitten haben als ich dachte. Sie sind oben auf dem Fußrücken geschwollen. Na gut, heute mache ich dann mal einen Tag Pause und kühle die Füße. Ein bisschen Fahrradfahren schadet nicht und am näxten Tag ist es schon deutlich besser. Ich ziehe trotzdem noch keine engen Schuhe an und laufe mit Crocs durch die Gegend. Das passt.
—
04.04.24: Das Osterfrühstück und die letzten Tage auf der Insel
Einen Tag vor Ostern regnet es bereits morgens Bindfäden und der Wetterbericht sagt für den ganzen Tag keine Besserung voraus. Wandern oder Fahrradfahren ist heute keine Option, daher bleiben wir erst einmal in unseren Häuschen und überlegen, was man denn heute Schönes unternehmen kann. Da fällt uns das coole Proeflokaal der Texelbrauerei ein, die einen ganz neuen großen Raum zum Prüfen der verschiedenen Biersorten eingerichtet hat. Mittlerweile gibt es 13 verschiedene Biersorten, die wir natürlich nicht alle probieren können. Außerdem habe ich meine Lieblingsbiersorte, Skuumkoppe, längst gefunden. Aber den Nachmittag im Proeflokaal zu verbringen, wenn es draußen regnet, erscheint uns eine wunderbare Freizeitgestaltung zu sein. Es schmeckt wie immer lecker und wir sitzen gemütlich zusammen.
Am Ostersonntag sitzen wir traditionell draußen an einer langen Tafel und frühstücken alle gemeinsam. In über 20 Jahren ist es erst einmal vorgekommen, dass das aufgrund des Wetters nicht möglich war und wir uns in eins der Häuschen quetschen mussten. Heute haben wir wieder mal Glück mit dem Wetter und die lange Frühstückstafel kann draußen aufgebaut werden. Jeder deckt zwar seinen eigenen Tisch, aber dann werden alle möglichen Frühstücksdinge miteinander geteilt. Andreas ist in jedem Jahr für Rührei zuständig, Middi bringt immer Erdbeeren mit, Klaus und ich machen immer Soleier und Schinkenröllchen mit Spargel und so fort.
Nach dem Frühstück gab es bisher immer eine Osterrallye, aber in diesem Jahr haben wir beschlossen, statt dessen am Strand Wikingerschach zu spielen. Also macht sich unsere Gruppe in einer Karavane mit den drei Hunden auf zum Meer. Dort ist es zwar windig, aber auch schön sonnig und es macht viel Spaß zusammen. Nach der Rückkehr im Häuschenpark wird, wie immer am Ostersonntag, zusammen gegrillt. Die Grillaktion wird etwas später durch aufkommenden Regen zwar etwas gestört, aber die „Kinder“ holen einfach alle Sonnenschirme aus den Häusern zusammen und bauen daraus einen großen Unterstand. Daher wird es dann doch noch ein langer Abend.
Am näxten Tag ist für einige bereits der Ausräumtag gekommen, da sie am darauf folgenden Morgen zurück nach Hause fahren müssen. Klaus und ich bleiben mit zwei weiteren Familien noch zwei Tage länger und lassen den Texelurlaub mit gemeinsamen Fahrradtouren, Grillen und einem Besuch im Katharinenhof ausklingen. Der Katharinenhof ist ein alter Bauernhof von 1684, der in Familienbesitz ist und zu einem Pfannkuchenrestaurant umgebaut wurde. Vor Coronazeiten konnte man um einen großen offenen Kamin in der Mitte des Restaurants herumsitzen und bei einem Getränk aufs Feuer sehen oder selbst einen Holzscheit nachlegen. Aufgrund von Umweltauflagen wurde diese Tradition leider verboten und der ursprüngliche, sehr gemütliche Charakter hat darunter gelitten. Aber die Pfannkuchen, die es in allen Variationen dort gibt, sind immer noch weltklasse.
Nun ist die schöne Osterzeit vorbei und es ist Zeit wieder nach Hause zu fahren. Die Fähre bringt uns in 20 Minuten rüber nach Den Helder und von da aus geht es nach Hause. Wie immer war es wunderbar zusammen mit der großen Gruppe und wir freuen uns bereits aufs näxte Jahr!